Geisenfeld
Komplett aus der Zeit gefallen

Für Geisenfeld gilt immer noch ein Flächennutzungsplan, der die Auslagerung des Sportzentrums vorsieht

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:16 Uhr

Zwischen Geisenfeld und Nötting ist gemäß des immer noch geltenden Flächennutzungsplanes der Standort eines ausgelagerten Sportzentrums. Diese Ende der 1990er Jahre entwickelten Pläne sind freilich längst ad acta gelegt. Foto: Kohlhuber

Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – An der Einweihung des neuen städtischen Sportzentrums zwischen Geisenfeld und Nötting wird auch der Landrat aus Pfaffenhofen teilnehmen. Zur Anreise wird dieser die neu gebaute Umgehungsstraße benutzen, die westlich um Geisenfeld herumführt. – Halt, stopp, alles nur Utopie, aber eine, die noch vor 22 Jahren sehr realistisch schien. Beides – ausgelagertes Sportzentrum und komplette West-Umfahrung − sind die zentralen Projekte des im Jahr 2000 in Kraft getretenen Flächennutzungsplanes der Stadt Geisenfeld. Dieser ist zwar in wesentlichen Punkten aus der Zeit gefallen, er bildet aber noch immer die Rahmenvorgabe für die städtischen Entwicklungen.

„Ein Flächennutzungsplan ist keine fixe Handlungsvorgabe, die abgearbeitet werden muss“, betont dazu freilich der städtische Bauamtsleiter Johannes Mirbeth. Der Plan mache noch keine Aussage darüber, welche Projekte tatsächlich realisiert werden, beziehungsweise, wo in Zukunft neue Baugebiete ausgewiesen werden. Er stelle lediglich eine von den Fachbehörden abgesegnete Zielvorgabe für die nächsten 15 bis 20 Jahre dar.

Diese 15 bis 20 Jahre sind freilich längst rum, „und deshalb haben wir die Neuaufstellung des Plans auch schon auf unserer Agenda“, lässt Bürgermeister Paul Weber (USB) wissen. Zumal ein solches Verfahren mit allen notwendigen Vorarbeiten mindestes fünf Jahre in Anspruch nehmen wird, wie Mirbeth ergänzt. Heißt konkret: Wenn einmal der neue Plan in Kraft treten kann, ist der jetzige fast 30 Jahre alt.

Und das ist auch in der kommunalen Entwicklung eine Ewigkeit. Man denke da nur an die Freiflächen-PV-Anlagen, für deren Bau jetzt in viele Gemarkungen die Festsetzungen des Flächennutzungsplanes geändert werden müssen, weil es diese Technologie im Jahr 2000 noch gar nicht gab. 45 Änderungen hat der derzeitige Flächennutzungsplan seit seinem Inkrafttreten erfahren – kleinere, aber durchaus auch gravierendere, was die bauliche oder gewerbliche Weiterentwicklung betrifft. Manche neue Ausweisungen – wie etwa das Baugebiet Feldgraben in Ilmendorf oder eine Erweiterung des Gewerbegebietes entlang der Gadener Straße (wie sie derzeit in Arbeit ist) – hatte man vor gut 20 Jahren an diesen Stellen gar nicht auf dem Schirm. Insgesamt war die Zielvorgabe in Sachen Wachstum der Stadt aber seinerzeit gar nicht so unrealistisch. Man ging damals von einem Zuwachs binnen 20 Jahren von 3300 Personen aus. Statt der damals anvisierten Bevölkerungszahl von 12000 sind es (bis dato) rund 11600 geworden.

Nichts – beziehungsweise noch nichts – ist es freilich aus den eingangs erwähnten zentralen Projekten geworden. An eine Auslagerung des städtischen Sportzentrums auf ein Areal zwischen Geisenfeld und Nötting denkt im Geisenfelder Rathaus schon seit 20 Jahren niemand mehr. Doch wie kam man damals überhaupt auf eine solche Idee? Ein GZ-Artikel vom 2. März 2000 benennt als Auslöser die damaligen Pläne zur Hochwasserfreilegung der Ilm, für die man im Rathaus enorm viel Grundbedarf erwartete. „Für das Projekt fallen Teile des bisherigen Volksfestplatzes weg, so dass sich dieser auf Teile des jetzigen Sportgeländes verschiebt“, schrieb die Heimatzeitung damals.

Und die im aktuellen Flächennutzungsplan eingezeichnete komplette Westumfahrung der Stadt? Wäre die Hängepartie alleine schon um den nördlichen Abschnitt der Trasse nicht so traurig, dann könnte man über den im März 2000 in der GZ genannten zeitlichen Horizont fast schmunzeln: „Es lässt sich wohl schon jetzt vorhersagen: Die nächsten fünf Jahre wird es damit nichts.“

GZ