Wolnzach
Nicht mehr an vorderster Front

Georg Guld (FW) und Katharina Gmelch (CSU) haben ihre Bürgermeister-Stellvertreterämter abgegeben

15.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Der bisherige Zweite Bürgermeister Georg Guld (FW) bei seiner ersten Urlaubsvertretung im Wolnzacher Bürgermeisterbüro im Jahr 2014. −Foto: WZ-Archiv, Trouboukis

Wolnzach - In Wolnzach werden weiterhin zwei Stellvertreter für Bürgermeister Jens Machold (CSU) im Bedarfsfall einspringen, jedoch sind die Posten bekanntermaßen neu besetzt: Josef Schäch (GfW) tritt an die Stelle von Georg Guld (FW) als Zweiter Bürgermeister, während Werner Hammerschmid (SPD) im Amt des Dritten Bürgermeisters auf Katharina Gmelch (CSU) folgt. Im Gemeinderat sind die bisherigen Stellvertreter weiter engagiert, für unsere Zeitung schauen sie auf ihre nun zu Ende gegangenen Bürgermeisterjahre zurück - durchaus mit etwas Wehmut.

 

Nein, dass er einmal Bürgermeisterstellvertreter werden würde, damit hatte Georg Guld, den eigentlich alle nur "Schos" nennen, nicht gerechnet. Da ging es ihm vor sechs Jahren, als er Zweiter Bürgermeister wurde, genauso wie 2008, als er als Neuling auf der Freie-Wähler-Gemeinderatsliste mit über 2000 Stimmen erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde. Von 0 auf 100, um in der Sprache des gelernten Kfz-Meisters Guld zu bleiben. "Die Leute haben mir mit ihrer Stimme eine Verantwortung übertragen", sagt der 58-Jährige. "Und die habe ich gerne angenommen."

Eben auch, als er für die seine Freien Wähler das Amt des Zweiten Bürgermeisters antrat - und das, obwohl er so gar nicht der Typ "Anzug und Krawatte" ist. Überhaupt: "Ich bin mit sehr großem Respekt an diese Aufgabe herangegangen", sagt er - und weiß heute, dass diese Einschätzung auch durchaus angebracht war: "Die Aufgaben eines Bürgermeisters sind unglaublich vielfältig." Froh sei er da stets über die "immense Unterstützung" aller Marktmitarbeiter im Rathaus und in allen dazugehörigen Einrichtung gewesen. "Alle haben mir immer geholfen, haben mich offen und herzlich aufgenommen." Das wisse er sehr zu schätzen - damals wie heute.

Auch repräsentative Pflichten habe er immer wieder übernommen. Was ihm besonders in Erinnerung geblieben ist? "Die aufrichtige Freundschaft mit unserer Partnerstadt Poperinge, die Herzlichkeit der Leute und wie dort der Hopfen gelebt wird", antwortet der ehemalige Zweite Bürgermeister spontan. Und dann sei da vor allem noch eines: "Der direkte Kontakt mit den Bürgern." Der sei intensiv gewesen - und bleibt es wohl nach wie vor. Denn Guld ist jetzt zwar nicht mehr Zweiter Bürgermeister, aber immer noch FW-Gemeinderat, gewählt mit 4626 Stimmen, das ist das drittbeste Ergebnis im Räte-Gesamtvergleich. Und er ist auch immer noch Kfz-Meister mit eigener Werkstatt - und offenen Toren. Dass die Leute ihn aufsuchen, ihn ansprechen, wenn sie etwas drückt, das freut Guld - damals wie heute.

 

Als demokratische Entscheidung, die er selbstverständlich akzeptiere, bezeichnet er die Tatsache, dass sich sein Freie-Wähler-Kollege Simon Zimmermann nicht als Zweiter Bürgermeister durchsetzen konnte, jedoch: "Wir Freie Wähler waren noch nie gegen etwas, sondern immer für Wolnzach." Deshalb werde man allen für die zukünftige Gemeindepolitik die Hand reichen, wenngleich er diesen Ausgang schon bedauere: "Vor allem mit seinem Wahlergebnis hätte Simon den Zweiten Bürgermeister verdient gehabt, nachdem er ja fast schon Erster Bürgermeister geworden wäre." Die Frage, wer für die FW für dieses Amt nominiert werden sollte, habe sich dadurch von selbst beantwortet, so Guld. Sein Einsatzwille sei ungebrochen - auch jetzt, als "einfacher" Gemeinderat: "Ich bin gerne für die Leute da, dafür haben sich mich ja gewählt."

Unglaublich fleißig, immer da, wenn man sie braucht, unkompliziert und zur Stelle, auch bei kurzfristigen Terminen - und das Ganze immer mit einer großen Herzlichkeit, die die Menschen einfing und berührte. Katharina Gmelch (CSU) war Dritte Bürgermeisterin mit Leib und Seele - und immensem Einsatz. "Ich bin halt überall hin,", beschreibt sie die vergangenen sechs Jahre - und lacht. "Und es hat mir sehr große Freude bereitet, weil es mir am Herzen liegt, dass der Markt Wolnzach sich zeigt und repräsentiert wird."

Schnell ins Kostüm, wenn es um Notarverträge geht, die Hausarbeit für ein, zwei Stunden ruhen lassen, wenn es gilt, zu Ehejubiläen oder Geburtstagen zu gratulieren, bei vielen Abend- und Wochenendterminen Veranstaltungen besuchen, bei Vereinsversammlungen da sein, Feste mitfeiern, Vereinsjubiläen, große und kleine Ereignisse - ein voller Terminkalender und ein enormes Maß an Spontaneität obendrein. "Ich war wirklich gerne Dritte Bürgermeisterin", sagt die 69-Jährige. Gerade die persönlichen Begegnungen mit den Menschen bei Gratulationsbesuchen, Ehrenamtsabenden oder Festen und Feiern hätten sie tief berührt: "Das war so eine große Herzlichkeit, so eine Freude." Eingetaucht sei sie dabei für kurze Zeit in das Leben der Menschen, habe viel gehört - und dementsprechend auch so manches ins Rathaus mitgenommen - "und, wenn es ging, gleich umgesetzt". Freundschaftliches Entgegenkommen und tatkräftige Unterstützung habe sie dabei stets erfahren - in der Marktverwaltung und in allen dazugehörigen Einrichtungen. "Dafür bin ich wirklich sehr dankbar."

Tief berührt hätten sie die vielen Privatbesuche - manchmal auch bei Menschen in Seniorenheimen, die von weither kommen und hier niemanden sonst haben - und mit Stolz erfüllt das rege Vereinsleben, die vielen engagierten Menschen in der Marktgemeinde, die Kultur, Landwirtschaft und die Institutionen des Hopfenbaus und natürlich auch die in jüngster Vergangenheit wieder belebte Freundschaft mit Poperinge. Als Dritte Bürgermeisterin habe sie auch an einschneidenden Ereignissen teilhaben dürfen - beispielsweise der 1200-Jahrfeier des Marktes Wolnzach im Jahr 2014. "Ich hätte mein Amt auch gerne fortgesetzt, weil es mir unglaubliche Freude bereitet hat", sagt sie zum Ende ihrer Amtszeit. "Aber die aktuellen Konstellationen im Gemeinderat haben das halt nicht hergegeben." Dass dem wiedergewählten Bürgermeister Jens Machold (CSU) nun als Stellvertreter zwei Männer und keine Frau mehr zur Seite stehen, lässt sie augenzwinkernd abwarten: "Schauen wir halt mal, wie die Männer das hinkriegen."

WZ