Pfaffenhofen
Von Frust bis Freude

Was die Direktkandidaten aus dem Stimmkreis Pfaffenhofen zum Wahlergebnis sagen

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Mit Schwung: In der Lutz-Schule haben gestern unter anderem Michael Kaindl (links) und Florian Stahl die Stimmzettel ausgewertet. Insgesamt hatten sich im Stimmkreis Pfaffenhofen knapp 61000 Bürger an der Landtagswahl beteiligt. −Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Beim Rennen um das Direktmandat hat Favorit Karl Straub (CSU) wieder gewonnen. Er gibt sich trotz der Verluste zufrieden, ganz im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Markus Käser (SPD). Die Gewinner des Abends sind Albert Gürtner (FW), Wilhelm Reim (Grüne) und der AFD-Kandidat Tobias Teich. Josef Schäch (FDP) fuhr zwar ein besseres Ergebnis ein als seine Partei, ist aber trotzdem enttäuscht.

Der CSU-Kandidat Karl Straub wirkte gelöst, als klar war, dass er das Direktmandat geholt hat. In seiner Heimat Wolnzach sei Josef Schäch (FDP) als ehemaliger Bürgermeister eine harte Konkurrenz gewesen. "Deshalb bin ich auch stolz, dass ich zu Hause gewinnen konnte", sagte er bei der Wahl-Feier seiner Partei im Pfaffenhofener Müllerbräu. Die Verluste der CSU müsse man nun bewerten. "Ich glaube, die Zeiten der absoluten Mehrheit sind einfach vorbei", so Straub. "Die Diskussionen in Berlin haben uns natürlich auch nicht gerade geholfen." Künftig will Straub unter anderem die AfD-Wähler besser erreichen und mit ihnen diskutieren, "denn die Menschen, die AfD wählen, sind nicht rechtsextrem" - einige AfD-Funktionäre dagegen schon, so Straub. Er wünscht sich nun auf Landesebene eine Koalition mit den Freien Wählern, "eine Koalition mit den Grünen schließe ich aus".

Am Tag nach der Wahl sieht die Welt womöglich anders aus - hoffte zumindest Markus Käser. Der SPD-Kandidat wollte gestern Abend die letzte Hoffnung noch nicht begraben. Er verwies auf die Möglichkeit, über die Zweitstimmen ins Maximilianeum einzuziehen. "Meine persönliche Rechnung ist, dass ich über das Stimmensammeln noch etwas hole." Dieser Gedanke trieb ihn am Wahlabend um: Immer wieder überprüfte Käser die Zwischenmeldungen aus benachbarten Stimmkreisen, wollte wissen, wie es beispielsweise in Neuburg-Schrobenhausen oder Ingolstadt für seine Partei steht.

Auch der FDP-Direktkandidat, Josef Schäch, zeigte sich enttäuscht:"Ich hätte schon gedacht, dass ich zumindest in meiner Heimatgemeinde Wolnzach gewinne." Ob er trotzdem Chancen hat, über die Liste in den Landtag einzuziehen, das wusste er am Wahltag noch nicht. "Ich werde mir das morgen in Ruhe anschauen", so Schäch. Sein Gesamtergebnis mit 9,41 Prozent sei ja zumindest besser als das der Partei.

Als einen großen Erfolg für seine Partei wertete Tobias Teich das Ergebnis der AfD. "Wir sind 2013 nicht zur Landtagswahl angetreten und 2018 sind wir jetzt bei gut zehn Prozent", sagte Teich gestern bei der Wahlparty seiner Partei in Ingolstadt. Er erklärte jedoch auch: "Wir haben uns durchaus bis zu 15 Prozent erhofft."

Der Direktkandidat der Freien Wähler, Albert Gürtner, war begeistert: "Ich bin darüber sehr glücklich", so Gürtner. Dass seine Partei in Bayern so gut abschneidet, erklärte er unter anderem mit mehr Präsenz: Der Kampf für die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung habe Wähler mobilisiert. Aber auch der Streit in der Großen Koalition habe geholfen: "Wir kommen im Gegensatz zu den großen Parteien nicht wie die Streithanseln rüber." Auf Landesebene hoffe er nun auf eine Koalition mit der CSU.

Glücklich und dankbar über das gute Ergebnis seiner Partei zeigte sich auch der Grünen-Kandidat Wilhelm Reim. In Bayern sind die Grünen die zweitstärkste Kraft, im Stimmkreis Pfaffenhofen ist die Partei mit 11,3 Prozent nur viertstärkste Kraft. "Traditionell liegen wir in Pfaffenhofen immer unter dem Bayern-Schnitt", sagt Reim. Dennoch hat es einen deutlich Zuwachs gegenüber der Landtagswahl 2013 gegeben. Da lagen die Grünen noch bei 5,8 Prozent. Das gute Wahlergebnis wertet Reim als "Bekenntnis zur Menschlichkeit und zum Klimaschutz".

Zwar enttäuscht aber dennoch motiviert zeigte sich ÖDP-Kandidat Siegfried Ebner. "Mein persönliches Ziel war, fünf Prozent aus dem Landkreis Pfaffenhofen für die Bayern-ÖDP zu holen", sagte er. "Wir haben häufig gehört: ,Wenn wir wüssten, dass ihr reinkommt, würden wir euch wählen.' Aber die Leute haben Angst, dass ihre Stimme verloren ist."

In der Parteizentrale in München verfolgte Robert Prado Diaz die Wahlergebnisse. "Ich bin enttäuscht, weil ich dachte, man legt in Pfaffenhofen mehr Wert auf das Soziale", sagte der Bayernpartei-Kandidat.

Der Kandidat der Linken, Werner de la Motte Rouge, zeigte sich mit seinem Ergebnis von 2,2 Prozent zufrieden. "Für einen Neuling ist das ein gutes Ergebnis."
 

Hohe Beteiligung

Pfaffenhofen (PK) Die Wahlbeteiligung im Stimmkreis Pfaffenhofen ist im Vergleich zur Abstimmung vor fünf Jahren deutlich gestiegen. Von 82804 Stimmberechtigten machten 60857 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Wahlbeteiligung lag somit bei 73,5 Prozent. Das sind 7,2 Prozentpunkte mehr als bei der Landtagswahl 2013. Vor fünf Jahren haben von den 80143 Wahlberechtigten 53135 ihr Kreuz auf dem Stimmzettel gemacht. Im Jahr 2003, als die CSU die Zweidrittelmehrheit holte, lag die Wahlbeteiligung bei unter 60 Prozent. 1998 noch bei über 70 Prozent.

Desirée Brenner, Claudia Lodermeyer, Severin Straßer, Tina Blum