Pfaffenhofen
Nachbarschaftsstreit nimmt blutiges Ende

Messerattacke in Pfaffenhofener Mehrfamilienhaus

27.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Im Treppenhaus dieses Mehrfamilienhauses im Pfaffenhofener Ostviertel kam es zu der folgenschweren Messerattacke. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde von Kripo-Beamten später im Umfeld der Wohnung gefunden. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Ein 51-jähriger Pfaffenhofener und sein 17-jähriger Sohn schweben in Lebensgefahr. Sie wurden am Zweiten Weihnachtsfeiertag von einem Wohnungsnachbarn mit einem Messer attackiert und erlitten schwere Verletzungen.

Der 51-Jährige hatte am Zweiten Weihnachtsfeiertag zusammen mit seinen 17 und 12 Jahre alten Söhnen einen Ausflug unternommen. Gegen 16.30 Uhr traf das Trio wieder zu Hause ein. Als der Familienvater und seine Söhne durch das Treppenhaus zu ihrer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Pfaffenhofener Ostviertel gingen, kam es nach Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord plötzlich zu dem folgenschweren Angriff: Ein 55-jähriger Wohnungsnachbar ging mit einem Küchenmesser auf den Vater los und stach auf ihn ein. Als der 17-jährige Sohn dem Schwerverletzten zu Hilfe eilte, wurde auch er von dem Angreifer mit dem Messer erheblich verletzt. Nur der Zwölfjährige blieb unverletzt, er konnte sich in der Wohnung der Familie in Sicherheit bringen. Die beiden Schwerverletzten wurden vom alarmierten Rettungsdienst in Krankenhäuser gebracht. "Für Vater und Sohn besteht weiterhin Lebensgefahr", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord gestern Nachmittag mit. Zur Betreuung des Zwölfjährigen wurde der Kriseninterventionsdienst hinzugezogen.

Als die Polizei eintraf, hatte sich der Angreifer bereits in seine Wohnung in dem Mehrfamilienhaus zurückgezogen. Einsatzkräfte der Pfaffenhofener Inspektion konnten den Mann dort festnehmen. Er leistete nach Auskunft der Polizei keinen Widerstand und war auch nicht mehr bewaffnet. Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Küchenmesser mit langer Klinge, stellten Kripobeamte später im Umfeld der Wohnung sicher.

Da der 55-Jährige den Beamten gegenüber erklärte, er habe ebenfalls Verletzungen erlitten, wurde er zunächst zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Nach Mitteilung des Polizeipräsidiums konnten bisher weder der Tatverdächtige noch die Opfer vernommen werden, sodass das Motiv für die Bluttat noch nicht abschließend geklärt ist. Allerdings gab es nach Erkenntnissen der Polizei schon seit Längerem Streitigkeiten zwischen dem 55-jährigen Hausbewohner und seinem 51-jährigen Nachbarn. Weil echte oder auch vermeintliche Ruhestörungen gemeldet wurden, beschäftigte der Nachbarschaftsstreit in dem Mehrfamilienhaus in der Vergangenheit auch schon mehrfach die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt geht aufgrund der Tatumstände bei der Messerattacke von einem versuchten Tötungsdelikt aus und beantragte einen Haftbefehl gegen den 55-Jährigen, der gestern Nachmittag vom Neuburger Haftrichter erlassen wurde.

Gestern, am Tag nach dem blutigen Angriff im Treppenhaus, standen Anwohner und Nachbarn unter Schock: "Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugetan. Jetzt versuchen wir ein wenig zu schlafen", meint eine Nachbarin, deren Wohnung direkt an das Mehrparteienhaus grenzt. Freilich hätten sie es mitbekommen, dass es nebenan manchmal Ärger gab. Aber dass das so eskalieren könnte, das habe sich keiner vorstellen können. Im ganzen Hof sei am Dienstag Polizei gestanden, alle seien vernommen worden. "Es ist einfach nur schlimm. Die betroffene Familie ist so nett und hilfsbereit. Wir leiden alle mit und hoffen das Beste."

Eine Anwohnerin gegenüber hat anfangs gar nicht mitbekommen, was draußen vor sich ging, da ihre Familie im Wohnzimmer feierte. Auf dem Weg in die Küche hat sie es dann blinken sehen. "Ich habe den Rollladen hochgezogen. Überall Blaulicht, überall Polizei. Das war schon erschreckend." Die betroffene Familie kennt sie ein bisschen: "Die waren immer nett. Sie haben beim Vorbeigehen gewunken und gegrüßt. Ganz liebe Leute", meint sie. Den 55-Jährigen kannte sie hingegen kaum. "Den haben wir höchstens aus der Ferne gesehen. Wenn er zum Auto gegangen ist. Oder auf seinem Balkon zum Rauchen stand", fügt ihr Mann an. Kontakt habe sie eigentlich nur zu den Leuten, die lange hier wohnen würden. Generell sei es eine ruhige Wohngegend. Streitereien gebe es selten. "Ganz normal halt, wie überall. Dass so etwas passiert, ist tragisch. Hoffentlich geht wenigstens alles gut aus und alle werden wieder ganz gesund."