Pfaffenhofen
Der literarische Weg durchs Leben

Lorenz Kettner erhält bei Lesung weibliche Unterstützung von Eva Blüml und Karoline Frey

11.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Ausdrucksstarke Lesung: Lorenz Kettner blühte beim Vortrag auf - und sorgte mit seinen unterhaltsamen Passagen nicht nur im Publikum, sondern sogar bei seiner Co-Leserin Eva Blüml immer wieder für Schmunzeln. - Fotos: Stolle

Pfaffenhofen (PK) Lustige wie ernste, aber dabei stets unterhaltsame Texte haben Lorenz Kettner und Eva Blüml - an der Harfe unterstützt von Karoline Frey - am Samstag im Pfaffenhofener Rathaussaal präsentiert. Sie wiesen ihren Zuhörern dabei einen literarischen Weg durchs Leben.

Kettners Thema an diesem Abend lautete "Lebenswege". Er hatte die Autoren und Titel der Gedichte und Texte extra handschriftlich auf einen Zettel geschrieben. Denn erst kürzlich hatte er einen Zeitungsartikel gelesen, wonach "wir Deutschen alle nicht mehr lesen können", erzählte Kettner - und trat an diesem Abend den Gegenbeweis an.

Von Wilhelm Busch über Bertold Brecht und Eduard Mörike bis hin zu Klassikern von Johann Wolfgang von Goethe oder den Gebrüdern Grimm war die deutsche Literaturgeschichte allumfassend vertreten. Nach meist vier Texten spielte Karoline Frey (kleines Foto) eine Weise - und schon folgten die nächsten Vorträge. Nach kurzen Gedichten kamen oftmals längere Texte. Und auf so manchen Text auch mal ein Lehrerwitz. "Der Sohn bringt das Zeugnis nach Hause und in der Bemerkung steht, dass er viel schwätzt. Der Vater unterschreibt und ergänzt: P.S.: Seine Mutter sollten Sie hören!" Lachen im Saal, Kettner in Höchstform. Er war nicht umsonst sein Leben lang Gymnasiallehrer. Auch Tischgebete trug er vor: "Bescheidenheit, Bescheidenheit, verlass mich nicht bei Tische, und gib, dass ich zur rechten Zeit, das größte Stück erwische." Nicht ganz christlich, wohl wahr. Aber amüsant. Ja tatsächlich, auch von den Märchen sammelnden und aufschreibenden Gebrüdern Grimm war am Samstagabend eine nachdenklich stimmende Geschichte in Kettners Repertoire dabei. Diese handelte von einem Großvater, der nicht mehr richtig essen konnte und daher abseits des Tisches aus einem Holzschälchen seine Suppe löffeln musste. Bis sein Enkel beim Spielen ein paar Holzbretter zusammensuchte und auf die Frage, was er da mache, seinen Eltern antwortete: "Ich bastle einen Holzteller. Aus dem dürfen dann Mama und Papa essen, wenn ich groß bin."

Zum Schluss gab es nicht nur eine Zugabe, sondern mehrere. "Wie lange haben Sie noch Zeit", fragte Kettner. So folgten ein paar lustige, nicht gedruckte Zeilen aus dem Pfaffenhofener Kurier und als Letztes ein Auszug aus Kettners Lieblingsgeschichte "Auf dem Passamt", in der sich österreichische Beamte genötigt fühlen mit einem bestens Deutsch sprechenden Türken "Ausländer-Deutsch" zu sprechen.

Prechter überreichte der Harfenistin Karoline Frey, die mit passenden, zum Teil sehr flotten Melodien für Abwechslung sorgte, als Dank einen Blumenstrauß. Co-Leserin Eva Blüml erhielt ein kulinarisches Präsent - und Kettner, der ja vermutlich schon genug Bücher daheim habe, so Altbürgermeister Hans Prechter, bekam einen Umschlag.

Prechter, zugleich Vorsitzender des katholischen Verbandes für Soziale Dienste (SKM), dem der Erlös dieser Benefizveranstaltung zukam, hielt auch die Ansprache zu Beginn der Veranstaltung. Da kein Eintritt verlangt wurde, wollte er zwar nicht "schnorren", bat aber doch um eine kleine Spende von den zahlreichen Zuhörern. Dafür gab es in der Pause kostenloses Quellwasser aus Pfaffenhofen. Die Spenden sollten für die nächsten Projekte des SKM verwendet werden, einem Verein, der sich um Obdachlose und überschuldete Menschen kümmert.