Pfaffenhofen
"Integrationsstelle notwendiger denn je"

Internationaler Kulturverein Pfaffenhofen warnt vor Kürzungen beim Personal

05.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Blumen als Dankeschön: Sepp Steinbüchler und Frederike Gerstner von der Städtischen Integrationsstelle, die ebenso wie ihre Kollegin Asja Priester Pfaffenhofen verlassen wird. - Foto: Internationaler Kulturverein

Pfaffenhofen (PK) Neben der Planung der Interkulturellen und Interreligiösen Tage 2018 war bei der Beiratssitzung des Internationalen Kulturvereins Pfaffenhofen (IKVP) die Zukunft der städtischen Integrationsstelle ein wichtiges Thema. Die Personalstärke wird womöglich von 2,5 auf 1,5 Stellen reduziert.

Die Sitzung fand erstmals im Zentrum für Berufs- und Familienförderung, dem ehemaligen BRK-Haus, an der Rot-Kreuz-Straße statt, in dem auch die neue Geschäftsstelle des Vereins untergebracht ist. Ab Januar will der Kulturverein hier regelmäßige Sprechstunden anbieten. Telefonisch ist die Geschäftsstelle bereits unter (08 441) 786 92 27 erreichbar.

Wie Sepp Steinbüchler, der Vorsitzende des Kulturvereins, erläuterte, will der Verein eine neue Arbeitsgruppe gründen, um die Veranstaltungsreihe "Tisch der Religionen" fortzuführen und gemeinsame Veranstaltungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften vorzubereiten. Er bedauerte, dass es in der katholischen Stadtpfarrei St. Johannes Baptist im Januar 2018 keinen Neujahrsempfang der Religionen mehr geben wird, sondern stattdessen ein Empfang für die Ehrenamtlichen der Pfarrei geplant ist. Seit 2009 hatte es den Neujahrsempfang der Religionen gegeben, und er war immer eine Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und trug mit unterschiedlichen Referenten und Themen auch zu mehr Verständnis bei. Als Ersatz will die Stadtpfarrei eventuell eine Veranstaltung im Bürgerpark organisieren.

Steinbüchler konnte zwei Mitarbeiterinnen der städtischen Koordinierungsstelle für Integration, Frederike Gerstner und Fatiha Boulla, begrüßen, und er dankte ihnen für ihre engagierte Arbeit. Allerdings werden die beiden Vollzeit-Mitarbeiterinnen Frederike Gerstner und Asja Priester demnächst Pfaffenhofen verlassen - und es wird womöglich nur eine der beiden Stellen neu besetzt. Bisher jedenfalls ist nur eine Stelle neu ausgeschrieben, und der Stadtrat wird wohl am Donnerstag darüber entscheiden.

Auch wenn derzeit nicht mehr so viele Flüchtlinge kommen wie vor zwei Jahren, als die städtische Integrationsstelle ins Leben gerufen wurde, gibt es in Pfaffenhofen nach wie vor rund 230 dezentral untergebrachte Asylbewerber in verschiedenen Verfahren. Mehr waren es auch zu Spitzenzeiten nicht - sieht man einmal von den zeitweise im Erstaufnahmelager auf der Trabrennbahn untergebrachten Flüchtlingen ab. "Aber Integration ist eine langfristige, bleibende Aufgabe, und eigentlich kann die Integration jetzt erst so richtig beginnen", hieß es in der Sitzung. Und gerade angesichts der aktuellen Stimmung im Land wären stärkere Bemühungen um Integration notwendig, war man sich einig.

Steinbüchler belegte diese Notwendigkeit mit einigen Zahlen aus der Pfaffenhofener Einwohnerstatistik. Demnach haben sich die Ausländerzahlen in Pfaffenhofen in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt, und im Jahr 2017 sind sie nochmals um 200 auf knapp 3500 angestiegen. "Der Migrantenanteil steigt überproportional, und die Integrationsstelle ist notwendiger denn je", betonte Steinbüchler und richtete einen dringenden Appell an den Stadtrat, wieder zwei Stellen zu besetzen.

Dem schloss sich auch der städtische Integrationsreferent Reinhard Haiplik an, der sich in der Stadtratssitzung für die Beibehaltung von zwei Vollzeitstellen einsetzen will. Er bedankte sich bei Frederike Gerstner und ihren Kolleginnen für ihre unermüdliche Arbeit und erklärte: "Diesen drei Frauen ist es mit zu verdanken, dass die negative Stimmung in Pfaffenhofen nicht so stark ist wie anderswo." Seiner Meinung nach wäre es ein fataler Fehler, eine Stelle zu streichen, denn das könnte schlimme Konsequenzen haben. "Stattdessen sollten wir aufbauen auf das, was geleistet wurde; in der Integration gibt es noch so viel zu tun", betonte Haiplik.

Als sehr erfreulich bezeichnete es Steinbüchler dagegen, dass der Landkreis eine Förderung des Bundes nutze und es im Landratsamt jetzt ein Sachgebiet Integration mit einer neuen Leiterin und einer zweiten Mitarbeiterin gebe.

Peter Sauer, der Leiter der vhs, berichtete über die Deutsch-Förderung, deren Umfang im Landkreis deutlich gesteigert werden konnte. Derzeit gebe es 14 Integrationskurse mit 233 Teilnehmern. Zehn Integrationskurse seien heuer neu gestartet, davon zwei für Analphabeten, und neu sei auch ein weitergehender Kurs, in dem vor allem Deutsch für den Beruf unterrichtet werde.