Pfaffenhofen
"Die Politik ist unfähig"

Bund Naturschutz kritisiert Antibiotikaeinsatz bei Massentierhaltung – und will jetzt demonstrieren

10.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:58 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Mit resistenten Keimen verseuchtes Hühnerfleisch befeuert die Diskussion zum Antibiotikaeinsatz in industrieller Tierhaltung und ruft den Bund Naturschutz (BN) auf den Plan: In einer eilig anberaumten Pressekonferenz zogen die Naturschützer im Landkreis gestern kräftig vom Leder.



Das Kernproblem brachte der bekannte Umweltschützer Peter Bernhart von der Aktion Zivilcourage auf den Punkt: „Da werden die Antibiotika tonnenweise verabreicht – und die Politik ist unfähig, diesen Wahnsinn zu stoppen.“ Schließlich sei die prophylaktische Verabreichung dieser Medikamente in der Tierhaltung sowieso verboten. „Die gesetzlichen Bestimmungen wären da, aber sie werden nicht eingehalten“, kritisierte Bernhart.

Eigentlich ging es bei dem gestrigen Pressegespräch um die geplante Fahrt zu einer Großdemo nach Berlin (siehe Kasten). „Wir wollen Wege aufzeigen für eine andere Landwirtschaft, für einen anderen Umgang mit Boden und Tieren“, mahnte BN-Kreischef Max Kainz. Dieses Thema habe nun durch die aktuelle Untersuchung des Bunds für Umwelt und Naturschutz, bei der die Hälfte des getesteten Hühnerfleischs belastet gewesen sein soll, „besondere Brisanz und Aktualität“ erlangt.

Beim BN-Pressegespräch mit dabei war auch der Ingolstädter Tierarzt Rupert Ebner, Vorstandsmitglied bei Slow Food Deutschland, der von „dramatischen Entwicklungen“ sprach und neben der Politik auch seine eigene Zunft ins Visier nahm: „Die eigentlichen Problemfelder, dass Antibiotika zu leicht verfügbar sind, weil die Tierärzte zu großzügig, fast schon illegal damit umgehen, werden kaum bekämpft.“

Ebner erinnerte sich außerdem, dass die Ursprünge des Medikamentenmissbrauchs bei der Tierhaltung in Pfaffenhofen liegen sollen: „Hier gab es eine Tierarztpraxis, die die großzügige Abgabe von Medikamenten vor 30 Jahren als Geschäftsmodell entwickelt hat“, erinnerte er sich – ohne Namen zu nennen. Der Tierarzt einer Praxis, die es heute nicht mehr gebe, habe Antibiotika verkauft, ohne die betroffenen Tiere vorher ausreichend zu untersuchen. „Das war politisch gedeckt“, kritisierte Ebner – und sei das Modell für die nun kritisierte, bundesweite Entwicklung gewesen.