Pfaffenhofen
Kraftvoll und lebendig

PK TRIFFT die Künstlerin Tanja Röder, die ihre Skulpturen bei der Kleinen Landesgartenschau ausstellt

11.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Foto: Petra Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) "Mensch-Natur-Raum" sind die zentralen Themen der Pfaffenhofener Künstlerin Tanja Röder. Während der Gartenschau "Natur in Pfaffenhofen 2017" werden ihre Werke zu sehen sein.

"Die Natur ist die Mutter der Kunst", lautet das Credo der Bildhauerin Tanja Röder. "Denn jeder Künstler hat etwas, das ihn antreibt." Dabei steht sie auf dem Standpunkt, dass die Natur in Funktion, Proportion und Schönheit unerreicht und vollkommen ist. So versucht sie in ihren Werken diese nicht nachzuahmen, sondern zu verstehen. In der künstlerischen Arbeit beschäftigt sich die Bildhauerin mit den Themen Mensch, Natur und Raum sowie deren Zusammenspiel.

Dies gilt auch für die Plastik, mit der sich die Pfaffenhofenerin bei dem Kunstwettbewerb für die Kleine Landesgartenschau beworben hat und die nun wie die Werke der anderen drei Preisträger im kommenden Jahr auf dem Gelände zu sehen sein wird. Die Plastik besteht aus einem an den Seiten geöffneten Kubus, in dem ein abstrahierter menschlicher Torso hängt. Der Raum ist begehbar und dient als Resonanzkörper. "Der Torso ist wie ein Gong bespielbar und der Klang kann auf diese Weise erlebt werden", sagt die Künstlerin. Auf diese Weise werde ihr Werk mit allen Sinnen erfassbar und passe damit genau in das Konzept der Gartenschau zum Anfassen.

Dabei konnte Röder, die seit 2007 zusammen mit ihrem Mann in Pfaffenhofen lebt, auf eine bereits existierende Arbeit zurückgreifen. Bis vor Kurzem stand die 2,50 Meter große und breite Plastik "Natur-Klang-Raum" in Österreich. Das passte gut, da sie in den vergangenen drei Jahren beruflich nach der Geburt der Tochter deutlich kürzergetreten ist. Dies soll sich spätestens Anfang des kommenden Jahres, wenn sich die kleine Emma in ihrem Kindergarten richtig eingewöhnt hat, wieder ändern.

Dabei hatte Röder zunächst keine künstlerische Karriere ins Auge gefasst. Nach dem Abitur an der Fachoberschule für Gestaltung sollte es eigentlich in Richtung Architektur oder technisches Zeichnen gehen. Doch nach Praktika sowohl in einem Architekturbüro als auch in einer Schreinerei faszinierte sie der Werkstoff Holz zunehmend. Sie besuchte die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim. So fertigte sie nach der Ausbildung Madonnen, Krippenfiguren, Grabmäler und Schriftzüge.

Fanden sich in der Vergangenheit derartige Kunstwerke in nahezu jedem Haushalt, sinke seit Jahren die Nachfrage nach solchen Objekten deutlich, überdies würden die Käufer immer weniger Wert auf Handarbeit legen, sagt Röder. "Zudem habe ich bemerkt, dass mir diese Arbeit wohl Spaß macht, ich mich aber kreativ nicht austoben kann." Deshalb habe sie die Meisterschule in München besucht und den künstlerischen Weg eingeschlagen.

Schon von Beginn ihrer künstlerischen Karriere an hat sie sich mit dem Thema "Mensch-Natur-Raum" beschäftigt. Dabei ging es ihr nie um das reine Abbilden dessen, was sie sieht, sondern darum das Wesentliche zu erfassen und auszudrücken. "Ich abstrahiere ganz bewusst, das schlichte Kopieren überlasse ich der Fräse", sagt Röder.

Naturstudien, menschlicher Akt, Tiere, deren Anatomie, Knochen, Pflanzen und Treibholz dienen ihr als Vorbild für die Formengebung der kraftvollen, spannungsreichen, raumgreifenden und gleichzeitig lebendigen Skulpturen. Zunächst entwickelt die Künstlerin eine Idee, dann folgen Skizzen. "Jeden Morgen fertige ich eine Stunde lang Fünfminutenskizzen an", beschreibt Röder. Gnadenlos wird anschließend aussortiert und weitergefeilt, bis nur noch ein Entwurf übrig bleibt. Im dritten Schritt wird aus Wachs, Ton oder Plastilin eine Modellskizze erstellt, bevor das endgültige Modell in Gips, Gasbeton, Karton oder Holz ausgearbeitet wird. Erst im letzten Schritt wird das Kunstwerk in seinem endgültigen Material, Holz, Stein, Bronze oder Stahl fertiggestellt.

Nicht zuletzt wegen der Größe sind die Werke weniger in Privatsammlungen als vielmehr im öffentlichen Raum zu sehen. Nicht nur in zahlreichen deutschen Städten wie Hagen in Westfalen, Steinach in Thüringen oder St. Andreasberg im Harz, sondern auch in Kanada, Russland, Italien, Neuseeland oder Finnland sind die Skulpturen von Röder zu sehen.