Pfaffenhofen
"Es darf kein ,Weiter so' geben"

Nach Analyse des Wahlergebnisses: Erich Irlstorfer fordert konkrete Konsequenzen in der CSU

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Erich Irlstorfer (CSU) nennt das Ergebnis der Bundestagswahl ein "Alarmsignal". −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Erich Irlstorfer, der für die Union das Direktmandat im Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen verteidigt hat, will das Ergebnis der Bundestagswahl nicht schönreden. Vielmehr fordert er Konsequenzen von Orts- bis Bundesebene: Die CSU dürfe jetzt nicht weitermachen, als sei nichts gewesen.

Irlstorfer ist zweifelsohne Wahlsieger. Doch im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 hat er mit seinen 42,95 Prozent der Erststimmen fast zehn Prozentpunkte einbüßen müssen. Bei den Zweitstimmen für die CSU-Liste ging es im Wahlkreis sogar noch steiler bergab. "Das sind Entwicklungen, die wir so nicht stehen lassen können", fasst Irlstorfer eine Woche nach dem Urnengang zusammen - eine Woche, in der neben ersten Terminen der CSU-Landesgruppe in Berlin vor allem die Analyse des Wahlergebnisses auf der Tagesordnung stand. "Wir reden immerhin von ungefähr 9000 Menschen im Wahlkreis, die ihr Kreuz woanders gemacht haben." Da reiche es nicht, zu sagen, dass die Wahl ja trotzdem gewonnen sei. Sein Wahlergebnis schönzurechnen wäre dabei ein Leichtes für Irlstorfer: Er hat zum Beispiel fast 6000 Erststimmen mehr als Zweitstimmen auf die CSU entfielen. Und als Direktkandidat hat er in allen Kommunen des Wahlkreises gewonnen. "Aber das ist nur die eine Wahrheit", stellt der CSU-Politiker klar. "Die andere Wahrheit ist, dass wir Wähler verloren haben."

Irlstorfer warnt vor Schnellschüssen oder voreiligen Rückschlüssen: In Moosburg beispielsweise sei sein Ergebnis in relativen Zahlen zwar um 5,9 Prozentpunkte gefallen. In absoluten Zahlen habe er aber nur acht Stimmen weniger bekommen. Im Vergleich zu 2009 - damals war noch Franz Obermeier Direktkandidat der CSU - seien es sogar 199 mehr. Angesichts der höheren Wahrbeteiligung liege das prozentuale Ergebnis trotzdem gut fünf Prozentpunkte niedriger. "Die bittere Wahrheit hinter dem Ergebnis ist, dass es uns einfach nicht gelungen ist, diejenigen hinter uns zu bringen, die vorher Nichtwähler waren", analysiert Irlstorfer. Es sei fatal, diese Alarmsignale zu ignorieren. "Für mich darf es kein ,Weiter so‘ geben!" Er will die Schuld auch nicht der Schwesterpartei CDU zuschieben. "Bei der Fehlersuche muss man immer bei sich selbst anfangen."

Deshalb hat Irlstorfer für nächsten Samstag ein internes Treffen in Reichertshausen einberufen - mit allen Vorsitzenden der Orts- und Kreisverbände, Arbeitsgemeinschaften sowie von Junger Union, Frauenunion und Seniorenunion. "Wir werden das Thema Ortsverband für Ortsverband ordentlich analysieren und besprechen - in aller Klarheit und Offenheit, aber auch in Ruhe und Sachlichkeit." Es seien Fehler gemacht worden - und diese gelte es abzustellen. "Ich will aber auch das Gespräch mit der Bürgerschaft suchen", betont Irlstorfer - vor allem auch mit denjenigen, die die CSU vergangenen Sonntag nicht mehr wählen wollten (siehe Kasten). Die in diesen Schritten gewonnenen Erkenntnisse wolle er direkt in die Arbeit der Landesgruppe, die parteipolitischen Beratungen und seine Arbeit der nächsten vier Jahre einfließen lassen: "Wir wollen Vertrauen schaffen, Themen aufnehmen und eine ordentliche Politik machen."

AUF  TUCHFÜHLUNG  MIT  DEN  UNZUFRIEDENEN

Hat die CSU tatsächlich die rechte Flanke nicht geschlossen und so Stimmen an die AfD verloren? Oder hat sie sich mit dem Pochen auf die Obergrenze für die Mitte unwählbar gemacht? Erich Irlstorfer will wissen, warum sich Wähler von der CSU abwenden. Drei Gesprächsrunden mit Bürgern hat der alte und neue CSU-Wahlkreisabgeordnete deshalb anberaumt: am Dienstag, 10. Oktober, im Gasthof Schrätzenstaller in Hettenshausen, am Mittwoch, 11. Oktober, im Wirtshaus Müller in Winkelhausen sowie am Donnerstag, 12. Oktober, im Hofbräuhauskeller in Freising. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. An diesen Abenden will Irlstorfer gezielt mit den Unzufriedenen und Protestwählern ins Gespräch kommen. Er will ihre Beweggründe erfahren und daraus lernen: "Jeder darf sagen, was er konkret ändern würde und was er von der CSU im Allgemeinen und von mir als Abgeordneten erwartet", sagt Irlstorfer. Die Wähler hätten mit ihrem Votum schließlich deutlich gemacht, den bisherigen Weg so nicht weitergehen zu wollen. "Jeder wird bei diesen Veranstaltungen gehört - egal ob sie eine oder fünf Stunden dauern", verspricht Irlstorfer. Es gebe auch Fragebögen für diejenigen, die einen Redebeitrag scheuen. | mck/mpy