Wolnzach
Nitrat-Messstellen in der Kritik

Bauernverband sucht wegen "Roter Gebiete" im Landkreis das Gespräch mit Landtagsabgeordneten

22.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:09 Uhr
Am Beispiel einer Quelle bei Buchersried machte der BBV seine Kritik an Zahl und Eignung von Messstellen deutlich. Bei dem Ortstermin waren die Abgeordneten Tanja Schorer-Dremel, Karl Straub (beide CSU), Leopold Herz und Nikolaus Kraus (beide FW) dabei. −Foto: Rebl

Wolnzach/Buchersried - "Rote Gebiete", also Gebiete mit einer hohen Nährstoffbelastung werden im Zuge der geplanten Verschärfung der Düngeverordnung nach aktuellem Umsetzungsstand auch im Landkreis Pfaffenhofen ausgewiesen. Schwer nachvollziehbar findet der Bayerische Bauernverband (BBV) diese Einstufung, da sie für ihn teils nicht auf aktuellen und repräsentativen Messdaten basiere. Von "einem Fehler, der korrigiert werden muss", sprach BBV-Kreisobmann Manfred König im Fall einer speziellen Messstelle bei Buchersried bei einem Treffen mit den vier Landtagsabgeordneten Karl Straub, Tanja Schorer-Dremel (beide CSU), Nikolaus Kraus und Leopold Herz (beide FW).

Generell kritisiert der Bauernverband, dass die roten Gebiete auf Basis der Gebietskulisse der EG-Wasserrahmenrichtlinie ermittelt werden, also deren Messstellen auch verwendet werden, um die Nitratbelastung des Wassers im Rahmen der Düngeverordnung zu belegen. Eine solche Verknüpfung ist aus Sicht der Verbandes ungeeignet und fachlich falsch, sie nähere sich nur vage an die realen Verhältnisse bezüglich Boden, Bewirtschaftung oder Klima an. Sowohl die Anzahl als auch die Standorte von Messstellen müssen laut BBV überdacht werden.

Beispiel Buchersried, wohin der Bauernverband die Landtagsabgeordneten eingeladen hatte, um ihnen die spezielle Problematik im Landkreis aufzuzeigen: Hier liegt im Gemeindebereich Geisenfeld auf einem Feld eine Messstelle, die mit verantwortlich ist für die Einstufung als rotes Gebiet. An ihr wurden Nitratwerte von 120 Milligramm pro Liter (Mittelwert) gemessen - die zulässige Grenze liegt bei 50 Milligramm. Die Quelle wurde inzwischen als Messstelle herausgenommen, weil sie nicht die Vorgaben für eine korrekte und repräsentative Probenentnahme erfüllt (unter anderem fehlt häufig die nötige Schüttung), und eine neue Messstelle bei Großarreshausen eingerichtet. Das bestätigte bei dem Treffen Werner Eidelsburger als Vertreter der Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt. Rotes Gebiet bleibt ein Teil des Landkreises Pfaffenhofen aber dennoch: Denn auch an einer weiteren der insgesamt sieben Messstellen im Betrachtungsgebiet - es handelt sich um die beiden Grundwasserkörper 053/054 - wurde ein erhöhter Nitratwert von 61 mg/l gemessen und zwar in Teugn Nähe Saal an der Donau im Landkreis Kelheim. Abgesehen davon, dass manche Bauernvertreter bezweifeln, dass das dort gemessene Nitrat ausschließlich aus der Landwirtschaft stammt - die Messstelle liegt neben einem Sportplatz, "der sicher häufig gedüngt wird" - fühlt man sich im Landkreis Pfaffenhofen "in Sippenhaft" genommen. "Das ist ein riesiges Gebiet", drängt Erika Meyer, Geschäftsführerin der BBV-Geschäftsstelle in Ingolstadt darauf, die beiden zusammengespannten Grundwasserkörper voneinander zu trennen. Dass in Teugn erhöhte Nitratwerte gemessen werden und deshalb in Pfaffenhofen rote Gebiete ausgewiesen werden, die den Bauern zusätzliche Auflagen bei der Düngung bescheren - "wie soll man das den Landwirten hier erklären?", fragt Meyer. Allgemein führe die "lächerlich" geringe Zahl der Messstellen - nach ihren Angaben 0,4 auf 1000 Quadratkilometer - dazu, dass Werte wenig aussagekräftig seien. Nötig für eine differenzierte Betrachtung sei ein dichteres Netz an Messstellen.

Bei den Abgeordneten stießen die Vertreter der Landwirte auf Verständnis. Man war sich einig, dass faire und praxistaugliche Messungen nötig sind. Auf entsprechende Pläne verwies die CSU-Abgeordnete Tanja Schorer-Dremel: So sollen bayernweit die Messstellen um 800 auf 1500 erhöht werden. "Damit ist eine schärfere Bestimmung möglich", sagte sie. Geplant sei auch, dass fragliche Messstellen überprüft und evaluiert werden. Schorer-Dremel versprach auch, speziell das vorgebrachte Thema "Sippenhaft" - also den Wunsch nach Trennung der beiden Grundwasserkörper - mit nach München zu nehmen. Der Wolnzacher Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) erklärte, dass er über die Problematik der roten Gebiete bereits mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) gesprochen habe. Auch Straub sieht die Zahl der Messstellen als zu gering an, zudem müsse die Eignung mancher Standorte überprüft werden - so wie beispielsweise in Teugn. "Außer Frage steht dabei, dass unser Grundwasser geschützt werden muss", betonte Straub. Eines wolle er aber klar stellen: "Die Bauern wehren sich nicht, die Nitratwerte zu verbessern. Sondern sie wollen vernünftige und belastbare Messstellen." Sollten diese dann an einzelnen Punkten erhöhte Nitratwerte ergeben, "stehen wir dazu", betonte Erika Meyer vom BBV. "Wir wollen sauberes Wasser."

Dass die Düngeverordnung prägendes Thema auf der Grünen Woche in Berlin war, bestätigte der FW-Abgeordnete Leopold Herz, Vorsitzender des Agrarausschusses im Landtag. Allerdings dauere es, bis die Erhöhung auf 1500 Messstellen umgesetzt ist. Der Zeitfaktor macht den Bauernvertretern Sorgen, der Wunsch nach einem Moratorium im Vollzug der Düngeverordnung wurde deshalb auch beim Ortstermin in Buchersried laut. Der BBV fordert einen Aufschub bis eine fachlich und rechtlich einwandfreie Gebietskulisse fertiggestellt ist. Im Gespräch mit den Abgeordneten plädierten die BBV-Vertreter außerdem für eine Binnendifferenzierung. Mit dieser könnte Bayern die betroffenen Flächen in den roten Gebieten eingrenzen. "Sie wäre der schnellste und effektivste Hebel und muss vorangetrieben werden", bekräftigte Franz Sedlmeier, Umweltreferent des BBV Oberbayern.

Die Zeit drängt aus Sicht von Kreisobmann König auch im Fall der Quelle Buchersried. Selbst wenn hier aktuell nicht mehr gemessen wird, gelten ihre Werte noch für den aktuellen Betrachtungszeitraum. Das müsse man möglichst rasch korrigieren, so König. "Wir können nicht bis zur nächsten Bewertung warten." Die Abgeordneten versprachen, die Anliegen in ihre politische Arbeit mitzunehmen. Man werde weitergeben, "dass hier ein Brennpunkt ist", so Tanja Schorer-Dremel.

WZ

Katrin Rebl