Geisenfeld
Matten und Maschendraht gegen den Nager

Annette Hartmann und ihre Mitstreiter schützen bei Arbeitseinsatz 35 Bäume an der Ilm gegen Biberverbiss

21.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:02 Uhr
Auch einige stattliche Baumexemplare wurden bei Aktion unter Mithilfe von Bauhofarbeitern, des BN und der Fachbehörden vor Biberverbiss geschützt. −Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Rund 500 Biber hat man bei einer Zählung im Landkreis 2016 ermittelt - geschützte Nager, deren Hunger für so manchen Baum zum Todesurteil wird. Um dies in Geisenfeld zu verhindern, sind am Dienstag Annette Hartmann und ihre Mitstreiter an der Ilm und am Flutkanal angetreten.

Es ist bitterkalt, als man sich um 8 Uhr morgens am Flutkanal trifft. Lagebesprechung ist angesagt. Die Initiatorin der Baumschutz-Aktion begrüßt zunächst Anna Spenger, in der Verwaltung zuständig für Wasserrecht und Naturschutz, sowie die beiden Mitarbeiter des Bauhofs, Max Meier und Maik Kieser. Letztere werden im Auftrag des Bürgermeisters mit anpacken. Denn der Rathauschef gehört, wie auch Umweltreferent Reinhard Bachmeier (USB), zu den Unterstützern des Vorhabens. Und er dankt Hartmann, dass sie sich "für den Baumschutz so stark macht". Dies sei angesichts "einer Biberplage, die die Kommunen ja schon sehr stark beschäftigt" ein guter Weg, um Schäden zu minimieren.
Hartmann erzählt eingangs von langwierigen Bemühungen, die im Frühjahr ihren Anfang nahmen. Wobei sich der Bürgermeister schon früh von der Idee angetan zeigte, Biberschutzmatten an den Bäumen entlang der Ilm anzubringen. Es folgte im Mai ein Ortstermin mit dem Leiter der Flussmeisterstelle beim Wasserwirtschaftsamt, Pascal Dittert, und Vertretern der Stadt. Diverse Gespräche mit Fachleuten und der der Kontakt zu Andreas Kastner vom Landratsamt mündeten in der Zusage, der Kreis werde Material für die Aktion zur Verfügung stellen. Zum Schluss gab auch der Wasserverband Ilm III, Eigentümer des ersten für das Schutzprojekt auserkorenen Ilmabschnitts, grünes Licht. Unter der Bedingung, dass Hartmann für sich und ihre Helfer eine Haftungsfreistellung unterzeichnet.
Auf ihrem Hänger haben die Bauhofmitarbeiter einiges an Material mitgebracht - keinen Hasendraht, wie sie hervorheben, "denn den beißt der Biber ratzfatz durch". Vielmehr sind es Estrichmatten und Rollen mit ummanteltem Maschendraht. Eine zusätzliche Rolle Zaun spendet eine 84-jährige Dame, die von der Aktion in der Zeitung gelesen hat.
Erst muss man sich nun einig werden, welche der Bäume - darunter Edelhölzer wie Eiche und Ahorn - man als erstes ummanteln will. Roland Schweigard und Klaus Ivanica, beide im Bund Naturschuz aktiv, haben schon eine gewisse Erfahrung bei ähnlichen Schutzmaßnahmen gesammelt und geben hilfreiche Tipps. Es wird Draht in passender Länge abgewickelt, Abstandshalter in Form von Latten werden angebracht. Ein paar kräftige Schläge, und die handgefertigten Heringe halten den Zaun zudem am Boden fest. Dies soll verhindern "dass die hungrigen Kerlchen ihn hochschieben und darunter weiter nagen", so Hartmann.
Bei ihrer Arbeit entwickelt die Gruppe langsam Routine. Immer flotter haben sie die Stämme umwickelt. Zwischendrin gibt es zum Aufwärmen Kaffee und Kuchen. Am Nachmittag stößt der zweite Bürgermeister Alfons Gigl dazu und packt mit an. Er zollt Hartmann "Respekt, dass sie diese gute Aktion angeschoben hat".
Die Aktivistin, die seit kurzem dem BN-Netzwerk "Neue Chancen für alte Bäume" angehört, zieht nach knapp sieben Stunden "Netto-Arbeitszeit" eine positive Bilanz: Mit fünf Freiwilligen wurden bei der Aktion 35 Bäume gegen Biberverbiss geschützt. Wichtig ist es Hartmann dabei zu betonen, dass sie "für Bäume, aber nicht gegen den Biber" sei. Man könne die Problematik nicht in ein Schwarz-Weiß-Schema drücken oder pauschal lösen, sondern nur auf Basis der konkreten Faktenlage vor Ort. Wobei sie appelliert, dabei nicht nur die Schönheit der Uferbäume im Blick zu haben, sondern deren positiven Einfluss auf Wassertemperatur, Wasserpegel, Sauerstoffgehalt und Fließgeschwindigkeit - genauso wie wie die Bedeutung ihrer Wurzeln als Stabilisator für den Ufersaum. Nicht zu vergessen ihre Rolle als Nahrungsspender und Lebensraum für viele Tierarten.
Vor diesem Hintergrund sind übrigens alle Helfer im Team bereit, demnächst wieder anzutreten, um dann bis zur Brücke vorm Wehr voran zu kommen.

 

Maggie Zurek