Pfaffenhofen, Mainburg
Mängel in der Gynäkologie

Mainburger Klinik schneidet bei Qualitätserhebung schlecht ab - Geringe Fallzahlen ein Grund

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Das Mainburger Krankenhaus hat bei einer bundesweiten Qualitätserhebung im Bereich der Gynäkologie schlecht abgeschnitten. −Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen/Mainburg (pat) Schlecht abgeschnitten hat das Mainburger Krankenhaus, das zur Ilmtalklinik GmbH gehört, bei einer bundesweiten Qualitätserhebung. Von 1085 Kliniken, denen die Bundesregierung im vergangenen Jahr auf den Zahn fühlte, haben 73 Krankenhäuser "unzureichende Qualität" abgeliefert - unter ihnen das Haus in Mainburg.

Die Große Koalition in Berlin hat die Erhebung auf den Weg gebracht, der Gemeinsame Bundesausschuss (kurz G-BA) - das federführende Gremium der Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens - nun die ersten Ergebnisse veröffentlicht. Die Auswertung umfasst elf Qualitätsindikatoren in drei Bereichen: Geburtshilfe, Operationen bei Brustkrebs sowie gynäkologische Eingriffe. Im Fall von Mainburg hat das Berliner Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, das vom G-BA mit der Untersuchung beauftragt wurde, in einem Teilbereich der Gynäkologie Mängel festgestellt.

Die Geburtshilfe gibt es am Mainburger Krankenhaus schon länger nicht mehr. Und auch die gynäkologische Abteilung ist dort kaum noch vorhanden. Fast alle Fälle werden nach Pfaffenhofen verlegt. "Manchmal operieren wir aber halt doch noch in Mainburg", räumt Ilmtalklinik-Sprecherin Bianca Frömer ein. Und genau diese geringe Zahl der Fälle ist Mainburg jetzt zum Verhängnis geworden. Denn laut Frömer sind bei der Untersuchung zwei von insgesamt nur drei gynäkologischen Eingriffen in einem der geprüften Parameter als auffällig eingestuft worden. "Es wurden keine Gewebeproben entnommen", erklärt sie den Mangel.

Es handle sich um zwei Fälle, bei denen eine Ovarialzyste, also eine flüssigkeitsgefüllte Blase am Eierstock, vorgelegen habe. Eine sei im Zuge einer anderen Operation zufällig entdeckt, die andere im Rahmen einer Bauchspiegelung gezielt therapiert worden, so Frömer weiter. "Ovarialzysten können ab einer bestimmten Größe Bauchschmerzen verursachen. Normalerweise platzen sie irgendwann von alleine. Sollte das aber nicht der Fall sein und der Leidensdruck zu groß werden, kann man mit einem relativ harmlosen Eingriff die Eierstockblase einstechen und dadurch zum Entleeren bringen", heißt es in den Ausführungen der Ilmtalklinik. Das Vorgehen unterscheide sich kaum vom Öffnen einer Hautblase, zum Beispiel an der Hand. In den beiden Fällen sei einmal die Blase durch einen Stich geöffnet und einmal etwas Blasenhaut entfernt worden, damit sich keine weitere Zyste mehr bilden kann.

Die Qualitätsrichtlinie besagt, dass bei bestimmten Operationen am weiblichen Organsystem eine sogenannte Histologie (Gewebsaufarbeitung) erstellt werden soll. Dazu muss das entnommene Gewebe an einen Pathologen geschickt werden. "Diese Untersuchung ist in den beiden Fällen unterblieben", räumt Frömer ein und erklärt: "In dem einen Fall gab es dieses Gewebe gar nicht. In dem anderen Fall hat der Operateur darauf verzichtet, weil es für ihn augenscheinlich absolut unauffällig war."

Dennoch habe die medizinische Leitung der Ilmtalklinik bereits vor mehreren Monaten, als die Qualitätsindikatoren bekannt wurden, mit den Operateuren in Mainburg vereinbart, dass das Gewebe solcher Zysten künftig grundsätzlich eingeschickt wird. Der Grund der mangelhaften Bewertung bei der Qualitätserhebung sollte somit schon behoben sein, hofft Frömer. Das Mainburger Krankenhaus habe schlichtweg Pech gehabt. "Wenn nur so wenige Fälle vorliegen, wirkt sich ein einzelner Fehler prozentual gewaltig aus - daher sind wir auf der Liste gelandet."

Die Regierungskoalition aus Union und SPD hat 2014 per Gesetz die Grundlage für die Qualitätsuntersuchungen gelegt. Die Idee dahinter ist, die Krankenhausfinanzierung stärker an der Behandlungsqualität auszurichten. Falls sich "unzureichende Qualität" wiederholt, können Klinikabteilungen also theoretisch geschlossen oder - im Gegenteil - finanziell bessergestellt werden, um einen bestimmten Bereich zu verbessern. Neben den jetzt veröffentlichten Ergebnissen wurden 260 weitere Indikatoren untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Ergebnisse bei 17 Prozent der Indikatoren verbessert, bei fünf Prozent verschlechtert.