Oberstimm
"Jetzt spinnt er wieder"

Alfred Gau klettert mit einem Bobby-Car auf die Zugspitze – und erfährt dabei viel Zuspruch

27.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:14 Uhr

Alfred Gau am Ziel: Mit dem Bobby-Car stieg der Oberstimmer in dieser Woche schnell mal auf die Zugspitze - Foto: Jürgen Metzger

Oberstimm (PK) Alfred Gau ist als Extremsportler bekannt. Der 48-jährige Oberstimmer war früher begeisterter Triathlet, heute steigt er auf hohe Berge. Jüngste Aktion des verheirateten, zweifachen Vaters: mit einem Bobby-Car auf dem Rücken rauf auf die Zugspitze. Samt Aufschrift „Stoppt Gewalt an Kindern“ wollte er die Menschen aufrütteln.

Herr Gau, wie sind sie eigentlich auf die Idee gekommen, mit dem Bobby-Car auf einen Berg zu steigen?

Alfred Gau: Sie kam mir relativ kurzfristig. Meine Kinder sind jetzt aus der Schule raus, bis auf kleine Wehwehchen sind sie vollkommen normal aufgewachsen – wie bei uns halt üblich. Von meinen Expeditionen in ferne Länder wie Nepal oder Indien, auch in Afrika und Südamerika weiß ich aber, dass nicht überall Kinder behütet und geliebt aufwachsen, dass sie auch in Kriegsgebieten und Elend leben müssen.

Und warum nun das Bobby-Car?

Gau: Da meine Kinder auf ihrem Bobby-Car immer sehr glücklich waren, kam ich auf die Idee, eben mit diesem auf einen Berg zu steigen. Ganz nebenbei bin ich natürlich von Haus aus ein leidenschaftlicher Bergsteiger bin. Eigentlich wollte ich es auf den Mont Blanc stellen, aber da hat das Wetter nicht mitgespielt. So bin ich diese Woche auf die Zugspitze gekraxelt.

Mit „Stoppt Gewalt an Kindern“ auf dem Bobby-Car ?

Gau: Ja. Wenn alle Kinder auf unserer Welt zufrieden, glücklich und gesund wären, genug zu essen hätten, gäbe es weniger Leid auf der Erde.

Was hoffen Sie, mit dieser Aktion zu bezwecken?

Gau: Auf der Tour selber war die Resonanz durchgehend positiv, nach dem Motto „Mensch, du hast Recht“. Vielleicht kann ich einen Anstoß geben, dass wir unsere Kinder, unser höchstes Gut, richtig erziehen und bilden. Damit sie vielleicht manches besser machen können als wir.

Gibt es weitere Bobby-Car-Ausflüge?

Gau: Warum nicht. Ich will wachrütteln, dass Kinder etwas Schützenwertes sind.

Großes Publikum finden Sie aber eher auf dem Marienplatz in München.

Gau: Meine Welt sind die Berge, Städte mag ich nicht so sehr. Ich möchte meinen eigenen Pfad treten. Kleine Schritte können auch Großes bewegen. Und wenn es fünf Menschen sind, die es nun weitergeben, habe ich schon etwas bewirkt.

Was sagt Ihre Familie, was sagen Ihre Freunde?

Gau: Jetzt spinnt er wieder.

Und was sagen Sie dazu?

Gau: Das bin ich. Ich will meine Ideen verwirklichen. So sind Wassermänner.

Und was machen die?

Gau: Genau das. Ideen aufgreifen und sofort umsetzen.

Wie beschwerlich war es jetzt mit dem Bobby-Car auf dem Rücken?

Gau: Ich habe dafür weniger zum Essen und Trinken mitgenommen.

Wie lange waren sie unterwegs?

Gau: Wir hatten mit sechs Stunden gerechnet. Und da reicht mir ein halber Liter zum Trinken und ein Wurstbrot.

Und wie lange haben Sie gebraucht?

Gau: Fünfeinviertel Stunden von Hammersbach auf die Zugspitze. Das sind knapp 2200 Höhenmeter – alles alles halb so wild (lacht).

Und runtergefahren sind Sie dann mit dem Bobby-CarGau: Nein, mein Fotograf Jürgen Metzger aus Ingolstadt und ich sind mit der Bahn gefahren.

Gab’s Überraschungen unterwegs?

Gau: Ja, so etwas ist mir noch nie passiert. Vor dem Gipfelkreuz war eine ewig lange Reihe von Touristen, die sich alle am Seil festhielten. Wir sind nebendran vorbei geklettert. Und dann sagt eine Frau zu mir, „ich steh’ schon länger an“ – wie im Supermarkt an der Kasse.

Sind Sie aber auch ohne Bobby-Car alpin unterwegs.

Gau: Ja, ich habe schon die vier höchsten Berge, vom Erdmittelpunkt gemessen, bestiegen.

Auch den Mount Everest?

Gau: Nein, es gibt nach dieser Messmethode höhere – weil die Erde eine Ellipse ist. Die vier höchsten sind in Ecuador der Chimborazo und der Cotopaxi, der Kilimandscharo in Tansania und der Nevado Huascaran in Peru.

Was ist mit dem Mount Everest?

Gau: Das wäre der Sechsthöchste, ist mir aber zu teuer. Außerdem will ich die Berge ohne Sauerstoff und Medikamente erreichen. Vielleicht geh ich aber einen anderen Achttausender an.

Was planen Sie als Nächstes?

Gau: Da ich mich beruflich verändern will, müssen die Berge eine Zeitlang warten. Zudem bremst mich eine Achillessehnenverletzung. Wenn es wieder passt, warten in Nepal oder auch Südamerika noch ein paar schöne Eisgipfel.

Das Gespräch führten

Oliver Konze

und Marion Binder