Pfaffenhofen
Aus der Traum

Claudia Jung, Markus Käser und Max Weichenrieder verpassen den Einzug in den Landtag

17.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:39 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Es bleibt dabei: Der Stimmkreis Pfaffenhofen wird mit Karl Straub (CSU) nur einen einzigen Landtagsabgeordneten nach München schicken. Für Markus Käser (SPD), Max Weichenrieder (CSU) und Claudia Jung (Freie Wähler) ist der Traum vom Sitz im Maximilianeum zu Ende.

Die Landtagskarriere der Gerolsbacher Schlagersängerin hing auch gestern noch lange am seidenen Faden. Eine ganze Reihe von Stimmkreisergebnissen vor allem aus München lag erst am späten Nachmittag vor. Die Auszählung der beiden Stimmbezirke München Land-Nord und -Süd lief bis in die Abendstunden hinein. Fünf Sitze standen den Freien Wählern auf der Oberbayern-Liste zu. Für Freie-Wähler-Kandidatin Claudia Jung reicht es nach dem zuletzt vorliegenden Auszählungsstand mit rund 10 670 Stimmen nur zum siebten Platz hinter Peter Aicher aus Rosenheim (etwa 10 870 Stimmen) und Nikolaus Kraus aus dem Landkreis München (knapp 11 780 Stimmen).

Relativ schnell war klar, dass Markus Käser ebenfalls den Sprung ins Maximilianeum nicht schaffen würde. Rund 11 500 Stimmen hatte der Pfaffenhofener SPD-Kandidat letztlich als Gesamtergebnis in Oberbayern vorzuweisen – das waren am Ende knapp 5000 Stimmen zu wenig, um in den Bereich der 15 oberbayerischen SPD-Mandate vorzustoßen.

Mehr als achtbar aus der Affäre gezogen hat sich Max Weichenrieder. Der Wolnzacher sammelte als CSU-Listenkandidat über 9900 Stimmen, was ihm in der Endabrechnung wohl den zweiten Nachrückerplatz auf der Oberbayernliste seiner Partei einbrachte – hinter Markus Fröschl aus Traunstein und Anton Kreitmair aus Dachau (beide rund 11 300 Stimmen).

Am Ende einer langen Zitterpartie fand sich Claudia Jung mit ihrem Ausscheiden aus der Landtagsfraktion der Freien Wähler ab. „Es reicht nicht mehr. Jetzt ist es eben so, wie es ist“, sagte die Gerolsbacherin bereits kurz vor Bekanntgabe der letzten endgültigen Ergebnisse aus den Münchener Land-Stimmkreisen. Die Sängerin reagierte natürlich enttäuscht. „Es ist schon schade. Ich hätte gerne noch einiges bewegt“, sagte sie. Schon im Vorfeld der Wahl hatte sie befürchtet, dass die von der CSU initiierte Stimmkreisreform ihre Opfer unter den kleineren Parteien fordern würde. „Aber dass dieses CSU-Konzept so gut aufgeht, das habe ich dann doch nicht erwartet.“

Die Spaltung ihrer Stammwähler auf Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen sei für sie nicht zu kompensieren gewesen. Hinzu sei wohl noch der eigene taktische Fehler der Freien Wähler gekommen, in Pfaffenhofen keinen Listenkandidaten zu benennen. „Diese Stimmen fehlen einem dann halt auch. Aber wir haben schlichtweg keinen Kandidaten dafür gefunden“, räumt die Kreisvorsitzende offen ein. Die Auswirkungen der Reform hätte nicht nur sie selbst, sondern auch die SPD-Kollegen aus der Umgebung aus dem Maximilianeum gekegelt. „Bitter für die Region. Die Reform war einfach nur schlecht für uns.“

Wie es für Claudia Jung politisch weitergeht, kann die Sängerin selbst noch nicht genau abschätzen. Die Freien Wähler wollen sich zunächst im Kreisverband gut aufstellen und dann eine erfolgreiche Kommunalwahl bestreiten. „Ich bin ein ruheloser Geist, mir fällt schon was Neues ein“, sagt sie und hat in jedem Fall vor, politisch weiterhin aktiv zu bleiben.

