Pfaffenhofen
Spielplatz darf noch stehen bleiben

Städtebauförderung toleriert das Klettergerüst vorläufig –

21.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr
Kinderliebling: Der temporäre Spielplatz auf dem Pfaffenhofener Hauptplatz hätte eigentlich wieder abgebaut werden müssen. Jetzt darf er aber doch noch vorläufig weiterbetrieben werden. −Foto: Emken

Pfaffenhofen (PK) Der beliebte Kinderspielplatz, der zur Gartenschau auf dem Hauptplatz aufgestellt wurde und nun eigentlich wieder abgebaut werden müsste, darf doch stehen bleiben – zumindest bis auf Weiteres. Auf diesen Kompromiss hat sich die Stadt mit der Regierung von Oberbayern verständigt.

Das große Klettergerüst aus gehobelten Baumstämmen neben dem Marienbrunnen ist ein Paradies für Kinder. Es ist sogar derart beliebt, dass Unterschriften für seinen Erhalt gesammelt wurden. Den drohenden Abbau zum Ende der Gartenschau hat die Stadtverwaltung nun vorläufig abwenden können: „Der Spielplatz wird nach Rücksprache mit der Städtebauförderung an der Regierung von Oberbayern und dem Hauptplatzplaner Klaus Immich von diesen übergangsweise geduldet“, berichtet Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der den Spielplatz unbedingt erhalten will. „Er darf also bis auf Weiteres bestehen bleiben.“

Dass die Stadt darüber nicht frei entscheiden kann, hat zwei Gründe: Einerseits hat der Hauptplatzplaner Klaus Immich wegen seines Urheberrechts an der Platzgestaltung ein Mitspracherecht. Andererseits hat auch die Städtebauförderung ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, immerhin flossen vor neun Jahren insgesamt 1,3 Millionen Euro an gebundenen Fördergeldern in den Hauptplatzumbau. Greift die Stadt nun ohne grünes Licht aus München in die Platzgestaltung ein, wäre im schlimmsten Fall sogar eine Rückforderung der Fördermittel nicht auszuschließen. Und aus städteplanerischer Sicht gibt es durchaus berechtigte Kritikpunkte am Spielplatz: Einerseits steht er mitten in der Sichtachse zwischen historischem Rathaus und Stadtpfarrkirche. Andererseits fließt auf drei Seiten Verkehr um den Spielplatz herum. Bedingung für einen dauerhaften Spielplatz wäre mindestens die Streichung der angrenzenden Stellplätze, heißt es.

Bei einem Ortstermin haben die Vertreter der staatlichen Behörde nun aber anklingen lassen, dass sie den Spielplatz zumindest bis auf Weiteres dulden würden, wenn der Planer nichts dagegen hat. Dieser äußert sich ähnlich: „Ich sehe den Spielplatz als temporäre Einrichtung, die mit Sicherheit nicht in dieser Form so bleiben wird“, sagt Architekt Immich. „Aber er kann ruhig noch bleiben, bis die Entlastung vom ruhenden Verkehr und die weitere Öffnung für Fußgänger ermöglicht wird.“

Der Planer kann mit dem Spielplatz also erst einmal leben. „Wie es damit langfristig weitergeht, werden wir sehen, wenn wir ein Gesamtkonzept für die Innenstadt und den Verkehr diskutieren“, kündigt Bürgermeister Herker an. Sprich: Sollte der Hauptplatz wegen der angekündigten Verkehrsberuhigung umstrukturiert werden, will die Stadt in diesem Zug einen dauerhaften Spielplatz ermöglichen. „In diesem Zusammenhang wird Herr Immich sich als beratender Planer Gedanken machen, die wir dann im Herbst im Stadtrat diskutieren“, sagt Herker.

Immich stellt im Gespräch mit unserer Zeitung aber klar, dass auch im Falle weiterer Verkehrsberuhigung der Spielplatz in dieser Form mit ihm nicht machbar sei: „Fast die Hälfte der Fläche unter der Baumreihe ist für Mütter und Kinder reserviert“, kritisiert der Architekt. Das widerspreche seiner Idee des Hauptplatzes. „Meine Idealvorstellung ist, dass der Platz jedermann gehört, dass er für alle möglichen Veranstaltungen offen steht und immer wieder anders genutzt werden kann.“ Lösungen, wie das mit einem Spielplatz vereinbar ist, gelte es nun zu erarbeiten. Statt eines eingezäunten Areals schwebt ihm vor, dass Kinder einen autofreien Platz mit kleineren, verteilten Spielgelegenheiten erkunden können – ähnlich wie es rund um die Wasserfontäne schon funktioniert. „Verkehrsberuhigung ist dafür das A und O“, unterstreicht Immich. Dann brauche es keinen Zaun.

Trotz der Kritik an der Einzäunung soll diese erst einmal erhalten bleiben , solange der Verkehr noch um den Spielplatz herum fließt. „Da geht Sicherheit vor städtebaulicher Ästhetik“, sagt der Pfaffenhofener Stadtjurist Florian Erdle. Wie lange der temporäre Betrieb noch dauern wird, ist hingegen unklar. Selbst wenn die besagte Neuordnung des unteren Hauptplatzes noch länger auf sich warten lässt, dürfte die Lebensdauer des Spielgerüsts auf wenige Jahre begrenzt sein. Denn weil es sich ja nur um einen temporären Spielplatz handelt, wurden die Holzstämme ohne Fundament in der Erde eingegraben – und sind nun der Fäulnis ausgesetzt. Wobei die Stadt Pfaffenhofen mit temporären Spielplätzen ja so ihre Erfahrungen hat: Der Kindergarten-Spielplatz von St. Elisabeth wurde auch als temporäres Provisorium gebaut. Und den gibt es immerhin schon seit fast 30 Jahren.