Pfaffenhofen
Gold in der Kehle und Kino im Kopf

Frühjahrskonzert der Liedertafel führt das Publikum zurück in die "Goldenen Zwanziger"

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Foto: Hans Steininger

Pfaffenhofen (PK) Vielfalt ist Trumpf gewesen beim diesjährigen Frühlingskonzert der Pfaffenhofener Liedertafel. Denn dieses geriet am Samstagabend zu einer Mottoshow über die Goldenen Zwanziger - zum Vergnügen des Publikums mit viel Musik und prickelnden Showelementen.

Das Konzert begann mit der Tiny Bubbles Jazzband und dem Titel "Who's sorry now" aus dem Jahr 1923. Ein verheißungsvoller Einstieg in das Feeling der 20er Jahre, der manchen an seine vergeblichen Charleston-Bemühungen erinnerte und sofort gute Stimmung machte. Und weiter ging's mit dem Ragtime "Der Entertainer", eine von vielen Filmmelodien des Abends, mit dem der gemischte Chor der Liedertafel gleich zu Beginn ein Versprechen abgab: "Wir sind die Liedertafel, and we love to entertain you."

Und die Unterhaltung beschränkte sich nicht nur auf die Musik. In dem Lied "Oh Donna Clara" heißt es ". . . bei jedem Schritte und Tritte, biegt sich dein Körper genau in der Mitte" und genau das wurde parallel zum Chorgesang anmutig umgesetzt von Angela Fackler, Tanzlehrerin von "Dance on Stage". Eine reizvolle Idee, den Text des Liedes quasi zu illustrieren, da waren Auge und Ohr gleichermaßen in Anspruch genommen.

Dies galt in ganz besonderem Maße auch dem Passauer "Ensemble Kokett" aus drei jungen Damen in eleganten Ballkleidern und dem Herrn im Frack am Piano: Entertainment pur mit Charme, Witz und frechen Texten, die den Zeitgeist von damals widerspiegelten. Von "Bel ami", dem Liebling der Frauen, wurde da gesungen, oder "Kann denn Liebe Sünde sein", wie auch "Was machst du mit dem Knie, lieber Hans". Dass gleich darauf der Titel "In der Nacht" folgte, war wohl eher zufällig. Klaus Hoffmann am Klavier bei allen Songs der Arrangeur, der den dreistimmigen Gesang der Damen gefühl- und effektvoll begleitete. Diese überzeugten mit ihren flinken Zungen stimmlich ebenso wie auch choreographisch und besangen in bester Schellack-Manier und kabarettistischen Einlagen die Liebe mit einem Schuss augenzwinkernder Frivolität.

Aus dem Jahr 1934 dagegen stammt "Mein kleiner grüner Kaktus" der Comedian Harmonists, den der Chor der Liedertafel mit Alice Köstler-Hösl am Piano so frisch und lebendig interpretierte, dass mancher das "holleri, holleri, hollero" zumindest in Gedanken mitsang. Das dürfte bei Gershwins "Summertime" aus "Porgy and Bess" dagegen eher schwergefallen sein, denn dieser Titel stellt hohe Ansprüche an Solisten und Chor. Hut ab vor der neuen Chorleiterin Raphaela Geyer, sich an dieses Werk zu wagen - auch mit dem Risiko, dass nicht alles perfekt klappt.

Dann war wieder mit den Füßen wippen angesagt - bei der siebenköpfigen Dixieband Tiny Bubbles. Die gefällt mit durchweg gelungenen, eigenen Arrangements und spielt auf durchaus professionellem Niveau. Vielfach gab es Szenenapplaus für die Soli der Bläser oder auch nach dem Drum-Solo bei "Sweet Georgia Brown". Eine musikalische Liebeserklärung an die süße Georgia, bei der jeder junge Mann in der Stadt ins Schwärmen gerät.

"Kino im Kopf" entstand bei "Singin in the Rain", man erinnerte sich an Gene Kelly mit seinem Regenschirm als Tanzpartner im gleichnamigen Filmmusical mit Debbie Reynolds. Den Titel interpretierte der Chor aber in Gutwetterlaune, dazu steppte Angela Fackler drehbuchgemäß mit ihrem Regenschirm, bis der Chor gefühlvoll "Over the Rainbow" anstimmte. Ein musikalischer Regenbogen, der das Programm vor dem großen Finale abrundete. Hier trat als Solist Markus Wagner in Erscheinung, der schon den ganzen Abend über mit seiner launigen Moderation das Publikum amüsierte, die Anekdoten dazu lieferte Gudrun Küster. Mit "Alexander's Ragtimeband" bescherten die Tiny Bubbles Jazzband, der Chor und im Duett Doris Brummer und Markus Wagner ein ebenso klang- wie stimmgewaltiges Finale, das nach einer Wiederholung als Zugabe das Publikum beschwingt nach Hause entließ. Fazit: Ein vergnüglicher, unterhaltsamer, abwechslungsreicher, bunter Konzertabend, der der Liedertafel wieder mal alle Ehre machte und schon gespannt auf die Überraschungen im nächsten Jahr warten lässt.