Pfaffenhofen
Pfaffenhofen weist Rundwege zu Kapellen und Marterln aus

Sie können alle mit dem Radl erkundet werden

07.08.2021 | Stand 12.08.2021, 3:34 Uhr
Ein Marterl und ein Gedenkstein zwischen Wolfsberg und Menzenbach erinnern an einen grausamen Mord. Sie sind Teil des neuen Kapellenrundwegs West. −Foto: Tomaschek

Pfaffenhofen - Rund 40 Kapellen und Bildstöcke gibt es in und um Pfaffenhofen - und zu vielen davon gibt es erstaunliche Geschichten zu erzählen. Daher hat die Stadt Pfaffenhofen drei Rundwege ausgewiesen, die die Kleinodien bei ausgedehnten Spaziergängen oder Radltouren erlebbar machen.

In einer neu erschienenen Übersichtskarte sind die Standorte all dieser christlichen Bauten verzeichnet. Eine Broschüre enthält Informationen zu den einzelnen Kapellen. Außerdem widmet sich auch die zeitgleich erscheinende neue Ausgabe der Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n) diesen "Denkmälern des Glaubens".

Die Kapellen und Sehenswürdigkeiten erstrecken sich auf einem Gebiet von Langenwiesen bei Göbelsbach bis zum Riedhof und nach Siebenecken sowie von Eja bis zum Kuglhof. Sie sind in drei Rundwege aufgeteilt, die am besten mit dem Fahrrad zu erkunden sind. Der kulturinteressierte Wanderer oder Radler kann sich aber auch seine eigene Tour zusammenstellen.

In der Broschüre haben Stadtarchivar Andreas Sauer und Kulturreferent des Stadtrats, Reinhard Haiplik (ÖDP), die einzelnen Kapellen und Bildstöcke, deren Erbauer und deren Geschichte ausführlich beschrieben. Zusätzlich finden Ausflügler alles Wissenswerte auch auf Tafeln an den Kapellen.

Die Denkmäler wurden oft errichtet aus Dank über überstandenes Leid und Unglück, aber auch zur Erinnerung an tragische Ereignisse, Verbrechen und Unglücksfälle. Sie erzählen eine Geschichte, die den Betrachter zum Innehalten und Nachdenken anregen soll. Manchmal ranken sich auch düstere Sagen oder Legenden um die Orte.

Die Broschüre und die dazugehörende Karte liegen im Bürgerbüro im Rathaus, in der Stadtverwaltung sowie im Haus der Begegnung aus. Außerdem gibt es sie zum Herunterladen auf der Internetseite der Stadt Pfaffenhofen.

Auch die soeben erschienene 24. Ausgabe der Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n) beschäftigt sich eingehend mit den christlichen Denkmälern in Pfaffenhofen und den Ortsteilen. Die beiden Autoren Sauer und Haiplik geben neben den Kapellen und Bildstöcken, die heute noch zu sehen sind, auch einen Überblick über die Bauten, die vor allem in der Zeit der Säkularisation weichen mussten. Die Dokumentation der früher auf Stadtgebiet stehenden Objekte, die vielfach im Jahr 1804 abgebrochen und veräußert wurden, und der seit dem 19. Jahrhundert neu errichteten Kapellen, Marterl und Bildstöcke soll deutlich machen, in welcher Vielfalt Menschen im Landkreis aus tiefem Glauben, voller Hoffnung, aber auch aus Kummer bleibende Denkmäler geschaffen haben, um andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Die Stadtgeschichte(n) liegen ebenfalls an genannten Stellen aus.

PK

Herr Haiplik, wie kamen Sie als Kulturreferent auf die Idee der Kapellenrundwege?

Reinhard Haiplik: Von Kindheit an haben mich bei Spaziergängen bauliche Glaubenszeugnisse inspiriert. Ausschlaggebend war auch Hohenwart, wo die Gemeinde bereits einen solchen Themenwanderweg ausgewiesen hat. Es hat mich sehr gefreut, dass jetzt auch die Stadt Pfaffenhofen die Idee aufgegriffen und so gut umgesetzt hat.

Welche Bedeutung haben die Kirchlein, Bildstöcke und Marterl für die Pfaffenhofener Stadtgeschichte?

Haiplik: Wir haben hier ungewöhnlich viele Kapellen. Sie sind Zeichen der tiefen Frömmigkeit und Gläubigkeit unserer Vorfahren, wie sie ganz typisch für die Pfaffenhofener Gegend war. Gebaut wurden sie meist Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund eines Gelübdes oder aus tiefer Marienverehrung heraus.

Sind einige Exemplare im Fortbestand bedroht?

Haiplik: Marterl und Bildstöcke verschwinden manchmal aus verschiedenen Gründen. Und nicht nur in Pfaffenhofen sind auch Kapellen in ihrer Wirkung bedroht: Durch ausufernde, seelenlose Gewerbegebiete und und viel zu enge Neubaugebiete werden solche Glaubenszeugnisse förmlich erdrückt - und drohen womöglich einmal ganz zu verschwinden.

Die Fragen stellte Michael Kraus.