Niederscheyern
Packendes Stück Musikgeschichte

07.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Mit ihrem Stil und Sex-Appeal waren die Auftritte von Onita Boone bei der zweiten Pfaffenhofener Soul-Nacht eine Augenweide. - Fotos: Ermert

Niederscheyern (pat) Ein Riesenspektakel war die zweite Pfaffenhofener Soul-Nacht, die wieder hunderte begeisterte Gäste nach Niederscheyern gelockt hat. Sie alle waren völlig fasziniert von den musikalischen Künsten der Sweet Soul Music Revue.

Grelle Lichteffekte, eine Show mit Schwung, Stil und Sex-Appeal, dazu ein großartiges Catering und eine freie, beschwingte Stimmung in der prächtig dekorierten Halle, so wie es Pfaffenhofen noch selten erlebt hat. Alt und Jung vergnügten sich gemeinsam bei einer musikalischen Revue mit erstklassigen Sängern, Tänzern und Musikern. Die künstlerisch vollendete und dabei immer unterhaltsame Rückschau auf die Größen der größtenteils amerikanischen Soulmusik war ein packendes Stück Musikgeschichte.

Die Mischung hatte einfach Charme. So war es keineswegs "nur" eine lose Aneinanderreihung von irre erfolgreichen Welthits, sondern noch deutlich mehr, was Moderator Derrick Alexander, die fantastischen Sängerinnen Onita Boone und Laeh Jones sowie die Ausnahmesänger Stevie Woods, Kevin Harris, Jimmy James, die neue deutsche Soul-Hoffnung mit bulgarischen Wurzeln Daniel Stoyanov und der begnadete Saxofonist und Sänger Waldo Weathers auf die Bühne zauberten. Es hatte nämlich schon fast etwas von historischer Präzision, wie Alexander die einzelnen Songs ankündigte, vorstellte und einordnete.

Alle zusammen bildeten das große Ganze des Soul – und wie groß diese Musikrichtung ist, wurde vielen Gästen, die diese Revue zum ersten Mal sahen, wohl erst im Laufe des Abends klar – bei einem Gläschen Sekt an der Bar oder beim Tanzen in den Gängen zwischen den Sitzreihen. Die waren im übrigen nicht absolut voll besetzt. Der eine oder andere geneigte Gast hätte durchaus noch Platz in der Halle gefunden. Gelohnt hat sich der Besuch in jedem Fall. Denn was es zu hören gab, war zwar ausschließlich Soul, aber irgendwo auch ein großer Ausschnitt aus den Charts der vergangenen Jahrzehnte.

Instrumental ging es los – mit dem Memphis Soul Stew, bei dem sich die Musiker aus der zweiten Reihe gleich ganz vorne präsentieren konnten. Sie waren die grundsolide Basis für eine Show der Sonderklasse, der die Sänger ein Sahnehäubchen nach dem anderen aufsetzten.

Sweet Soul Music stand in großen Buchstaben über der Bühne geschrieben. Der Name war Programm – und gleichzeitig Titel des ersten Songs, den Jimmy James als stimmlich famoser und ausgesprochen originaler Nachfolger der Old Scholl des Soul gleich rundum überzeugend ins Mikrofon trällerte. Was danach kam, war teilweise schwer zu beschreiben. Ein Kracher jagte den anderen, ein Tophit folgte auf den nächsten, Kräftige Frauenstimmen, peppige Outfits, stilvolle Männer und jede Herzblut in jedem einzelnen Ton.

"Unchain my heart" mit Stevie Woods, "Dancing in the street" und "Respect" von der einzigartigen Onita Boone, die schon mit Whitney Housten und Mariah Carey auf der Bühne stand und diesen Superstars in Punkto Präsenz, Optik und stimmlicher Qualität in rein gar nichts nachsteht. Beim "Soul Man" gaben Derrick Alexander und Kevin Harris einfach alles – und bei "Shotgun" funktionierte Waldo Weathers sein Saxofon kurzerhand in das besungene Schießgewehr um.

Bei "If you don‘t know me by now" mit Jimmy James wurden die Augen feucht, ehe bei "Tell Mama" und "At Last" Temperamentsbündel Laeh Jones eine fetzige Show ablieferte. Nach der Pause legte sie mit "I heard it through the grapevine" gleich noch ein Highlight nach, ehe mit Superhits wie "Only you", "Notbush City Limits", "My Girl" oder "Just my imagination" weiter auf den Spuren von Soulgrößen wie Ray Charles, Aretha Franklin oder Tina Turner gelustwandelt wurde. Beim großen Finale stürmten alle Beteiligten die Bühne gemeinsam – und die Soul-Nacht endete in einem rauschenden Fest.