Pfaffenhofen
Seehofer als Integrationsfigur

Den Kandidaten-Coup im Nachbarstimmkreis schreibt sich der dortige CSU-Kreischef auf die Fahne

31.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Horst Bonaparte, der kleine Grenzverschieber: In Napoleons Tradition, die eine oder andere Grenze neu zu ziehen, damit das politische Gefüge passt und die Herrschaft gesichert ist, sieht PK-Karikaturist Hermann Singer Horst Seehofers Kandidatur im neu aus der Taufe gehobenen Landtagsstimmkreis Neuburg-Schrobenhausen. Karikatur: Singer

Pfaffenhofen (PK) Lange war über Horst Seehofers Kandidatur für ein Direktmandat im neuen Landtagswahl-Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausens spekuliert worden, nun herrscht plötzlich Gewissheit – ein Coup, den der dortige CSU-Kreisvorsitzende Alfred Lengler offenbar fast im Alleingang gelandet hat.

Als sich im vergangenen Jahr abzeichnete, dass der Landkreis Pfaffenhofen einen eigenen Stimmkreis erhalten wird, sei ihm der Gedanke gekommen, und zwar im Gespräch mit einem Zeitungsredakteur, erklärte Lengler (kleines Foto) jetzt auf Anfrage. Schon damals wurde bekanntlich geargwöhnt, dass sich Seehofer den neuen Stimmkreis eigens geschaffen habe, um an ein Mandat zu kommen. „Und dann habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht“, berichtet Lengler, der die Personalie dann dem erweiterten Neuburg-Schrobenhausener CSU-Kreisvorstand vorgeschlagen hatte, der schließlich zustimmte. „Wir haben dann ein Schreiben an Seehofer geschickt, mit der Bitte, bei uns Kandidat zu werden.“

Und Seehofer sagte offenbar nicht gleich zu. Gerüchte gab es trotzdem. Und dabei blieb es bis zuletzt. Lengler erklärte, er habe einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. „Ich habe ihm immer wieder gesagt: Wenn du kein Mandat hast, kannst du nicht mal an Koalitionsverhandlungen teilnehmen.“ Und Seehofer ließ sich schließlich überzeugen. Bei ihrem jüngsten Treffen, der Gerolsbacher Rathauseinweihung im Juli, habe ihm Seehofer dann zugeraunt: „Wir machen es so, wie wir es besprochen haben“, erzählt der Kreisvorsitzende. Die Entscheidung war gefallen.

„Wir hatten drei eigene Kandidaten aus dem Landkreis, richtig gute Kandidaten“, sagt Lengler. „Aber wenn die Chance besteht, den Ministerpräsidenten zu bekommen, dann ist das für unseren Landkreis eine einmalige Chance.“ Und das hätten auch die anderen potenziellen CSU-Kandidaten aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen verstanden. So wird sich Seehofer wohl ohne Gegenkandidat bei der Delegiertenversammlung am 7. September zur Wahl stellen. Wenn der eigene Direktkandidat gleichzeitig Ministerpräsident ist, könnte das für die Ansiedlung neuer Betriebe oder die Entwicklung von Straßen von unschätzbarem Wert sei, glauben sie in der dortigen Kreis-CSU.

Auch für die Integration der Pfaffenhofener Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern in den neuen Stimmkreis sei jetzt Seehofer der richtige Mann, vermutet Lengler. „Das wäre mit einem anderen nicht so einfach gewesen.“

Dass die Kreis-CSU die Personalie so lange unter Verschluss gehalten hat, erklärt Lengler so: „Wenn wir das früher bekannt gegeben hätten, wäre das vielleicht zerredet worden – und er wäre womöglich gar nicht angetreten.“

Ein Sprecher der Landes-CSU erklärte nun, dass Seehofer sich derzeit selbst nicht äußern wolle. Nach Einschätzung des Sprechers werde sich die Entscheidung auch erst „kurzfristig vor oder auf der Versammlung kristallisieren“.