Münchsmünster
Neuer pädagogischer Schwerpunkt

Richtfest für Hollerhof in Münchsmünster: 24 Wohnheim- und 49 Förderstättenplätze

09.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:36 Uhr
Inzwischen gut zu erkennen: Der Hollerhof, ein Bau mit Flachdach, entsteht im Osten der Gemeinde Münchsmünster. Er soll im Frühjahr 2020 bezugsfertig sein. −Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Es ist ein wichtiger Meilenstein für das Bauprojekt, aber auch für die Inklusion in Münchsmünster: Am Montagvormittag wurde auf der Baustelle der Hollerhaus-Zweigstelle Münchsmünster, die künftig den Namen Hollerhof tragen soll, Richtfest gefeiert.

Es war ein Termin, der nicht nur für die Reden der beteiligten Offiziellen, sondern auch zur Besichtigung der Baustelle genutzt wurde. Denn, so formulierte einer der Nachbarn des künftigen Zentrums am Ortsrand von Münchsmünster: "So ein Rohbau sagt halt schon mehr als ein Bauplan."

"Hollerhof", so wussten die Offiziellen der Einrichtung für körper- und mehrfachbehinderte Menschen zu berichten, soll der Neubau heißen. Es war ein Vorschlag einer Hollerhaus-Mitarbeiterin. Der Name signalisiert zum einen die Ausrichtung auf den ländlichen Raum und bindet zugleich die Einrichtung auch sprachlich eng an das Mutterhaus, dem sogenannten "Hollerhaus" in Ingolstadt. "Wir bringen über 30 Jahre Erfahrung aus unseren Einrichtungen in Ingolstadt in dieses Projekt ein und werden pädagogisch und organisatorisch eng zusammen arbeiten", erläuterte Vereinsvorsitzender Claus Gelhorn im Rahmen seiner einleitenden kurzen Rede.

Seit seiner Gründung aus einer Elterninitiative im Jahr 1970 arbeitet der Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen für die Verwirklichung von "Inklusion". Von Anfang an zählt zu den Aufgaben die individuelle Förderung und die qualifizierte Betreuung. So eröffnete der Verein im Jahr 1998 am Standort Hollerstauden in Ingolstadt eine Förderstätte für zunächst 24 Förderstättengänger und ein Wohnheim für 18 Bewohner. Mit mehreren Erweiterungen und der Eröffnung des Wolfgang-Adler-Hauses, einem Wohnheim vor allem für Schädel-Hirn-Trauma-Patienten, konnte die Kapazität in den folgenden Jahren weiter erhöht werden.

Heute hält der Verein in Ingolstadt 61 Wohnheim- und 111 Förderstättenplätze bereit. Hinzu kamen im Lauf der Jahre die Gründung der Offenen Hilfen mit familienunterstützendem Dienst und Schul- und Individualbegleitung. Außerdem entstanden verschiedene Tochtergesellschaften wie die Inklusionsfirma ProService, die ambulante Dienstleistungsfirma ProBegleitung und das Wohn- projekt Inklusives Wohnen.

"Insgesamt gibt es in der Region 10 mit seinen Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen und in der Stadt Ingolstadt bis heute nicht ausreichend Wohnheimplätze für unsere Zielgruppe", betonte Hollerhaus-Geschäftsführer Roman Schiele. "Der Verein hat deshalb schon vor Jahren auf diese Situation reagiert und den Neubau eines Wohnheimes und einer Förderstätte im Osten der Gemeinde Münchsmünster beschlossen. Im Frühjahr 2020 werden hier 24 Wohnheim- und 49 Förderstättenplätze für körper- und mehrfachbehinderte Menschen zur Verfügung stehen. Hinzu kommen vier Wohnungen im sozialen Wohnungsbau für Menschen mit und ohne Behinderung."

Gefördert wird die Errichtung der Förderstätte und des Wohnheimes durch die Bayerische Landesregierung, die Aktion Mensch, die Bayerische Landesstiftung und die lokale Aktionsgruppe im Rahmen der europäischen Leader-Förderung.

Mit der geplanten Tierhaltung, dem Obst- und Gemüsebau und dem entsprechenden therapeutischen Konzept wird in Münchsmünster ein neuer pädagogischer Schwerpunkt gesetzt. Zwei Hollerhaus-Mitarbeiterinnen absolvieren hierzu derzeit die besonderen fachlichen Ausbildungen. Die offene und begegnungsfreundliche Gestaltung der Gebäude wie auch der Freiflächen sollen zudem helfen, den neuen Hollerhof in das Gemeindeleben zu integrieren. Ein geplanter Gastronomiebetrieb wird für verschiedenste Veranstaltungen und als Begegnungszentrum für alle Interessierten zur Verfügung stehen.

Erfreut zeigt sich Schiele über die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Münchsmünster. "Bürgermeister Andreas Meyer und der gesamte Gemeinderat haben das Projekt von Anfang an unterstützt und den Erwerb eines Baugrundstückes ermöglicht. Von Beginn an wurde darin eine Bereicherung gesehen." Ein Punkt, den auch Meyer selbst, wie auch der stellvertretende Landrat Josef Finkenzeller so sahen: "Mit diesem Projekt", waren sie sich einig, "kommen wir den gelebten Inklusion im Ort und im Landkreis einen großen Schritt näher."

Susanne Lamprecht