Pfaffenhofen
Sommerliches Wahlkampffieber

Strobl: "CSU hat das Christlich-Soziale bei vielen Themen abgelegt" - Russer: "Käser sollte sich schämen"

14.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:52 Uhr
Marianne Strobl hofft, dass Markus Käser "auf seinem Weg bleibt". −Foto: Fotos: PK-Archiv

Pfaffenhofen (rs) Im Landkreis ist tatsächlich schon ein wenig Wahlkampffieber messbar - und das mitten in der Urlaubszeit, in der sich die Kandidaten für politische Ämter doch früher gerne eine Verschnaufpause gönnten.

Verbreitet haben sich die Wahlkampf-Viren, nachdem der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsdirektkandidat Markus Käser beim Parteitag der Roten recht unverblümt die Arbeitsleistung des CSU-Landtagsabgeordneten Karl Straub bemängelte.

Käsers Abgeordneten-Schelte und seine gleichzeitigen Ausführungen zur Flüchtlingspolitik, bei denen er der CSU unter anderem vorwarf, "Wahlkampf auf dem Rücken ertrinkender Menschen" zu betreiben, riefen Altlandrat Rudi Engelhard auf den Plan. Er rügte in einer Presseerklärung Käser Wahlkampfstil und lobte den Einsatz seines Parteifreundes Straub. Zudem äußerte sich Engelhard, der zusammen mit Partnern in Namibia eine Farm bewirtschaftet, auf seine ganz spezielle Art und Weise zum Themenkreis Fluchtursachen aus afrikanischen Ländern: "Die Ursachen, warum es vielen Menschen in Afrika wirklich schlecht geht, kann man in den örtlichen Zeitungen nachlesen. Sie heißen unfähige Regierungen, Korruption, Kriminalität und unzählige Stammesfeden und religiöse Auseinandersetzungen" (PK berichtete).

Nun meldet sich die Wolnzacher SPD-Chefin Marianne Strobl pro Käser zu Wort und aus dem CSU-Lager stürzt sich der Hohenwarter Bürgermeister Manfred Russser ins sommerliche Wahlkampf-Geplänkel.

In ihrer Stellungnahme zu den Artikeln "Zeit für neue Mach-Verhältnisse/SPD rüstet sich für den Wahlkampf" (PK vom 31. Juli) und "Der Altlandrat, der Wahlkampf und die Lage in Afrika" (PK vom 9. August) schreibt Marianne Strobl, dass man bei einem Landespolitiker, der - wie Karl Straub - seit fünf Jahren ein gut bezahltes Mandat inne habe, doch wohl fragen dürfe, was von ihm in diesem Zeitraum umgesetzt oder maßgeblich initiert wurde. Beispielsweise beim Thema "Förderung des sozialen Wohnungsbaus" habe Straub bei einer Veranstaltung ein großes Bündnis der Gemeinden und eine Wohnbauoffensive angekündigt. Die Vorträge seien zwar informativ gewesen, "aber das war's dann auch schon", so Strobl: "Große Hartnäckigkeit beim Verfolgen von Zielen", wie sie der Altlandrat dem Abgeordneten zuschrieb, sehe für sie anders aus. Wie das funktionieren könne, zeige die Wohnungsbaugenossenschaft RaumPfaffenhofen, die es sich zum Ziel gesetzt habe, finanzierbaren Wohnraum für Normalverdiener zu schaffen, deren Einkommen zu hoch sei, um Anspruch auf eine Sozialwohnung zu bekommen, aber zu niedrig, um sich bei den explodierenden Mietpreisen eine Wohnung leisten zu können. Diese Genossenschaft gebe es erst seit 1. Mai, doch für erste Wohnungen werde der Spatenstich bereits 2019 sein. Dieses Modell könne in jeder Landkreisgemeinde umgesetzt werden, wenn ein geeignetes Grundstück dafür vorhanden sei. Strobl verweist darauf, dass sich Käser maßgeblich für diese Ziele eingesetzt habe und als Gründungsmitglied und stellvertretender Vorstand in der Genossenschaft mitarbeite.

