Die Schafgarbe und das Ende des Kräuterjahrs

PK-Serie: Dagegen ist ein Kraut gewachsen

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Mit der Schafgarbe endet der Streifzug durch das Kräuterjahr. Der flüchtige Betrachter würde sie vielleicht der Familie der Doldenblütler zuordnen, wenn man jedoch ein Bestimmungsbuch zurate zieht, entdeckt man zweifelsfrei die Merkmale der Korbblütler, auf die auch der leicht bittere, würzige Geschmack hinweist.

Bei den Inhaltsstoffen ist eine enge Verwandtschaft zur Kamille festzustellen - und ebenso wie diese, kann die Schafgarbe mit überraschend vielen Anwendungsmöglichkeiten aufwarten, weshalb sie in alten Kräuterbüchern als "Heil aller Welt" bezeichnet wird.

Das in den weißen (manchmal rosafarbenen) Blüten enthaltene ätherische Öl hat eine stark krampflösende und keimtötende Wirkung. Ergänzt von den verdauungsregulierenden Bitterstoffen ergibt sich ein exzellentes Mittel bei vielen Arten von Magen-Darm-Beschwerden. Weil auch noch blutstillende Inhaltsstoffe vorkommen, sind Tees oder Tropfen der Pflanze bei zu starker Menstruation mit krampfartigen Schmerzen äußerst hilfreich. Nach Hildegard von Bingen reicht es aus, bei Nasenbluten die frischen Blätter lediglich auf die Nasenflügel zu legen, um die Blutung zu stillen. Weiter beschreibt sie eine Abkochung aus Schafgarbenpulver zur Wundheilung. Hierzu wird nach der Zubereitung das Pulver nicht abgeseiht, sondern mitgetrunken. Der weitverbreitete Einsatz zur schnelleren Abheilung von Verletzungen führte auch zu den volkstümlichen Namen "Soldatenkraut" oder "Zimmermannskraut". Empfohlen werden auch Sitzbäder bei Hämorrhoiden, Vollbäder zur allgemeinen Kräftigung, eine Salbe bei Venenschwäche, Tees bei rheumatischen Beschwerden, gegen Ohrenschmerzen, Schwindel und vieles mehr.

Es gibt kaum Kräuterbücher, angefangen bei Dioskurides über Matthiolus, Hufeland und Kneipp bis zu Maria Treben, in denen die Schafgarbe nicht in den höchsten Tönen gelobt wird. Als wirksamste Darreichungsform unter anderem zur Blutreinigung und zur Herzstärkung wird immer wieder der frisch gewonnene Saft der Schafgarbe erwähnt, was im Zeitalter der "Smoothie-Bewegung" kein Problem sein dürfte. Neben den Anwendungen auf der körperlichen Ebene beschreiben anthroposophische Autoren auch Wirkungen auf den seelisch-geistigen Bereich. Die Pflanze soll das Unterscheidungsvermögen stärken; sie soll zur Erkenntnis des Wesentlichen beitragen und so auch Stress und Burn-out vorbeugen.

In der Tierheilkunde ist sie, als Tee verabreicht oder einfach unter das Futter gemischt, vor allem bei Blähungen und Durchfallerkrankungen bewährt. Interessant ist die Herkunft des Namens Schafgarbe: Schafe fressen auf Viehweiden ausschließlich die Laubblätter ab, während sie die Blüten und Stängel stehen lassen.

 

Mein Tipp

Schafgarbenwein zur Anregung des Stoffwechsels: je zehn Gramm frische Schafgarbenblüten, Melissenblätter und Beifußblätter zusammen mit fünf Gramm getrockneten, grob zerstoßenen Engelwurz-Samen und 50 Gramm Honig in einem Liter Wein fünf Minuten kochen, zehn Minuten ziehen lassen und heiß in sterile Schraubflaschen abfüllen. Zwei Wochen lang zweimal täglich zwei Esslöffel vor den Hauptmahlzeiten einnehmen.

 

Zum Autor: Roland Andre ist ein Apotheker, für den die Naturheilkunde zur Leidenschaft geworden ist. Für seine Tipps können weder der Verlag noch der Autor eine Wirkgarantie oder eine Haftung übernehmen.