Pfaffenhofen
Fenster in eine andere Welt

Für ein Projekt gestaltet die Autistin Laura Lange die Auslage eines Geschäfts

04.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Es ist ein fast unauffälliges Kunstwerk: Dieses Schaufenster am Hauptplatz hat Laura Lange (2. von rechts) mit gestaltet. Sie folgte einer Einladung des Arbeitskreis Inklusion mit Eva Sindram (rechts), Manfred "Mensch" Mayer und Verena Kiss-Lohwasser. Für einen Aktionstag wurden nämlich vier Orte in der Stadt unter dem Motto "Inklusion" gestaltet. - Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) "Wir gestalten unsere Stadt": Unter diesem Motto stehen gerade vier Orte in Pfaffenhofen - dank einer Aktion des Arbeitskreises Inklusion. Geholfen hat dabei auch Laura Lange aus Mitterscheyern. Wer alle vier Orte findet, kann etwas gewinnen.

"Leider habe ich keine Stimme, die man verstehen kann", schreibt Laura Lange in ihrem Lebenslauf. Die 30-Jährige ist seit ihrer Geburt Autistin und kann nicht sprechen. Doch die Mitterscheyrerin hat einiges zu sagen. Sie verfasst Texte, meist in Reimform; über eine Tafel mit Buchstaben und mit Hilfe ihrer Mutter Monika teilt sie ihre Gedanken mit - und ein Text davon hängt nun in einem Schaufenster am Pfaffenhofener Hauptplatz.

Denn der Arbeitskreis Inklusion, gemeinsam mit den Initiativen pro familia, den Lebenshilfe Werkstätten Region 10, Regens Wagner und dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ), will auf die Belange und Gedanken von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen. Passend zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung entwickelten die Pfaffenhofener daher die Idee zu vier Orten in der Stadt, die unter dem Motto "Inklusion" stehen sollen. Denn Inklusion ist "das Zauberwort für die Nation", wie es Laura Lange auf den Punkt bringt.

Ein Schaufenster beispielsweise gestalteten Mädchen aus dem HPZ - und zwar gemeinsam mit dem Ladenbesitzer. "Das ist echt inklusiv gelaufen", freut sich Eva Sindram vom Arbeitskreis Inklusion. In einer weiteren Auslage geht es um Selbstverteidigung trotz Behinderung, dazu kommt der neu gestaltete Bauzaun am Ambergerweg - und als viertes eben das Schaufenster mit Texten behinderter Autoren. Wo die vier Orte genau sind, wollen die Mitglieder des AK Inklusion nicht verraten: "Man soll schon suchen", fordert Manfred "Mensch" Mayer auf.

Den Text für das Schaufenster am Hauptplatz hatte Laura Lange dabei schnell fertig. "Das habe ich in meinem Kopf sofort parat", zeigt sie auf ihrer Tafel. Sie beteiligt sich seit ein paar Jahren schon an Goethes Schlittschuh und auch am Literaturwettbewerb der Wortfinder, auch in einem Buch steht bereits ein Text von ihr. "Ich liebe Schriften und Zeitschriften", erzählt sie weiter. Gerne würde sie auch Literatur oder Philosophie, vielleicht auch Psychologie studieren - allerdings ist sie ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen. Eigentlich möchte sie auch ein Buch schreiben, doch der letzte Antrieb fehlt offenbar. "Sie redet seit 15 Jahren davon", berichtet ihre Mutter Monika Lange. "Jetzt bekommt sie dann einen Talker." Die elektronische Kommunikationshilfe soll die Situation noch einmal erleichtern. "Vielleicht schafft Laura es dann mit dem eigenen Buch - diese Aktion ist sicher auch ein Anstoß", sagt Monika Lange.

Nicht nur Lauras Text ist nun für alle zu lesen, auch Raphael Müller gestaltet einen Teil des Schaufensters am Hauptplatz. Der 17-Jährige erlitt vor seiner Geburt einen Schlaganfall, er sitzt im Rollstuhl und kann nicht sprechen. Epilepsie und Autismus prägen sein Leben, trotzdem übersprang er Klassen und geht heute in Kurse der Universität Augsburg. Auch er liest gerne - und schreibt selbst Bücher, unter anderem über "Asa und Gasa - Abenteuer im Land der Zwerge", wovon es schon mehrere Bücher gibt. Auf Einladung des AK Inklusion verfasste auch er einen Text für die Aktion in Pfaffenhofen - der Beitrag hängt neben Laura Langes Text im Schaufenster.