Pfaffenhofen
Wenn der Altlandrat auf den Hund des Pfarrers aufpasst

Tierischer Vermisstenfall mit prominenter Besetzung findet ein leicht getrübtes Happy End

09.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:44 Uhr

Mit Flugblättern hat Altlandrat Rudi Engelhard den ausgerissenen Hund des evangelischen Pfarrers Michael Murner gesucht - Foto: Kügel

Pfaffenhofen (PK) Es ist ein tierischer Vermisstenfall mit prominenter Besetzung: Gino, der Jagdhund der evangelischen Pfarrerfamilie Murner aus Pfaffenhofen, der während deren Urlaub in Litauen bei Altlandrat und Oberjäger Rudi Engelhard untergekommen war, verschwand Ende Februar spurlos in einem Wald im der Gemeinde Pförring (Landkreis Eichstätt). Doch Engelhard fand den Magyar-Vizsla-Rüden nach viertägiger Suche bei Mindelstetten wieder, sodass die Murners ihr sechstes Familienmitglied wieder in die Arme schließen konnten.

Doch so lupenrein ist das Happy End nicht: Gino ist verletzt worden und kann wohl erst in einigen Wochen wieder normal laufen. Und Herrchen Michael Murner hat ebenfalls Ärger: Ein Pkw-Fahrer, der glaubt, Gino sei ihm während dessen Verschwinden ins Auto gelaufen, macht Schäden an seinem Wagen geltend.

Angefangen hat der Trubel um Gino vor genau zwei Wochen in Lobsing bei Pförring. Dort ist der Rüde seinem Vertretungsherrchen Rudi Engelhard, der ihn als Freundschaftsdienst für Michael Murner betreut hatte, entwischt. „Er ist bei einem Motorsägenkurs abgehauen“, berichtet der Chef der Pfaffenhofener Jägervereinigung. „Wir haben die ganze Gegend abgesucht – aber den Hund nicht gefunden.“

Der passionierte Jäger gab sich aber nicht geschlagen: Er suchte weiter, informierte die Bevölkerung mit Flugblättern und einer Zeitungsanzeige. Als das Pfaffenhofener Pfarrerehepaar nach vier Tagen wieder aus dem Urlaub in der litauischen Hauptstadt Vilnius zurückkehrte, suchten sie ebenfalls, weil sich immer wieder Menschen aus der Region gemeldet hatten, die Gino gesehen haben wollten – leider erfolglos. „Wir haben den Hund bei allen Polizeidienststellen als vermisst gemeldet“, erzählt Michael Murner. Nach fünf bangen Tagen dann die gute Nachricht: In der Gemeinde Mindelstetten (Landkreis Eichstätt) haben Passanten ihn entdeckt und Rudi Engelhard informiert. „Ich war bei der Suche eh in der Nähe“, erzählt Engelhard, der Gino, der von den Passanten so lange festgehalten wurde, gleich abholte: „Er saß vor einer Pizzeria.“

Sofort hat der Altlandrat das vermisste Tier zurück ins Pfaffenhofener Pfarrhaus gebracht, wo ihn seine inzwischen aus dem Urlaub zurückgekehrten Besitzer in die Arme schließen konnten. „Gott sei Dank ist er wieder da“, sagt Engelhard, der an diesem Samstag übrigens seinen Geburtstag feiert, abschließend. „Die Freude war riesig“, berichtet Michael Murner. „Es hatte dicke Tränen gegeben, als er weg war.“

Doch ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht – zumindest nicht für Gino und sein Herrchen: „Der Hund ist möglicherweise mit einem Auto zusammengestoßen“, erzählt Michael Murner. Diagnose: Kreuzbandriss. Anfang der Woche musste der Familienhund operiert werden, die nächsten Wochen könne er nur auf zwei Beinen laufen, ausgeheilt ist die Verletzung wohl erst in zwei oder drei Monaten.

Zudem muss sich der evangelische Pfarrer derzeit auch noch mit Schadensersatzansprüchen herumschlagen: „Das trübt die Harmonie“, sagt er. Der Fahrer eines Kleinwagens will auf der B 301 bei Lindkirchen (Landkreis Kelheim) nämlich mit Gino zusammengestoßen sein. „Er geht davon aus, dass es unser Hund war“, fasst Michael Murner zusammen. Seine Versicherung prüfe derzeit, ob die Forderungen berechtigt sind. Zweifel gibt es schon, allein weil es von Lindkirchen nach Mindelstetten kein Katzensprung ist. „Das sind fast 25 Kilometer Luftlinie“, rechnet Michael Murner vor. Und nicht nur die große Distanz macht das schwer vorstellbar: Gino hätte von Pförring nach Lindkirchen und zurück in den Landkreis Eichstätt zwei Mal die Donau und die Autobahn 93 kreuzen müssen.