Pfaffenhofen
Rote Zahlen

Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg weisen eine knappe halbe Million Euro als Fehlbetrag aus

16.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:36 Uhr

Draußen gelbe Blüten, drinnen rote Zahlen: Nach neun Jahren mit Gewinn muss die Ilmtalklinik GmbH für 2011 einen Fehlbetrag von knapp einer halben Million Euro ausweisen - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Die Ilmtalklinik-GmbH ist mit den beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg in die roten Zahlen gerutscht. Wie Geschäftsführer Marco Woedl gestern im Kreisausschuss berichtete, summiert sich der Fehlbetrag 2011 in beiden Kliniken zusammen auf 481 000 Euro.

Wie die Ilmtalklinik bereits Anfang Dezember 2011 bekannt gab, hatte man im Herbst vergangenen Jahres vorübergehende Rückgänge der Fallzahlen zu verzeichnen. Darüber hinaus steige der Wettbewerbsdruck im gesamten Klinikbereich. Nach zuletzt neun Geschäftsjahren, in denen Gewinne geschrieben wurden, sorgte laut Woedl das schlechte vierte Quartal 2011 dafür, dass nun eine knappe halbe Million Euro als Fehlbetrag ausgewiesen werden musste.

Als Hauptursache für das Defizit machte Woedl strukturelle Probleme bei der Kardiologie im Mainburger Krankenhaus verantwortlich. Die dortige Chefarztstelle sei bereits seit März nicht mehr besetzt gewesen, weshalb starke Umsatzrückgänge zu verzeichnen gewesen seien – bis September habe dies aber durch gute Patientenzahlen in Pfaffenhofen kompensiert werden können. Die eigentliche Negativentwicklung sei dann in den Monaten Oktober und November 2011 gewesen. Der Geschäftsführer: „Ende 2011 fehlten uns rund 300 Patienten gegenüber dem Vorjahr.“ Im gesamten zweiten Halbjahr hätten damit über eine Million Euro an Erlösen gefehlt.

Erst zum 1. Oktober sei mit Dr. Josef Haimerl ein neuer Kardiologe nach Mainburg gekommen, aber er sei bereits nach zwei Monaten wieder gegangen. Die Mainburger Kardiologie wieder aufzubauen, habe nun oberste Priorität. Die Klinikleitung erhofft sich mit dem neuen Herzkatheterlabor in Pfaffenhofen und dem Austausch des Herzkatheterlabors in Mainburg künftig wieder bessere Zahlen. „Nach Mainburg sollen drei neue Ärzte für die Innere kommen“, stellt Woedl in Aussicht. Seit Dezember 2011 bis heute verzeichnet er außerdem wieder einen deutlichen wirtschaftlichen Trend nach oben. Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat würden höhere Erlöse festgestellt.

Sehr positiv bewertete er außerdem die Beurteilung durch die Patienten, die in den Kliniken Pfaffenhofen und Mainburg 2011 behandelt wurden. Im Durchschnitt seien beide Krankenhäuser aus Patientensicht mit der Schulnote 1,5 bewertet worden, das seien auch im Vergleich mit anderen Kliniken sehr gute Zahlen. Nach internen Umfragen würden 99 Prozent der stationären Patienten sich zu einer weiteren Behandlung wieder in die Obhut der Kliniken in Pfaffenhofen und Mainburg begeben. Laut Woedl seien die durchgängig guten Bewertungen das Resultat aus Qualitätsmanagement, dem Einsatz hoch qualifizierten Personals, stetigen Struktur- und Prozessoptimierungen sowie permanenten Investitionen in die Strukturen der Kliniken. Und die Mitarbeiter der Kliniken würden „unter immer schwierigeren Rahmenbedingungen Höchstleistungen erbringen“. Dank der hohen Qualität im Bereich der medizinischen Leistungserbringung, einem erfolgreichen überregionalen Marketing und dem Aufbau von Netzwerken würden viele Patienten auch aus den Nachbarlandkreisen kommen, um die medizinische Kompetenz der Ilmtalklinik-GmbH in Anspruch zu nehmen, ergänzte Woedl in einer Pressemitteilung. Demnach kamen von den insgesamt 13 119 Patienten aus den Landkreisen im Einzugsgebiet der Klinik 10 834 Patienten aus Pfaffenhofen und Kelheim, daneben suchten aber auch Patienten vor allem der Landkreise Freising, Dachau und Neuburg-Schrobenhausen die Krankenhäuser der Ilmtalklinik GmbH auf.

Geschäftsführer Woedl berichtete im Rahmen der gestrigen Kreisausschusssitzung von zahlreichen Neuerungen, um die Kliniken wieder in die Erfolgsspur zu bringen. So soll sich künftig eine eigene Arbeitsgruppe künftig intensiv um klinikübergreifende Probleme kümmern, zum Beispiel an der Schnittstelle Ärzte- und Pflegedienst. Die Hauptabteilung Gynäkologie der Ilmtalklinik Pfaffenhofen operiere ab Mitte des Jahres auch im Krankenhaus Mainburg, gab er ergänzend bekannt.

Die nahezu zu 100 Prozent ausgelastete Intensivstation der Ilmtalklinik in Pfaffenhofen soll möglichst noch in diesem Jahr von neun auf zwölf Betten erweitert werden. Woedl: „Wir konnten an einigen Stellen keine Patienten mehr aufnehmen.“ Für die Kinderstation hofft der Geschäftsführer auf eine Entscheidung Mitte des Jahres (PK berichtete). Ansonsten müsse für die dafür bislang leer stehende Station 7 ein „Nachnutzungskonzept“ gefunden werden. Die Parkplatzprobleme in Pfaffenhofen sollen durch Schaffung von weiteren hundert auf dann 520 Parkplätzen auf dem Klinikgelände behoben werden.

Die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte sollen künftig regelmäßig zu „Ärztestammtischen“ in die Ilmtalklinik eingeladen werden, um den Informationsaustausch zu verbessern. Zudem will Woedl einen Neujahrsempfang als Plattform für Politik, Klinik- und niedergelassene Ärzte etablieren.

Zurück in die Erfolgsspur, dazu soll auch die enge Zusammenarbeit der Ilmtalklinik GmbH mit den Kliniken im Naturpark Altmühltal in Eichstätt und Kösching beitragen, die voraussichtlich Anfang 2013 unter dem Mantel der gemeinsamen Holding „Klinikallianz Mittelbayern GmbH“ weiter intensiviert wird. Woedl: „Durch den Zusammenschluss der Kliniken wird so ein dringend erforderliches Gegengewicht zu konkurrierenden Großkliniken entstehen.“

Die Kreisausschussmitglieder nahmen die Ausführungen zu dem Defizit gefasst zur Kenntnis, größere Diskussionen blieben aus. Landrat Martin Wolf (CSU) ergänzte, dass er ein „offensives Beschwerdemanagement“ an neutraler Stelle für Patienten schaffen wolle. Außerdem stellte er klar, dass im Landkreishaushalt 2012 trotz des Defizits keine Unterstützungsgelder für die Ilmtalklinik über den regulären Investitionskostenzuschuss in Höhe von 250 000 Euro hinaus vorgesehen seien. Gewinne aus den Vorjahren seien ja vorhanden. Allenfalls über eine zeitlich befristete Liquiditätshilfe könne verhandelt werden. Wolf: „Die Klinik soll sich aus eigener Kraft tragen, soweit es irgend geht.“