Scheyern
Mit Altabt Engelbert (86) soll ein gebürtiger Scheyrer Ehrenbürger der Gemeinde werden

Dem Glauben und dem Kloster fest verbunden

22.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:58 Uhr

Altabt Engelbert weist auf einen Sinnspruch auf der Sonnenuhr im Innenbereich des Klosters: „1000 Jahre sind vor Deinen Augen wie ein Tag, der gestern vergangen ist“ (Psalm 89).

Von Hans Steininger

Scheyern – Es gibt Personen, die stehen permanent im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Es gibt aber auch Menschen, die wirken mehr im Verborgenen, sind allerdings nicht weniger von Bedeutung für ihre Mitbürger. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Abt des Klosters Scheyern, der jetzige Altabt Engelbert (86). Die Gemeinde will ihn im Juli für sein Engagement mit der Ehrenbürgerwürde auszeichnen.

Geboren am 16. Oktober 1935, hat er seine Wurzeln mitten in Scheyern. Sein bürgerlicher Name ist Michael Baumeister. „Meine Eltern haben sich bei uns im Prielhof kennengelernt. Mein Vater war damals landwirtschaftlicher Vorarbeiter und meine Mutter war in der Küche tätig“, erzählt der Altabt. Also bestanden von Anbeginn an enge Beziehungen zum Klosterbetrieb.

Ab dem Jahr 1942 besuchte der junge Michael für vier Klassen die Scheyerer Volksschule und im Jahr 1946 war er einer der ersten Schüler im Scheyerer Gymnasium, das in den Klostergebäuden seinen Sitz hatte. Die ersten drei Jahre wohnte er zu Hause bei seinen Eltern, besuchte aber immer wieder gerne das Schülerheim, „weil die einfach geregelte Zeiten für Studium und Freizeit hatten“, so Engelbert.

Nach dem Abitur im Jahr 1954 trat Michael Baumeister ins Kloster ein. Seinen klösterlichen Namen Engelbert erhielt er, wie in Kirchenkreisen üblich, zusammen mit seiner Einkleidung. Darauf folgte ein Jahr das Noviziat, bevor der junge Mönch Engelbert nach der ersten Profess für zwei Jahre zum Philosophiestudium an die Universität nach Salzburg ging. Das anschließende Theologiestudium führte ihn für drei Jahre nach Rom zur Benediktinerhochschule St. Anselmo, dort wurde er im Jahr 1960 zum Priester geweiht. Per Bus und Zug sind damals Scheyerer Bürger nach Rom gereist, um an diesem Ereignis teilzunehmen. Kurze Zeit später feierte der Scheyrer die Primiz, also seine erste von ihm zelebrierte Messe. Später befasste sich der heutige Altabt Engelbert an der Uni weiter mit pastoralen Themen, dann übernahm er Aufgaben als Präfekt und Religionslehrer am Scheyerer Gymnasium für die verschiedenen Klassen und Abteilungen.

Das sind alles nüchterne Fakten, die aber nichts darüber aussagen, warum oder ab wann man sich für ein klösterliches Dasein berufen fühlt. „Das hat sich bei mir über mehrere Jahre entwickelt“, erinnert sich Altabt Engelbert. „Einerseits gab es eine familiär bedingte Nähe zum Kloster, die mir Einblicke in die Arbeitsgebiete verschaffte. Andererseits hat mich ein Pater Justin, der in der Pfarrei vorübergehend als Kaplan tätig war, zum Gymnasiumsbesuch angespornt.“ Das war damals für Scheyrer Kinder beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Zunächst legen Mönche ein Gelübde auf Zeit ab. Die drei Jahre dienen auch zur Selbstprüfung, ob man den richtigen Weg eingeschlagen hat. Mit der nachfolgenden ewigen Profess, dem Ordensgelübde, ist man dann auf Lebenszeit an den Orden gebunden.

„Bei meinem Eintreten waren wir aus unserer Abiturklasse zu dritt, überhaupt war das Kloster damals mit rund 40 Brüdern besetzt“, erinnert sich der Altabt. Darunter sehr viele ohne Theologiestudium oder Priesterweihe, die sich praktischen Aufgaben wie der Ökonomie, Bäckerei, Metzgerei oder Brauerei widmeten. Die unterschieden sich zwar in mancher, auch rechtlicher Hinsicht von den Patern, verpflichteten sich aber auch auf Lebenszeit. Derzeit sind es elf Mitbrüder, die ihren Dienst an der katholischen Kirche verrichten.

Abt wird man übrigens ganz einfach. Im Bedarfsfall tritt die Klostergemeinschaft zusammen und wählt, ohne Einfluss von außen, ganz demokratisch einen Kandidaten. Früher bestimmte man einen Abt auf Lebenszeit. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aber wurde von der Kongregation, der Vereinigung der bayerischen Klöster entschieden, dass die Dienstzeit für einen Abt mit Vollendung des 70. Lebensjahres zu Ende geht. Aber es gibt Ausnahmen: „Ich wurde im Jahr 2001 im Alter von 66 Jahren zum Abt gewählt, war sozusagen bald am 70iger dran. Deshalb wurde meine Amtszeit verlängert bis ins Jahr 2008.“ Dann folgte ihm Abt Markus Eller, der derzeit in Amt und Würden ist und vor kurzem auch zum Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation gewählt wurde.

Für die Pflege von Hobbys hatte Altabt Engelbert immer nur wenig Zeit; als Präfekt war er von früh bis spät für die Schüler im Einsatz. Nachdem das Scheyrer Gymnasium geschlossen wurde, zog im Jahr 1976 die Berufliche Oberschule, kurz BOS, in die Räume. 2012 kam die FOS dazu. Der damalige Abt war zunächst Heimleiter und Religionslehrer und ab 1982 Ortspfarrer von Scheyern.

Heute, quasi im Ruhestand, kümmert sich Altabt Engelbert um die vielen Kapellen, Marterl und Kreuze im Gemeindegebiet. In den 30er Jahren hatte ein Mitbruder nachgeforscht, wem die Kreuze gehören und einen Ansporn gegeben, diese gegebenenfalls zu reparieren oder zu restaurieren. Später wurden die Aufzeichnungen von der verstorbenen Scheyrerin Maria Kirzinger aktualisiert. Die hat der Altabt wieder aufgegriffen und ergänzt, er erstellt eine umfassende Übersicht.

Auf die Beziehungen zwischen Gemeinde Scheyern und Kloster angesprochen, spricht der Altabt von einem „erfreulichen Miteinander“. Das pflegt er auch bei vielen Gratulationen zu runden Geburtstagen oder Ehejubiläen. Zum Miteinander gehört seit Jahren Pater Lukas als Mitglied des Gemeinderats, denn es geht um gemeinsame Interessen wie aktuell den Supermarkt oder vor Jahrzehnten die ehemaligen Klosterwiesen, die mit Pfarrkindergarten St. Martin, Schule und Sportplatz bebaut wurden – „in einem sinnvollen und gütigen Einvernehmen", betont Altabt Engelbert.

PK