Pfaffenhofen
Zwischen Bewunderung und Abscheu

Thomas Schuler fesselt seine Zuhörer bei einer Lesung über "Napoleon und die Bayern"

28.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Zu Beginn der Lesung stellte Kulturreferent Steffen Kopetzky (links) den Napoleon-Experten Thomas Schuler vor. - Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (bde) "Napoleon und die Bayern" - unter diesem Titel hat am Freitagabend eine von der Buchhandlung Osiander veranstaltete Autorenlesung im Festsaal des Rathauses stattgefunden. Der Historiker und anerkannte Napoleon-Fachmann Thomas Schuler las aus seinem neuen, gleichnamigen Buch.

In einer kurzen Einführung erläuterte Kulturreferent Stephen Kopetzky den historischen Kontext dieser Zeit der französischen Revolution und des Aufstieges Napoleons in Frankreich. Thomas Schuler machte schon zu Beginn seines Vortrages deutlich, dass das Phänomen Napoleon bis hin in die heutige Zeit auf großes Interesse stößt, aber auch sehr zwiespältig gesehen wird. Dies sei schon zu dessen Lebzeiten der Fall gewesen, so war zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe ein großer Bewunderer Napoleons, während sein Dichterkollege Heinrich von Kleist ihn für den Antichrist, den Satan persönlich, gehalten hat. Ziel des Buches und des Vortrages sei es Napoleon und sein Wirken sowie auch die besondere Bedeutung für Bayern wertfrei darzustellen.

Und das gelang Thomas Schuler in seinem mit vielen Bildern unterlegten Vortrag ganz wunderbar. Er zeigte anhand der chronologischen Ereignisse die Auswirkungen, die Napoleons Handeln für Bayern und Europa hatte. Der Aufstieg Napoleons, dem es als Militär gelingt, dem durch die Revolution im Chaos liegenden Frankreich wieder Ordnung und Struktur zu verleihen. Auch Bayern bekommt durch den Einfluss Napoleons eine neue Rechtsordnung, das Beamtentum wird neu geordnet, Korruption und Vetternwirschaft zurück gedrängt.

Das Kurfürstentum Bayern, welches immer wieder von Österreich in seiner Existenz bedroht wird, schließt sich Napoleon an und wird schließlich im Jahr 1806 zum Königreich erklärt. Das Bayern der Jahre 1806 bis 1810 ist so groß, dass es bis an den Gardasee reicht. Diesen durchaus positiven Veränderungen stehen aber auch unermessliches menschliches Leid gegenüber. Französische Truppen, die bei ihren Märschen durch das Land auf dem Weg zu verschiedenen Schlachten plündernd und marodierend durch die Orte ziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um verbündete Länder handelt oder nicht. So gibt es wohl in ganz Bayern im Jahre 1813 keine Familie, die nicht um verlorene Väter oder Söhne trauert.

Diesen Zwiespalt, zwischen Bewunderung für die fortschrittlichen Bemühungen um die Zivilgesellschaft, die bis zum heutigen Tag ihre Spuren in der deutschen Verwaltung und Gesetzgebung hinterlassen haben, und die unglaublichen militärischen Erfolge Napoleons, aber auf der anderen Seite die Tragik der Menschen, die diese Zeit aushalten mussten und im besten Fall überlebt haben, machte Thomas Schuler an diesem Abend deutlich. Sein Buch, das als Auftragsarbeit zur Landesausstellung in Ingolstadt im letzten Jahr entstanden ist, bietet einen interessanten Einblick in die damalige Zeit.