Pfaffenhofen
Bürgermeister-Duo im Visier

Im Moschee-Streit drohen Unbekannte neben Roland Dörfler jetzt auch Thomas Herker mit dem Tod

11.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Jetzt erst recht: Roland Dörfler hofft, dass morgen viele Pfaffenhofener ein Zeichen setzen und bei der Aktion »Pfaffenhofen ist bunt« Solidarität zeigen - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Unverhohlene Morddrohungen erhält nun auch Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD), nachdem er die Bürger zur Teilnahme an einer bunten Gegendemo aufgerufen hat.

Diese richtet sich am Samstag gegen eine rechtspopulistische Anti-Moschee-Kundgebung in der Kreisstadt. Rathauschef Herker hatte als Reaktion auf die Morddrohungen gegen seinen Stellvertreter Roland Dörfler (Grüne) zu reger Beteiligung an der Aktion „Pfaffenhofen ist bunt“ aufgerufen. Prompt wurde seine E-Mail-Adresse ebenfalls auf einer einschlägigen Anti-Islam-Internetseite verbreitet. „Daraufhin ist der Shitstorm losgegangen“, erzählt Herker. Im Rathaus sei ein gutes Dutzend E-Mails mit Beschimpfungen und Drohungen eingegangen. „Weder darf man sie auf die leichte Schulter nehmen, noch sollte man sie überbewerten“, sagt Herker über diese anonymen Zuschriften. Schließlich sei auch nicht auszuschließen, dass die Drohungen fingiert sein könnten.

Auch Dörfler ist erneut mit dem Tod bedroht worden. Entsprechende E-Mails liegen unserer Zeitung vor: „Thomas Herker und Roland Dörfler, Sie werden nicht mehr lange leben, wenn sie so weiter machen wie bisher und weiter mit den moslemischen Invasoren kollaborieren“, heißt es in einer. „Es gibt sicher viele stabile Laternenpfähle in ihrem linksversifften Pfaffenhoffen.“ Ein anderer anonymer Verfasser schreibt an Dörfler: „Du Drecksau landest schneller in einem einsamen Teich als du denken kannst.“ Auch mit Bezügen zur NS-Zeit wird in den Hass-Mails nicht gespart: „Bis 1933 hattet Ihr das große Maul und danach habt Ihr Kommunistenschweine im wohlverdienten KZ euch gegenseitig wegen einem Brotkanten die Fresse poliert. Das waren schöne Zeiten! “, schreibt jemand unter dem Pseudonym „Deutschland den Deutschen“. Und die „Aktiven Patrioten Bayern“ legen sogar noch einen drauf: „Es brodelt im Deutschen Volke, Nürnberg 2.0 ist nicht mehr lange hin. Ihre Gesichter sind bekannt und auch ihre Familien sind nicht vor uns sicher.“ Der kommende Samstag sei der „Tag der Abrechnung“, heißt es in einer der E-Mails: „Am 13. Juni werden wir Sie aufsuchen, dann werden Sie sich rechtfertigen müssen und büßen für Arschkriecherei bei dem Moslemgesindel [...] Die Polizei ist auf unserer Seite und wird uns helfen, nicht Verrätern wie Ihnen.“

Apropos Polizei: Die ermittelt nach Auskunft des Pfaffenhofener Inspektionsleiters in dem Fall der beiden Kommunalpolitiker wegen Beleidigung und Bedrohung. Die Ergebnisse werde man dann an die Staatsanwaltschaft übergeben. Nach Dörfler hat nun auch Herker Anzeige erstattet.

Und die beiden bedrohten Politiker, die sich nicht einschüchtern lassen wollen, stellen sich jetzt erst recht hinter die Muslime und deren Moschee: „Im türkischen Kulturverein engagieren sich bestens integrierte Pfaffenhofener; warum sollte man diesen ein Gemeindezentrum verwehren“, fragt Herker. In einem bunten Pfaffenhofen sei Platz für alle, die sich in die Gemeinschaft einbrächten. „Von daher freue ich mich auf die Eröffnung der Moschee und hoffe auf ein starkes Signal aller Pfaffenhofener.“ Und auch die Muslime selbst wollen sich ihr Fest nicht verderben lassen. Die Moschee an der Hohenwarter Straße soll morgen planmäßig um 13.30 Uhr eröffnet werden – und die Bevölkerung ist eingeladen, sich dabei selbst ein Bild von Gebetshaus und Kulturzentrum zu machen.