Nicht nachvollziehen kann Strobl, dass Engelhard Käsers Haltung zur Seenotrettung von Flüchtlingen kritisierte: 45000 Menschen hätten bei der Münchner Großdemo "Ausgehetzt" dem privaten Seenotretter und Lifeline-Kapitän Claus Peter Reisch betroffen zugehört. Wenn sich Käser nun darauf beziehe und feststelle, dass es niemals ein Verbrechen sein könne, wenn man Leute rette, die am Ertrinken sind, sondern Seenotrettung unsere humanitäre Pflicht sei, "dann kann ich dem nur beistimmen und hoffen, dass er auf seinem Weg bleibt", schreibt die Wolnzacher SPD-Vorsitzende. Der CSU hält sie vor, das Christlich-Soziale bei vielen Themen abgelegt zu haben. "Zudem wirft die eindimensionale und rückwärts gewandte Sichtweise Rudi Engelhards zu den afrikanischen Fluchtursachen ein düsteres Licht auf die CSU", so Strobl.

Hohenwarts CSU-Bürgermeister Manfred Russer reagierte auf Käsers Straub-Kritik mit einem verbalen Donnerwetter: "Dass Markus Käser einen Hang zum Polarisieren hat und auch dem Poltern nicht abgeneigt ist, ist ja hinlänglich bekannt", schreibt er in einem Brief an unsere Zeitung: "Was er sich allerdings jetzt mit seiner Kritik an Karl Straub geleistet hat, schlägt dem Fass den Boden aus. " Mit der Aussage, dass Straub keine konkreten Projekte vorweisen könne, mit denen er etwas positiv verändert habe, "disqualifiziert sich Käser nicht nur, sondern blamiert sich bis auf die Knochen". Mit Wahlkampfgetöse könne so etwas nicht abgetan werden, das sei "unterste Schublade", urteilt der Hohenwarter Rathauschef: "Ein solches Verhalten ist eines Kandidaten nicht würdig. Schämen sollte sich der Frontmann der Pfaffenhofener Sozis. "

Er könne zwar Verständnis dafür aufbringen, dass Käser versuche, im Wahlkampf den Abstand zum amtierenden Abgeordneten Straub mit aller Macht zu verringern. Dabei aber zu "derart schäbigen Mitteln" zu greifen und zu behaupten, der CSU-Abgeordnete habe für seinen Stimmkreis nichts geleistet, sei "schlicht und einfach unwahr" und entbehre jeder Grundlage. Russer: "Wer war denn da, als es auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise darum ging, den Menschen in den Gemeinden Rede und Antwort zu stehen? Karl Straub, Landrat Wolf und die betroffenen Bürgermeister. Von Markus Käser war weder etwas zu sehen noch zu hören. " Als es darum ging, die verschiedensten Projekte zu realisieren, habe Straub die Bürgermeister der Kreisgemeinden begleitet und ihnen die Türen in die Ministerien geöffnet. Als konkrete Projekte Straubs verweist Russer auf den Lärmschutz an der A9 bei Schweitenkirchen, die Hollerhaus-Zweigstelle Münchsmünster, die Verlegung der B 300 bei Weichenried, den Erhalt des Wolnzacher Volksfests, die Förderung regionaler Bauprojekte, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Reichertshausen, den Hochwasserschutz in vielen Gemeinden, Städtebauförderung und Dorferneuerung, Vereinsförderung und "unzählige Bürgeranliegen mit entsprechenden Lösungen". Diese Liste könne noch lange fortgesetzt werden, so Russer: "Dem Abgeordneten Straub schiere Untätigkeit oder mangelndes Engagement zu unterstellen, ist zutiefst respektlos und unfair. Gerade im Wahlkampfmodus sollte der Grundsatz der Fairness beherzigt werden", schließt die Erklärung des CSU-Bürgermeisters.