Pfaffenhofen
Für mehr Wertschätzung

Erzieherinnen an drei Pfaffenhofener Kindertagesstätten beteiligen sich an den Streiks

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Sein Kindergarten bleibt geschlossen: Am Donnerstag muss Ludwig (6) wegen des Streiks daheim bleiben. Seine Mutter Doris Leichtl steht, wie viele andere Eltern, voll hinter den Erzieherinnen. - Foto: Ammer

Pfaffenhofen (PK) Auch an drei Pfaffenhofener Kindergärten wird in den kommenden Tagen gestreikt. Eine Notbetreuung ist nicht vorgesehen, doch die meisten Eltern haben das Problem eh direkt selbst gelöst. Mehr noch: Viele fänden auch längerfristige Streiks von Erzieherinnen völlig legitim.

Jeweils einen Tag lang haben drei Pfaffenhofener Kindertagesstätten in dieser Woche wegen des Tarifkonflikts in kommunalen Einrichtungen geschlossen: Das Personal von St. Elisabeth streikt am Donnerstag, in St. Andreas und im Ecolino ist den ganzen Freitag kein Kindergartenbetrieb. Eigentlich hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für Mittwoch bis Freitag Streiks angekündigt, doch in Pfaffenhofen beschränken sich die drei Kindertagesstätten, die mitstreiken, vorerst auf nur jeweils einen Tag.

„Von mir aus könnten sie richtig draufhauen, und auch mal zwei Wochen streiken, das könnten wir schon überbrücken“, sagt Jörg Stadlmeier aus Pfaffenhofen und unterstützt damit den Tarifstreit der Erzieherinnen. Er holt gerade seine Tochter Hannah in der Kindertagesstätte St. Elisabeth ab und ist höchst zufrieden. „Sie machen so viel mit den Kindern und verdienen einfach zu wenig“, stimmt er den Forderungen der Erzieherinnen zu.

Viele andere Eltern pflichten ihm bei. „Das ist vollkommen richtig, da muss sich was ändern – bei der Bezahlung und bei der Anerkennung des Berufs“, sagt Vater Jonathan Reyes. Auch er ist der Meinung, dass erst mehrere Tage Streik wirklich etwas bringen würden.

„Es ist Zeit, dass der Erzieherberuf aufgewertet wird“, betont auch Marianne Kummerer-Beck (SPD), Kindergartenreferentin im Stadtrat. Das ist ihr oberstes Anliegen im Tarifkonflikt. Die Ausbildung zur Erzieherin sei sehr lang, und trotzdem herrsche in den Köpfen der Leute doch oft noch das Vorurteil: „Die spielen halt.“ Welche Verantwortung die Erzieherinnen tragen würden, und was in den Kindertagesstätten alles getan werde, gehe an vielen vorbei. Marianne Kummerer-Beck geht es also vor allem um die Wertschätzung für den Beruf, die gesteigert werden müsse.

„Ich komme selber aus der Sparte Luftfahrt, in der das einzige Mittel, um etwas zu erreichen, auch der Streik ist“, bekräftigt eine Mutter vor St. Elisabeth. Dass ihre Tochter einen Tag nicht in den Kindergarten gehen kann, sieht sie nicht als Problem: „Irgendwie kriegen wir das immer hin, außerdem sind wir gut abgedeckt mit Omas.“ Auch wenn es einmal mehrere Tage Streik gebe, würden sie eine Lösung finden.

Die Solidarität mit den Erzieherinnen ist deutlich spürbar vor den Kindergärten der Stadt. Auch bei Lehrerin Judith Jung, die ihr Kind in St. Andreas abholt. Sie steht voll hinter den Forderungen der Erzieherinnen: „Es ist nicht sinnig, die Arbeit mit den Kleinsten nicht angemessen zu bezahlen, der Streik ist sehr legitim.“ Trotzdem: „Am Freitag ist der Streik kein Problem, sonst wäre er womöglich schon eines gewesen“, gibt sie zu.

„Bei der Bezahlung ist schon viel passiert in den letzten Jahren“, sagt Kindergartenreferentin Marianne Kummerer-Beck – wenn auch nicht genug. Denn Arbeit müsse eben entsprechend honoriert werden. Das Bewusstsein, was Erzieher zu leisten hätten, sei die Hauptsache. „Die Anforderungen sind immer mehr gestiegen.“

Mit seiner Tochter an der Hand geht ein Vater vorbei und sagt: „Die sollten öfter streiken, die Bezahlung ist einfach nicht fair.“ Er selbst habe von seinem Chef an dem Tag einfach frei bekommen, der sei da sehr tolerant. Wenn es dann mal länger wäre, würden eben Oma und Opa einspringen. Und Doris Leichtl, die gerade ihren Sohn Ludwig abholt, fügt hinzu: „Gute Arbeit soll auch belohnt werden – alles andere lässt sich schon organisieren.“

Nur ein Vater schüttelt abwehrend den Kopf und eilt mit seiner Tochter vorbei. In der Hand hält er den Zettel, auf dem der Streik angekündigt wird, und der am Dienstag an den betroffenen Kindertagesstätten verteilt wurde, um die Eltern darüber zu informieren, dass sie ihre Kinder am Donnerstag beziehungsweise Freitag nicht bringen können. „Ich muss den Schichtplan von meiner Frau anschauen“, sagt der Vater nur im Vorübergehen. Gegen den Streik habe er nichts – wie das am Donnerstag mit der Tochter klappen werde, wisse er allerdings auch noch nicht.

Für den einen Tag gibt es keine Notbetreuung, in begründeten Fällen versucht die Stadt eine Betreuung zu ermöglichen (siehe Kasten). Sollte es auch in Pfaffenhofen demnächst einen mehrtägigen Streik geben, könnte sich Marianne Kummerer-Beck eine Auffanggruppe für Kindergartenkinder vorstellen – allerdings müsse man da sehen, was die Stadt für Pläne habe. Bei Krippenkindern sieht sie das allerdings als unmöglich, denn die bräuchten ihre Bezugsleute und könnten nicht einfach so in eine Gruppe gegeben werden. Die Kindergartenreferentin ist froh, dass bei den Eltern im Moment so viel Verständnis da ist. „Sie helfen sich auch gegenseitig, wenn Not am Mann ist“, freut sie sich. Das Bewusstsein sei eben bei allen da, dass eine entsprechende Bezahlung für die geleistete Arbeit notwendig ist.