Pfaffenhofen
Kaffee, Bier und ein strahlendes Lächeln

Für Verena Neumann erfüllt sich mit der Wahl zur Volksfestkönigin ein Traum

10.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr
Verena Neumann kurz nach der Krönung. −Foto: Ermert, Patrick, Rohrbach

Pfaffenhofen (PK) Über Nacht ist Verena Neumann "fast so etwas wie berühmt" geworden, wie die 24-jährige Baar-Ebenhausenerin selbst sagt. Unzählige Glückwünsche haben die frischgebackene Volksfestkönigin gestern erreicht. Auch in der Arbeit, wo sie ihr Diadem den ganzen Tag lang trug.

Verenas Lächeln, mit dem sie den Kunden in der Wiesender-Schaubäckerei den frisch gebrühten Kaffee überreicht, ist immer bezaubernd. Aber gestern war es noch strahlender als sonst. Wer sich wunderte, dass die hübsche Barista im Haar ein glänzendes Schmuckstück trug, wurde von ihren Kolleginnen auf die gestrige Lokalseite des Pfaffenhofener Kurier aufmerksam gemacht, die direkt neben der Kasse auflag. "Ich bin Volksfestkönigin geworden. Und kann das immer noch gar nicht glauben", sprudelt es aus der 24-Jährigen nur so heraus, wenn sie auf ihren großen Abend angesprochen wird. Gegen fünf Mitbewerberinnen hat sie sich durchsetzen können. "Ich habe mir schon viele Wahlen angeschaut und fand das immer toll", erinnert sie sich. "Aber früher hätte ich mich das nie getraut. Da war ich viel zu schüchtern."

Zurückhaltend ist die gebürtige Reichertshofenerin, die erst vor wenigen Jahren nach Baar-Ebenhausen gezogen ist, immer noch. Dennoch fasste sie sich ein Herz und schickte ihre Bewerbung um den Pfaffenhofener Volksfestthron ab. Am Montag stand sie dann als erste Kandidatin parat. "Um 18 Uhr war ich da. Aber da war sonst noch gar nichts los. Und es hat ewig gedauert, bis es endlich losging." Als Max, der Sänger der Schmalzler, schließlich die Vorstellungsrunde eröffnete und Verena mit der Startnummer vier auf die Bühne holte, hielt sie es vor Anspannung kaum noch aus. "Ich dachte, das Herz springt mir raus", erinnert sie sich. In aller Kürze stellte sie sich vor. "Es ist einfach schön, dabei sein zu dürfen", sagte sie. Aber ihre sympathische Art kam beim Publikum an. "Ich habe mich kein bisschen verstellt. Ich bin halt so, ganz natürlich. Alles andere würden die Leute merken."
 

Etwas anderes haben sie mit Sicherheit auch bemerkt: Verena hatte schlicht und einfach Spaß auf der Bühne. Ihr gefiel der ganze Abend. Die Einlagen. Das Drumherum. "Ich bin halt ein echtes Volksfest-Kind", sagt sie. Bier mag sie gerne. Helles, Weizen. Am liebsten eine Volksfest-Maß. Nur Pils ist ihr etwas zu bitter. Ihre klassischen Heimspiele hat Verena eigentlich auf dem Paarfest und am Barthelmarkt. Aber die Pfaffenhofener Wiesn mag sie genauso. "Für mich war es einfach an der Zeit", erklärt sie, weshalb sie sich hier um den Thron beworben hat. Früher sei sie zu schüchtern gewesen, in ein paar Jahren sei sie vielleicht zu alt. "Jetzt ist es perfekt. Und ich freue mich riesig auf ein Jahr als Königin."

Ihre Mitbewerberinnen hat Verena auf Anhieb gemocht. "Sie waren alle hübsch und nett. Gegönnt hätte ich es allen. Ich habe mir Chancen ausgerechnet, aber sicher war ich mir gar nicht", blickt sie zurück. Vor allem Marina Grabmair, die am Ende auf dem zweiten Platz landete, stufte sie hoch ein. "Das war harte Konkurrenz."

Umso glücklicher ist Verena, dass es am Ende gereicht hat. Sie war mit etwa 20 Arbeitskolleginnen im Zelt. "Ich hatte schon eine kleine Fan-Basis. Aber das hätte nie gereicht. Am Ende entscheidet rein das Publikum." Ein heikler Programmpunkt war für die 24-Jährige das Schnupfen. Als ihr Max eine Prise anbot, graute es der Baar-Ebenhausenerin. "Ich hab das noch nie gemacht", räumt sie ein. Nach Pfefferminz habe der Schnupftabak geschmeckt. "Er war besser als ich dachte - aber ich werde es trotzdem nie wieder machen."

Als Verena gegen 22 Uhr endlich erfuhr, dass sie zur Volksfestkönigin gewählt wurde, brachen alle Dämme. "Ich hab mich unbändig gefreut", beschreibt sie den Moment des Glücks. "Jahrelang hab ich davon geträumt - und jetzt ist es wahr." Was sie mit dem Titel anfängt, weiß sie selbst noch nicht genau. Erste Ratschläge hat sie sich bei Milena Eichinger, die sie als eine ihrer Vorgängerinnen am Montagabend krönen durfte, eingeholt. "Das ist sogar eine Arbeitskollegin von mir. Die gibt mir sicher gute Tipps." Gleiches gilt für Andrea Konn, die als Hoheit aus dem Jahr 2008 immer noch so etwas wie die "Königinmutter" ist und sich um die jungen Nachfolgerinnen kümmert. "Sie ist auch aus Baar-Ebenhausen, von ihrer Erfahrung kann ich bestimmt profitieren." Und zur Not ist da noch ihre beste Freundin, die derzeit in den USA lebt und die Wahl im Internet verfolgt hat. "Mit ihr habe ich danach noch lange telefoniert, bis ich gegen 2 Uhr einschlafen konnte."

Privat geht Verena gern ins Fitnessstudio, radelt viel und trifft sich mit Freundinnen. "Zeit, immer mal wieder Termine wahrzunehmen, die Stadt zu vertreten und andere Königinnen zu treffen, habe ich genug", meint sie - und beantwortet damit indirekt auch gleich eine andere Frage für all diejenigen, die nicht deuten können, dass sie ihre Dirndlschleife auf der linken Seite bindet. "Ja, ich bin noch Single", sagt sie, ein wenig schüchtern, aber natürlich - so wie sie auch am Wahlabend war.

Dirndl mag sie übrigens. "Ich habe einige. Für die Wahl hab ich mir extra ein Neues gekauft", verrät sie. Lederhose trägt sie auch gelegentlich. "Aber so ein Kleid, das ist halt doch schöner", fügt sie an. Auch wenn für die gelernte Einzelhandelskauffrau, die vor einem halben Jahr auf Barista umgesattelt hat, das Kaffee kochen zum täglichen Brot geworden ist, fallt ihr die Entscheidung zwischen Kaffee und Bier nicht schwer. "Kaffee am Morgen, das muss sein. Aber danach bevorzuge ich klar das Bier." Passend für eine Volksfestkönigin, die sich ein besonderes Detail bis zum Schluss aufhebt. "Auf dem Münchner Oktoberfest war ich noch nie", verrät sie. Und die Vorfreude ist ihr dabei ebenso ins Gesicht geschrieben, wie ihr strahlendes Lächeln einfach nicht verschwinden mag. Denn die Einladung ins Stiftl-Zelt auf der Münchner Wiesn ist für die Pfaffenhofener Volksfestkönigin obligatorisch. "Das wird super", freut sie sich. "Und all die anderen Auftritte werden gewiss genauso schön."