Geisenfeld
"Oft waren wir unserer Zeit voraus"

Abschied: Nach 25 Jahren als Leiterin des Regenbogen-Kindergartens kann Anita Breitner-Käser viel erzählen

04.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Anita Breitner-Käser 2014, als ihr die Regenbogen-Kinder mit Blümchen zum runden Geburtstag gratulierten. −Foto: Zurek/Archiv GZ

Geisenfeld - "Danke, dass du uns beim Wachsen geholfen hast." - Dieser Satz spiegelt das pädagogische Selbstverständnis von Anita Breitner-Käser wie kaum ein anderer wider. Geschrieben haben ihn "ihre" Kinder und Kollegen zum Abschied - nach insgesamt 40 Jahren im Dienst, davon 25 als Leiterin des Kindergartens Regenbogen in Geisenfeld.

 

Fast ein Vierteljahrhundert lang hat sie den gleichen Schlüssel in Händen gehalten und befürchtet "dass es schrecklich wird, ihn endgültig abzugeben", gesteht Breitner-Käser und ergänzt: Zu ihrer Überraschung habe das Loslassen sich am Ende "einfach richtig angefühlt". Schade findet sie indes, dass wegen Corona die Feier mit Kollegen entfallen muss. Denn die hätte sie gerne genutzt, um ihren vielen Wegbegleiterinnen Dank zu sagen.

Dass Breitner-Käser einmal die Arbeit mit drei- bis sechsjährigen Knirpsen als "schön, anspruchsvoll und wichtig" schätzen würde, war nicht von vorneherein abzusehen. Zwar hatte die gebürtige Niederlauterbacherin nach der Mittleren Reife die Erzieherausbildung in Kempfenhausen am Starnberger See absolviert. Zu Beginn ihrer Laufbahn hat sie aber vor allem mit Jugendlichen zu tun.

Die Geburt der eigenen Kinder führte sie zurück in die alte Heimat, wo sie zunächst unter anderem im Adolf-Rebl-Zentrum Pfaffenhofen arbeitete. Eines Tages kam dann der Hinweis einer Freundin, im Geisenfelder Kindergarten Kleiner Tiger werde eine Erzieherin für den Nachmittag gesucht. Für die zweifache Mama zeitlich ideal, "aber ich war skeptisch, ob ich das kann", gesteht sie. Und da kamen jene "taffen Frauen" ins Spiel, die ihr zur Seite standen - von Mariele Ortner und Beate Lachermeier über Gerti Meier-Frank bis zu Bea Heidenkampf. Wobei "taff" in diesem Fall für "ermutigend, begleitend, Wissen vermittelnd und wunderbar" steht.

 

Schon zwei Jahre später, 1996, wird sie vom damaligen Stadtkämmerer Johann Thaller gefragt, ob sie nicht Lust habe, die Leitung des nunmehr zweiten städtischen Kindergartens zu übernehmen. Aus diesem Angebot wurde ein "Traumjob", den sie ein Vierteljahrhundert lang ausüben sollte - gemeinsam mit einem im Kern über die ganzen Jahre "stabilen, tollen Team".

Seit den 1990er Jahren hat sich viel verändert im Kindergartenbereich. Unter anderem sei die Rolle der Leiterin zum "Manager-Job" geworden, so Breitner-Käser, die aber auch andere Entwicklungen anführt. Mit einem Schmunzeln erinnert sie sich an die Anfänge im "Regenbogen", als kreative Mal- und Bastelaktionen von vielen Eltern noch als "chaotisch" und der von Holz und Werkzeug strotzende Garten als "unordentlich" empfunden wurde. Doch das sollte sich wandeln. Oft seien sie und ihre Mitstreiterinnen "ihrer Zeit voraus" gewesen, bildeten sich stetig fort und gingen neue Wege - die Arbeit mit dem inzwischen verstorbenen Therapiehund Bruno, den man anfangs gegen viele Widerstände, etwa des Gesundheitsamtes, durchsetzen musste, der aber letztlich "die Herzen nicht nur der Kleinen eroberte".

Man dürfe Kinder "niemals klein machen, entmutigen oder ihr Selbstwertgefühl schwächen", sondern müsse sie als "vollwertige Menschen wahrnehmen, sie mitbestimmen und teilhaben lassen" - dieses Credo beinhaltet für die Erzieherin auch den sensiblen Umgang mit Worten.

"Auch eine Legende geht einmal in Rente" hatten Kolleginnen zu Ehren des pädagogischen Urgesteins gedichtet - weshalb die 65-Jährige schon "ein bisserl heulen" musste. Doch der Blick zurück ist ihre Sache nicht. "Ich freue mich nun darauf, viel zu lesen und nach Corona endlich wieder mit meinem Enkel Finn zu toben." Und auf ausgiebige Gassi-Runden mit Brunos Nachfolger natürlich.

GZ