Reichertshofen
Lebendige Musikgeschichte

Fulminantes Jubiläumskonzert der Reichertshofener Musikanten in der Zweifachturnhalle

27.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:10 Uhr
  −Foto: Vogl

Reichertshofen (DK) Zum 35-jährigen Jubiläum der Reichertshofener Musikanten brannte das Blasmusikorchester ein wahres musikalisches Feuerwerk mit vielen Höhepunkten ab.

Das Publikum war restlos begeistert und erklatschte sich am Samstagabend zwei Zugaben.

Trotz des parallel stattfindenden DFB-Pokal-Finals war die Zweifachturnhalle fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Wer sich für die Reichertshofener Musikanten statt für Fußball entschieden hatte, wurde reich belohnt: Zum 35-jährigen Jubiläum der Kapelle jagte ein musikalischer Höhepunkt den nächsten.

Die Musikanten unter der Leitung von Christian Hofner hatten ein sehr abwechslungsreiches Programm einstudiert: Neben einem klassischen Marsch oder einer Polka waren heuer auch Filmmusik, Musicals oder eine Olympia-Fanfare dabei. Vorsitzender Hans Wallner begrüßte die zahlreichen Gäste, ehe Georg Schweigard die Moderation übernahm.

Schweigard führte auf bewährte Weise durch das abwechslungsreiche Programm und erzählte Wissenswertes rund um die einzelnen Stücke. Die hatten es diesmal in sich und punkteten mit vielen herausragenden Solisten. So begeisterten Rita Hofner und Sonja Finkenzeller mit hervorragend interpretierten Klarinettensoli bei der drolligen Konzertpolka "Murzel und Purzel". Beim "Max Raabe"-Medley betätigte sich Vorsitzender Anton Fuchs als Sänger. "Aus dem Raben wurde ein Fuchs" witzelte Moderator Georg Schweigard. Und Katharina Raucheisen brillierte bei "Stars and Stripes forever" mit einem präzise intonierten Piccoloflöten-Solo - um nur einige der vielen Solisten zu nennen.

Überhaupt waren diesmal viele originelle Einfälle in das Programm eingebaut. So steuerte das Orchester beispielsweise beim "Song of the Volga Boatmen" begleitenden Gesang dazu. Und bei der ersten Zugabe, einem lustigen Marsch-Konfetti, prosteten sich die Musiker mit Sekt und bunten Hütchen zu.

Das vielleicht schönste und zugleich anspruchsvollste Stück des Abends war die "Olympic Fanfare and Theme" von den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984, komponiert von John Williams. Die Reichertshofener Musikanten interpretierten das Stück festlich und majestätisch zugleich - passend zum 35-jährigen Jubiläum.

Zum feierlichen Anlass konnten auch einige Ehrungen vorgenommen werden. Neues Ehrenmitglied ist Michael Ottowitz, der bereits im 30. Jahr Kassenprüfer ist. Eine Ehrung für 28 Jahre aktives Musizieren gab es für Florian Schweiger. Bereits seit Beginn an - seit 35 Jahren - musiziert Hans Schönauer bei den Musikanten, außerdem ist er seit 23 Jahren Kassier. Auch für ihn gab es natürlich eine Ehrung.

Nach dem rund zweistündigen Konzert tobte der Saal: das Publikum - darunter auch stellvertretender Landrat Anton Westner, Bürgermeister Michael Franken und mit Sepp Seigner der musikalische Leiter aus Gründungstagen - war begeistert. Als zweite und letzte Zugabe gab es - passend zur Europawahl - die Europahymne: eine Instrumentalfassung des Hauptthemas "Ode an die Freude" aus dem letzten Satz der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens.

Wie immer hatten die Reichertshofener Musikanten auf Eintritt verzichtet, wurden aber mit Geldspenden am Ausgang belohnt.
 

35-jährige Erfolgsgeschichte

Eigentlich wurden die Reichertshofener Musikanten im Jahr 1984 gegründet. Ihre Ursprünge reichen aber noch viel weiter zurück.

Die Vereinschronik verrät, dass bereits in den 1970er Jahren ein Dutzend junger Burschen aus Reichertshofen wöchentlich den Musikunterricht von Pater Held in Steinerskirchen besuchte. Mit Erfolg: Aus ihnen wurde eine Bläsergruppe, die fester Bestandteil der Marktgemeinde Reichertshofen wurde. Große Unterstützung gab es für die jungen Musiker vom damaligen Ortspfarrer Josef Dunau.

Doch mit zunehmendem Alter verblasste das Interesse, und immer wieder verließen Mitglieder die Gruppe. Da sprang der damalige Bürgermeister Hans Hammerl in die Bresche, der die Gruppe auf alle Fälle am Leben erhalten wollte. Hammerl gelang es, Sepp Seigner aus Pfaffenhofen als musikalischen Leiter zu gewinnen. Nun wurden Nägel mit Köpfen gemacht und am 20. Januar 1984 die "Reichertshofener Musikanten e. V. " im Gasthof Sterngarten gegründet. Gründungsvorstände waren Ferdinand Wallner und Georg Schweigard.

Als Sepp Seigner aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen musste, übernahm Christian Hofner im Jahr 1993 als neuer Dirigent die Leitung der Kapelle. "Er schafft es immer, aus uns das Letzte heraus zu kitzeln", sagte Georg Schweigard anerkennend während des Jubiläumskonzertes. Seit 2002 leiten Georg Schweigard, Anton Fuchs und Hans Wallner als gleichberechtigte Vorstände die Geschicke des Vereins.

Die Reichertshofener Musikanten spielen nicht nur traditionelle Blasmusik, sondern auch moderne Stücke: von Big-Band-Musik über Polka, Oper, Musical bis zu Filmmusik gehört vieles zu ihrem musikalischen Spektrum. Besonders erwähnenswert: Die Kapelle ist durchweg altersgemischt. Den Musikanten gelingt es immer wieder, musikalischen Nachwuchs mit an Bord zu holen.

Verena Vogl