Markus Käser ist ungeachtet des Scheiterns zufrieden mit seinem Ergebnis: „Die SPD Pfaffenhofen hat sich in der Landespolitik zurückgemeldet – darauf können wir aufbauen.“ Er habe mit sieben Prozentpunkten den höchsten Stimmenzuwachs aller Kandidaten erreichen können, obendrein das beste prozentuale SPD-Ergebnis der Region – Freising eingeschlossen. „Aber das gute prozentuale Ergebnis hat aufgrund des kleinen Stimmkreises nach der Reform nicht gereicht – das ist Fakt.“ Ein Rechenbeispiel: Wo Käsers Erststimmenergebnis von 19,9 Prozent im 2011 gestutzten Stimmkreis 10 230 Stimmen entspricht, brächte es ein Kandidaten im benachbarten Stimmkreis Freising, in dem anderthalb so viele Wahlberechtigte leben, bei gleichem prozentualen Abschneiden auf über 15 500 Stimmen. Und dieser Nachteil durch den Neuzuschnitt der Stimmkreise trifft laut Käser nicht nur ihn selbst: „Die Stimmkreisreform, die uns immer als Vorteil für die Region verkauft worden ist, hat dazu geführt, dass es außerhalb der CSU keine Abgeordneten mehr gibt“, sagt der Sozialdemokrat mit Blick auf Claudia Jung und die Ingolstädter Landtagsabgeordneten Achim Werner (SPD) und Markus Reichhart (FW), die ebenfalls den Wiedereinzug ins Maximilianeum verpasst haben.

Und wie es mit dem Pfaffenhofener SPD-Kreis- und Ortsvorsitzenden Käser weitergeht? Nach der Wahl ist vor der Wahl! „Erst einmal stelle ich mich für Florian Simbeck auf die Hinterfüße“, sagt er mit Verweis auf die Bundestagswahl in vier Tagen. „Danach werden wir eine Kreisversammlung abhalten und besprechen, wie es weitergeht.“ Im Kreisverband hätten sich im Wahlkampf engagierte und neue Leute hervorgetan. Auch er selbst wolle den Schub der Landtagswahl nutzen: „Ich will weiterhin politisch arbeiten – und zwar in einer Rolle, in der ich etwas bewirken kann.“ Konkreteres sagt er noch nicht. Doch eins scheint klar: Für Käser kann der Kommunalwahlkampf 2014 kommen.

Mit dem Seehofer-Effekt hadern auch die Kandidaten der CSU. Diese hatten ihre liebe Müh und Not damit, im Schatten des alles überstrahlenden Ministerpräsidenten ihre Stimmen zu sammeln. Listenkandidat Max Weichenrieder kann ein Lied davon singen. Von Platz 43 aus ist er in ein Rennen gegangen, dessen Ausgang er so fast vorhersehen konnte. „Ich habe etwa das Ergebnis der vergangenen beiden Wahlen erreicht – aber es hat halt nicht ganz gereicht“, sagte er in einem ersten Kommentar. Gut 10 000 Stimmen hat der 63-jährige Landwirt vom vorletzten Listenplatz aus den Stimmkreisen in ganz Oberbayern einsammeln können. Etwa 1000 zu wenig für den direkten Einzug ins Maximilianeum. „Ich bin einer der ersten Nachrücker. Und das hat in der Vergangenheit meist gereicht, irgendwann reinzurutschen.“

Völlig enttäuscht ist Weichenrieder über sein Abschneiden nicht. Aber Zufriedenheit hört sich auch anders an. „Es wäre mehr drin gewesen, wenn die alten Stimmkreise geblieben wären“, zieht er Bilanz der politisch herbeigeführten Veränderung. Gerade die Stimmen aus den Gemeinden Scheyern, Hohenwart und Gerolsbach hätten ihm gefehlt. „Man hält sich halt an die Grenzen, um den Kollegen nicht ins Handwerk zu pfuschen“, sagt Weichenrieder. Aber ihm habe das vermutlich rund 3000 Stimmen gekostet. „Hätte ich die, wäre ich drin. So hänge ich halt in der Warteschleife fest.“

Alles, was dem 63-Jährigen jetzt bleibt, ist Ruhe und Ausdauer. Die nächsten Wahlergebnisse wird er auch vor dem Hintergrund verfolgen, welche oberbayerischen Abgeordneten mit höheren Weihen gesegnet würden. Verabschieden sich einige von ihnen in nächster Zeit, wird der Wolnzacher nachträglich vereidigt. „Die Chancen sind da – und die Hoffnung stirbt immer zuletzt.“