Schweitenkirchen
Kostenexplosion wegen Auftragsboom

694800 Euro: Kanalarbeiten in Schweitenkirchen 92 Prozent teurer als vor zwei Jahren geschätzt

16.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr

Schweitenkirchen (PK) Verbesserungen an Kanal und Kläranlage kommen die Gemeinde Schweitenkirchen deutlich teurer als gedacht. Dennoch stimmten die Gemeinderäte geschlossen für die Maßnahmen.

Man bemerkt es nicht, trotzdem fließt viel Geld rein: Arbeiten an Kanälen und Kläranlagen gehören zu den eher unbeliebten Dingen, um die sich eine Gemeinde kümmern muss. Für Schweitenkirchen wird es heuer bei den Kanalbaumaßnahmen besonders bitter. Insgesamt rund 60 Maßnahmen stehen an, "alles Kleinkram", wie Bürgermeister Albert Vogler (CSU) auf Anfrage erklärt. Doch der Kleinkram summiert sich, so dass nun plötzlich eine sehr große Summe im Raum steht: Knapp 694800 Euro kostet es nun, all die Kanäle im Gemeindegebiet auszubessern. "Das liegt 92 Prozent über der ursprünglichen Kostenschätzung von 2016", so der Bürgermeister im Gemeindegremium. Der Grund dafür: Zum einen sei die Schätzung nach 2016 auch nicht mehr erneuert worden, so Vogler. Zum anderen müsse teils belastetes Material entsorgt werden. Schuld sei außerdem die allgemein gute Wirtschaftslage in der Region, die die Angebote in die Höhe treibe. Wie hoch, das zeigen die Angebote der acht Unternehmen, "lauter Firmen, die immer mit uns zusammenarbeiten", so der Bürgermeister. Der Spitzenreiter wollte 1,59 Millionen Euro von der Gemeinde. Diese Summen lösen bei den Gemeinderäten nur noch Kopfschütteln aus. "Wie sollen wir das auffangen?", fragte Gemeinderat Christoph Vogler vom Bürgerblock Schweitenkirchen (BBS). Man müsse versuchen, in anderen Bereichen zu sparen, erwiderte Vogler. Im Haushalt sei die Summe jedenfalls abgedeckt. Leider stünden die Arbeiten eben an, da könne man nichts machen. Gemeinderätin Katharina Lemle von der Freien Wählergemeinschaft/Wählergemeinschaft Schweitenkirchen (FWG/WGS) regte an, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Anschlüsse auf Dichte überprüfen zu lassen, "denn solange wir da keine Dichtung haben, bringen wir das Regenwasser nicht raus". Geschäftsführer Peter Linke sagte, das sei grundsätzlich denkbar, auf eigene Kosten der Bürger. Die Kosten für die Kanalbaumaßnahmen segnete der Gemeinderat am Ende einstimmig ab. Gleiches gilt für die rund 138200 Euro, die für Erdbauarbeiten an der Kläranlage Niederthann fällig werden. Hier liegt der Betrag 25 Prozent über der Kostenberechnung. Grund ist der Dammbau, der aufwendiger ist als gedacht. Denn es soll ein weiterer Teich gebaut werden, damit mehr Wasser abgefangen werden kann.

Für Besserungen an der Schweitenkirchener Kläranlage gibt die Gemeinde rund 279200 Euro aus. Auch das beschlossen die Gemeinderäte einstimmig. Das günstigste Angebot lag 19 Prozent über der aktuellen Kostenberechnung, so Vogler. Grund sei auch hier die enorm gute Auftragslage der Firmen. Letztlich zahlt das der Bürger, denn die Gemeinde muss hier kostendeckend arbeiten, so Vogler. Die nächste Rate ist im November fällig. Es geht bei den Maßnahmen darum, das Regenwasser richtig zu steuern. Wenn es stark regnet, soll das zusätzliche Wasser im Regenrückhaltebecken besser als bisher aufgefangen werden, erklärt Vogler. "Notüberläufe an der Kläranlage sollen vermieden werden." Dafür wird der Regenrückhalteteich umgebaut, außerdem stehen Arbeiten am Güntersdorfer Graben an.

Angesichts der höheren Kosten will die Gemeinde künftig möglichst schon im Herbst Ausschreibungen fürs kommende Jahr machen, so Vogler. So hätten die Firmen mehr Planungszeit und könnten die Gemeinde womöglich zwischendurch reinschieben. Und so werde das Angebot günstiger - hofft man.