Geisenfeld
Laiendarsteller voller Leidenschaft

Kulturpreis der Stadt Geisenfeld für die Stadtstörche als Ensemble mit "Vorreiter-Rolle" im Landkreis

27.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:10 Uhr
Als engagierte, talentierte und humorvolle Gruppe präsentierte sich das Stadtstorch-Ensemble anlässlich der Auszeichnung mit dem Kulturpreis der Stadt Geisenfeld, den Kulturreferentin Henriette Staudter und Bürgermeister Christian Staudter (rechts im Bild) überreichten. −Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Sie machen Geschichte lebendig, "garnieren" Informationen mit szenischen Einlagen und betreiben so als Aushängeschild der Kommune "bestes Stadtmarketing" - in Würdigung dieser Leistung ist dem Stadtstorch-Ensemble am Samstag der Geisenfelder Kulturpreis 2019 verliehen worden.

Rund 200 Besucher waren der Einladung zum Festakt in der Anton-Wolf-Halle gefolgt, wo sie von den mittelalterlichen Klängen der Musica Cigogna (Tschak Neuhauser und Christian Hackner) auf einen ungewöhnlichen Abend eingestimmt wurden. Anders als bei derlei Veranstaltungen üblich wuselten Schankmägde im historischen Gewand umher, sogar Braumeister Pongraz gab sich die Ehre und eine Brotfrau zog zeternd durch die Reihen. "So viel Volk" hatte selbst der für die Sicherheit der Gäste zuständige Nachtwächter nicht erwartet, der unter den Honoratioren aus Geistlichkeit und Politik zum Amüsement der Gäste auch "zwielichtige Gestalten" ausmachte.
Anlass zum Schmunzeln gab es bei der sympathisch zwanglosen Feier des Öfteren. Während der echte Rathauschef Christian Staudter als selbst ernannter "Kulissenschieber" diente, eroberte das Stadtstorch-Ensemble die Bühne und zeigte sein Talent in eigens auf den Anlass zugeschnittenen, historischen Szenen - die augenzwinkernd auch den vom Kloster kritisch betrachteten Beschluss des Magistrats zur Verleihung des Kulturpreises an das "zweifelhafte Volk der Schauspieler und Gaukler" zum Inhalt hatten. Mit Blick auf die 534 Auftritte in zehn Jahren, bei denen diese den Ruhm von Markt und Kloster vor rund 16000 Zuschauern gemehrt hatten, gab aber dann sogar die Äbtissin grünes Licht.
Ein Schlaglicht auf das umfangreiche Engagement der ehrenamtlichen Laiendarsteller (die jeweils bis zu zwölf unterschiedliche Rollen beherrschen) von der Recherche über das Nähen der Kostüme bis zu den diversen Auftritten warf - fast gänzlich ohne Worte, dafür in starken Bildern - ein Filmbeitrag von Rudi Zablowsky, dessen Impressionen mit Luftaufnahmen des Filmclub Wolnzach bereichert wurden.
In seiner nachfolgenden Laudatio rief Staudter die Geburtsstunde der Stadtstörche anlässlich der 700-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung des Marktes Geisenfeld im Jahr 2010 in Erinnerung. Das nötige "Rüstzeug" für die geplanten szenischen Führungen bekamen die Laiendarsteller, nach einem Casting, vom Theaterpädagogen Peter Klewitz. Dass es die Truppe nach zehn Jahren immer noch geben würde, habe damals wohl niemand angenommen, so der Rathauschef. Doch die Liste der Akteure ist lang: Ludwig Diepold, Fabian Eisenmann, Beatrix, Herbert und Philipp Heidenkampf, Rudolf Feistenberger, Resi Kuffer, Jutta, Natascha und Wolfgang Koch, Anita und Martin Lachermeier, Christina, Peter und Renate Pfliegler, Kathrin Schreck und Anke Wilkerling gehören ebenso dazu, wie die Stadtführerin Antonie Schlierf sowie deren Kollegen, die Szene-Autoren Hannelore Major und Wolfgang Koch. Nicht zu vergessen die bereits genannten Musiker und der Koch Norbert Rupprecht, dessen Kreationen (eine Auswahl davon stand auf der Speisekarte des Abends) ebenfalls zur Beliebtheit der Führungen beitragen.
Die "tolle Erfolgsgeschichte" von mittlerweile sechs unterschiedlichen Führungen (Klostergeschichte, Dunkle Zeiten, Nostalgie und Kulinarik, Reines Bier, Bürgerstolz und Prangerstrafen, Meuchelmord und Gaumenschmaus) ruhe auf einer schauspielerischen Leistung "voller Leidenschaft", auf dem "grandiosem Zusammenhalt" der Gruppe und auf der "Professionalität und Qualität" eines Projekts, mit dem man Vorreiter im Landkreis gewesen sei, so Staudter.
Als Anerkennung dafür gab es neben einer Urkunde die üblichen 500 Euro Preisgeld, die das Ensemble, wie Anita Lachermeier bekannt gab, an das Kinderhospiz München und an die Mukoviszidose-Stiftung spenden will.

Maggie Zurek