Pfaffenhofen
Neuer Anlauf zu Landschaftspflegeverband

Landrat Gürtner will zweiten Versuch starten - Kooperation mit Nachbarlandkreisen im Gespräch

02.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:12 Uhr
Die Natur in der Region - wie hier im Donaumoos - beschäftigt die Politik. Auch im Landkreis steht das Thema Landschaftspflegeverband wieder auf der Agenda, womöglich in Zusammenarbeit mit den Nachbarn. −Foto: Janda

Pfaffenhofen/Schrobenhausen - Die Pflege der Naturschönheiten im Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen liegt womöglich schon bald in der Hand eines Landschaftspflegeverbands: Der dortige Landrat Peter von der Grün strebt dessen Gründung an. Dabei kann sich der FW-Politiker auch eine Kooperation mit der Nachbarschaft vorstellen - der Pfaffenhofener Landrat und Parteikollege Albert Gürtner will hierzu ebenfalls einen neuen Versuch starten.

 

Denn Ende September - also noch in der alten Amtszeit - hatte der Kreistag dieses Thema bereits auf der Agenda. Etliche Bürgermeister und Landwirte hatten allerdings Kritik geäußert und sich gegen einen LPV ausgesprochen. Ein solcher Verband sollte sich um die Biotope und Ausgleichsflächen kümmern, aktuell kümmern sich die Gemeinden selbst um ihre Flächen. Ein LPV würde diese Aufgaben übernehmen, die Kosten - jährlich etwa 180000 Euro, hieß es damals im Kreistag - sollten der Landkreis und die Gemeinden zu gleichen Teilen übernehmen. Allerdings gebe es für einen solchen LPV einige Fördergelder, zum Start gebe es 40000 Euro, ein Fünftel des Geschäftsführergehalts werde übernommen, Einzelmaßnahmen könnten mit bis zu 90 Prozent gefördert werden. Der damalige Hohenwarter Rathauschef und Sprecher der Bürgermeister Manfred Russer (CSU) erklärte in der Sitzung: "Wir schaffen eine Konstruktion, die wir nicht brauchen. Und wir würden lieber die Untere Naturschutzbehörde personell stärken." Eine Abstimmung hatte es im Herbst nicht gegeben.

Das nun regierende Bunte Bündnis im Landkreis Pfaffenhofen allerdings will das Thema nicht zu den Akten legen. "Der Landschaftspflegeverband stand bereits bei den Koalitionsverhandlungen auf Kreisebene auf der Agenda und wurde auch im Zukunftsprogramm des Bunten Bündnisses berücksichtigt", erklärt Landrat Gürtner. In dem Programm stehe, dass eine Gründung in Abstimmung mit den Gemeinden angestrebt werden soll. Dabei würden Pflegearbeiten zentralisiert und so die Gemeinden entlastet, Synergieeffekte genutzt und es ließen sich Flächen vernetzen. "Deshalb soll der Landschaftspflegeverband auch sehr bald wieder in den politischen Gremien diskutiert werden. Außerdem sollen die Meinungen der Bürgermeister eingeholt werden." Eine erste Umfrage zum Herbst 2019 hatte bei den Gemeinden ein gespaltenes Bild ergeben: Neun Fragebögen waren zurückgegeben worden, davon jeweils vier positive und negative Reaktionen sowie eine Enthaltung.

Das Thema schlummert auch im Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen bereits seit Jahren unter der Oberfläche. Doch so recht heranwagen wollte sich bisher niemand. Von der Grüns Vorgänger Roland Weigert, mittlerweile Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, hatte stets eine schlanke Lösung bevorzugt, idealerweise unter dem Dach des Donaumoos-Zweckverbands. Das erscheint dem jetzigen Landrat als wenig gangbarer Weg. "Ich würde darin eine gute Ergänzung zur Arbeit des Donaumoos-Zweckverband sehen", erklärt von der Grün, der bereits seit einigen Tagen Gespräche führt. Anfang der Woche war er dazu bei Umweltminister Thorsten Glauber (FW), in einigen Wochen ist ein Arbeitstreffen mit Fachleuten geplant. "Ich will das Thema angehen", betont der Kreischef, der aber ganz bewusst noch von "einem ganz zarten Pflänzchen" spricht. Im Klartext: Sämtliche Gespräche befinden sich erst ganz am Anfang.

Auch in Ingolstadt gibt es seit Jahren den Wunsch nach einem LPV, bisher ohne Erfolg. Doch das scheint sich unter der neuen Ingolstädter Rathausspitze zu ändern. Neben Petra Kleine (Grüne), seit einigen Wochen Dritte Bürgermeisterin und künftig wohl für Umweltthemen zuständig, zeigt sich auch das neue Stadtoberhaupt Christian Scharpf (SPD) aufgeschlossen. "Er hat sein grundsätzliches Interesse signalisiert", bestätigt Peter von der Grün nach einem Gespräch mit dem OB.

Auch Gürtner steht einer Kooperation mit den Nachbarn nicht abgeneigt gegenüber, er verweist auf die Position des Bunten Bündnisses. "Es soll die Etablierung eines Landschaftspflegeverbandes unter Einbindung der Gemeinden erfolgen", erklärt Gürtner. "Ob dieser letztendlich seitens des Landkreises in Eigenregie gegründet wird oder ob es womöglich ein größerer Verband über Landkreisgrenzen hinweg sein wird, werden die anstehenden Gespräche und das Stimmungsbild der zu beteiligenden Akteure, insbesondere der Gemeinden, zeigen." Bisher habe es "erste lose Gespräche mit den Landräten der Region und dem Oberbürgermeister von Ingolstadt am Rande einer Verbandsversammlung" gegeben, so Gürtner. Allerdings betont der Pfaffenhofener Landrat auch: Die Entscheidung über einen LPV liegt beim Kreistag. Daher gelte es, hier Überzeugungsarbeit zu leisten und parallel die Bürgermeister des Landkreises mit einzubinden. "Ein Landschaftspflegeverband funktioniert nur gemeinsam mit den Gemeinden", sagt Gürtner. Schließlich "soll mit den Partnern der Region die alternative gefunden werden, die den größtmöglichen Nutzen für den Landkreis Pfaffenhofen bzw. die Region 10 bringt. Dabei muss sowohl das Leistungsspektrum als auch die Kostenstruktur eines möglichen Konzeptes bewertet werden."

In der nördlichen Nachbarschaft gibt es bereits einen LPV: Im Kreis Eichstätt ist erst vor drei Jahren ein eigener Verband gegründet worden. "Und dort macht man gute Erfahrungen damit", betont Peter von der Grün. Der FW-Politiker verweist zudem auf die Struktur im Freistaat: Genau 64 LPV-Organisationen gibt es - in insgesamt 71 Landkreisen und 25 kreisfreien Städten.

PK

Stefan Janda, Claudia Lodermeyer