Pfaffenhofen
Grippewelle hat Landkreis fest im Griff

Ungewöhnlich viele und langwierige Fälle von Influenza A und B - Klinik nah an der Kapazitätsgrenze

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
ILLUSTRATION - 29.07.2017, Berlin: Eine Frau liegt im Bett und putzt sich die Nase. (zu dpa: «Keine Entwarnung bei der Grippewelle im Südwesten" vom 09.03.2018) Foto: Maurizio Gambarini/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit −Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

Pfaffenhofen (PK) Husten, Fieber, Gliederschmerzen: Die Grippewelle hat den Landkreis im Griff. Das Krankenhaus ist so voll, dass immer wieder einzelne Abteilungen wegen Überfüllung geschlossen werden müssen. Und 800 gemeldete Influenzafälle hat das Gesundheitsamt seit Jahren nicht mehr gezählt.

"Wir haben relativ viele Grippemeldungen - viel mehr als in den vergangenen Jahren", kommentiert Elisabeth Einmüller vom Pfaffenhofener Gesundheitsamt die gut 800 Influenzafälle, die bis Mitte der Woche gemeldet wurden. Wen es erwischt, für den hat die Ärztin gute Tipps parat (siehe getrennten Artikel). Ein Patentrezept kennt aber auch sie nicht.

Während so manches Büro und viele Firmen im Moment unter einer Vielzahl kranker Kollegen leiden, ist an der Ilmtalklinik mächtig was los. In den vergangenen Wochen mussten etliche bayerische Krankenhäuser immer mal wieder die Pforten für neue Patienten schließen. "So schlimm ist es bei uns noch nicht. Wir hatten noch keinen Aufnahmestopp", sagt Kliniksprecherin Bianca Frömer. Allerdings sind beide Häuser - also die Klinik in Pfaffenhofen und ihre Mainburger Schwester - "nah an der Kapazitätsgrenze".

Das liege aber nicht nur an der Influenza, sondern auch an vielen anderen Krankheiten. "Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfälle - querbeet über alle Abteilungen", führt Frömer aus. Aus diesen Gründen müssten immer wieder einzelne Abteilungen abgemeldet werden, sobald sie überfüllt sind. "Das kann sich täglich ändern", so Frömer weiter. "Aber natürlich sind wir maximal bemüht, alle Patienten, die zu uns kommen, auch aufzunehmen." Teilweise springt die Klinik sogar über die Region hinaus in die Bresche, wenn bei anderen Krankenhäusern Not am Mann ist. "Hier helfen viele Krankenhäuser kollegial untereinander aus."

Das bringt für Patienten, Besucher und Kunden der freien Praxen im Pfaffenhofener Klinikkomplex immer wieder Engpässe bei den Parkplätzen mit sich. "Die Stoßzeiten sind aktuell etwa von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr", räumt Frömer ein. Hier wird es immer wieder knapp. "Während der anderen Zeiten sind ausreichend Parkplätze vorhanden", relativiert sie das Problem. Insgesamt sei das Verkehrsaufkommen im Vergleich zu den Vorjahren nämlich deutlich zurückgegangen. "Da waren wir oft schon im Januar oder Februar hoffnungslos überfüllt." Das Krankenhaus ist voll, die freien Praxen haben alle offen. Außerdem sind wegen der Installation von Schranken an zwei Parkspangen etliche Stellplätze gesperrt. "Ab den Osterferien flaut das in aller Regel ab. Die weiteren Monate sind weniger stark frequentiert als der März." Eine Erweiterung der Parkplätze, die auch schon angedacht wurde, ist bekanntlich vom Tisch, da zwei der freien Praxen die Klinik nächstes Jahr verlassen werden. "Da rechnen wir pro Stunde mit 20 parkenden Autos weniger", so Frömer.

