Pfaffenhofen
Vorstand wirft hin

Streit im Pfaffenhofener Tierschutzverein eskaliert – Betrieb des Heims ist aber sichergestellt

14.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

Die Vorstandsriege des Tierschutzvereins – hier nach ihrer Wahl im April 2011 – will das Handtuch werfen, nachdem der Streit um die Entlassung von Tierheimleiterin Sandra Lob (2. von links) eskaliert ist: Renate Schichtl (von rechts), Rainer Daschner, Vorsitzende Andrea Fuchs, Ute Lechner (links) und Corinna Semet (nicht im Bild) haben angekündigt, ihre Ämter niederzulegen - Foto: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Im Pfaffenhofener Tierschutzverein kriselt es gewaltig: Der gesamte Vorstand will hinwerfen, nachdem der Streit um die Entlassung der bisherigen Tierherbergenleiterin Sandra Lob eskaliert ist. Wie es weiter gehen soll, ist unklar. Die Tierversorgung ist aber wohl nicht in Gefahr.

Die Fronten im Tierschutzverein sind verhärtet. Der Vorstand selbst hält sich bedeckt. Über die Beweggründe, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 4. Juni ihre Ämter niederzulegen, genauso wie über die aktuellen Entwicklungen im Verein. Vorsitzende Andrea Fuchs spricht nun vom „Rücktritt des gesamten Vorstands“ – also von ihr selbst, ihren Stellvertretern Rainer Daschner und Renate Schichtl, Kassierin Ute Lechner und Schriftführerin Corinna Semet. Die Mitglieder seien über diesen Schritt informiert. Wie es weitergeht, werde sich zeigen. Fuchs: „Sonst gibt es dazu nichts zu sagen.“

An die Mitglieder, aber offenbar nicht an alle, ging am Wochenende ein Schreiben des Vorstands. Darin heißt es: „Es wurden Rücktrittsforderungen an die Vorstandschaft laut. Auch berufliche Irritationen zeichnen sich bereits ab. Deshalb hat sich die Vorstandschaft zu einem Schlussstrich entschlossen im Namen der Tiere und des Tierschutzes.“

Nach dem Eklat wegen der Kündigung der hauptamtlichen Betriebsleiterin der Tierherberge in der vergangenen Hauptversammlung steht der Verein damit vor einer Zerreißprobe. Und im Hintergrund ist die Schlammschlacht in vollem Gange: Es ist die Rede davon, dass das Vorstandsquintett Diffamierungen, Telefonterror und Verleumdungen ausgesetzt gewesen sein soll. Andere Mitglieder, die hinter Lob stehen, halten dagegen. Sie sprechen von Mobbing, einer „Hetzkampagne“ und einer „Regentschaft nach Gutsherrenart“. Alles hinter vorgehaltener Hand.

Nun ist am Montag, 4. Juni, um 19.30 Uhr eine außerordentliche Mitgliederversammlung in der Tierherberge an der Weiberrast in Pfaffenhofen anberaumt. Dort will der im April 2011 gewählte Vorstand offiziell zurücktreten. Es soll dann auch gleich ein neuer Vorstand gewählt werden.

Die aktuelle Führungsriege des Tierschutzvereins ist bei der vergangenen Versammlung unter Druck geraten, bei der einige Mitglieder mit Unverständnis und Kritik auf die Kündigung Lobs und die drastisch formulierten Gründe reagiert hatten. Die Vorsitzenden hatten sich damals mit Verweis auf das ausstehende Verfahren vor einem Arbeitsgericht nicht zu ihrer Sicht der Dinge geäußert.

Die geschasste Tierheimleiterin Lob harrt derweil auf eben diese Güteverhandlung Mitte Juni – eine Woche nach der Vollversammlung. Einen Aufhebungsvertrag hat sie ausgeschlagen. „Ich will, dass die Kündigungsgründe revidiert werden.“ Sie sei total überrollt worden.

Pfaffenhofens Tierschutzreferent, Stadtrat Roland Dörfler (Grüne), verfolgt die Entwicklung besorgt: „Das darf nicht zu Lasten der Tiere gehen“, betont er. Die Versorgung von Fundtieren sei durch die derzeitigen Streitigkeiten aber nicht gefährdet, es bestünden laufende Verträge mit den Kommunen. Der Vorstand habe organisiert, dass der Betrieb weiterlaufen könne – auch wenn abgesprungene Ehrenamtliche im Tierheim durch bezahlte Kräfte abgefangen werden müssten, bis sich die Situation im Tierschutzverein wieder stabilisiert habe und eine „tragbare Lösung“ gefunden sei.

Wie die aussieht, ist unklar. „Man muss abwarten, wer sich zur Wahl stellt“, sagt Stadtrat Dörfler, der selbst kein Vereinsmitglied ist. „Die Tierherberge muss weiterlaufen, das ist das wichtigste – eine Schlammschlacht bringt nichts.“ Dörfler bricht eine Lanze für den in die Kritik geratenen Vorstand: „Sie haben eine gute Arbeit geleistet.“ Das sehen offenbar auch die Vertreter der anderen Kommunen so, für die der Pfaffenhofener Tierschutzverein die Versorgung, Betreuung und Vermittlung von Fundtieren übernimmt. Drei Bürgermeister sollen den Vorstand aufgesucht und gebeten haben, die Arbeit fortzusetzen.