Ob es nächstes Jahr auch weniger Influenzafälle geben wird, vermag indes niemand abzuschätzen. Am besten würde eine Impfung im November oder Dezember schützen. "Da gab es diesen Winter einige Irritationen", kommt Elisabeth Einmüller auf ein Thema zu sprechen, das viele Patienten verunsichert hat. "Diesen Winter wäre der Vierfach-Impfstoff wohl die bessere Wahl gewesen", räumt die Ärztin ein. Dieser wurde aber nur Privatpatienten gespritzt, während Kassenpatienten ohne Zuzahlung auf den Dreifach-Impfstoff vertrauen mussten. "Welche Untergruppe der Influenza gerade ihr Unwesen treibt, können auch wir nicht abschätzen. Aber der Vierfach-Impfstoff hätte heuer vermutlich besser gewirkt", so Einmüller.

Welche Wirkstoffe nächstes Jahr ins Serum gelangen, kann jetzt noch niemand abschätzen. "Da geht es um weltweite Beobachtungen von Grippewellen", sagt Einmüller. "Die Experten geben ihr Bestes, aber manchmal liegen sie halt daneben." Ganz aktuell lohnt eine Grippeimpfung vermutlich nicht mehr. Es dauert nämlich zwei Wochen, bis das Serum wirkt. "Bis dahin wird es aber eh schon wärmer. Und Wärme mag das Influenzavirus halt überhaupt nicht."

Bettruhe, viel trinken - und ja kein Sport!

Pfaffenhofen (pat) Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, als die große Grippewelle am Landkreis vorbeigeschwappt ist, hat es nicht nur die gesamte Holledau und den südlichen Landkreis Pfaffenhofen heuer kräftig erwischt. "800 Meldungen sind doch ziemlich viel", räumt Dr. Elisabeth Einmüller vom hiesigen Gesundheitsamt offen ein. In der Mehrzahl handle es sich um Influenza-B-Fälle. "Aber es ist auch Influenza A dabei. Gar nicht so wenige", berichtet sie. Und wer denkt, dass sich die Zahl 800 doch schon recht hoch anhört, der sollte wissen: "Die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher", so Einmüller. Denn viele Betroffene würden die Krankheit einfach ganz normal daheim aussitzen und halt etwas kürzertreten - ohne sich gleich auf die echte Virusgrippe testen zu lassen. Der Schnelltest komme häufig gar nicht zur Anwendung.

Einmüller hat auch den Eindruck, dass die Grippeviren in diesem Jahr besonders unangenehm seien. "Es ist ehrlich gesagt nur so ein Gefühl. Aber wir haben am Gesundheitsamt alle den Eindruck, dass die Grippe heuer länger dauert als sonst. Dass besonders viele Bürger betroffen sind und der Krankheitsverlauf auch schlimmer als sonst ist." Die Grippe ziehe sich oftmals sogar länger als zwei oder drei Wochen hin. Die Patienten würden sich besonders schlapp fühlen. Viele könnten das Bett gar nicht mehr verlassen.

Wie jedes Jahr seien sowohl die Kinder als auch die Senioren - also geschwächte Menschen - die Hauptrisikogruppe. Dennoch gilt für alle: Wen es erwischt, der sollte sich auch unbedingt ganz konsequent der Krankheit entsprechend verhalten. "Strenge Bettruhe, viel trinken, sich gesund ernähren", rät Einmüller. Auf keinen Fall in die Arbeit gehen, um keine anderen anzustecken. "Und sich nicht draußen herumtreiben", lauten ihre weiteren Tipps. Ganz wichtig: "Ja kein Sport! Das macht alles nur noch schlimmer, wenn man sich überanstrengt, was bei echter Grippe sehr schnell passiert."

Wenn sich jemand bereits auf dem Weg der Besserung befindet, sind kurze Spaziergänge laut der Ärztin in Ordnung. Eine Woche dauere die Virusgrippe auf jeden Fall, berichtet Einmüller weiter - und meist sogar noch deutlich länger. "In vielen Fällen geht sie außerdem mit unangenehmen Begleitkrankheiten einher, etwa einer Bronchitis oder einer Nebenhöhlenentzündung", meint Einmüller.