Rohrbach
Wasser, Transparenz und Corona-Folgen

In Rohrbach positionieren sich Christian Keck (SPD) und Hans Wolf (CSU) zu lokalen Schwerpunktthemen

23.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:20 Uhr
Stehen sich in der Stichwahl gegenüber: Christian Keck (links) will für die SPD in die Fußstapfen seines Vaters Peter Keck treten - und Hans Wolf (rechts) für die CSU das Rathaus erobern. −Foto: Ermert

Rohrbach - Um das Bürgermeisteramt in Rohrbach kämpfen in der Stichwahl Christian Keck (SPD) und Hans Wolf (CSU).

 

Im ersten Wahlgang holte Keck 47,9 Prozent, Wolf 34,1 Prozent. Wir haben den beiden Bewerbern angesichts der Corona-Einschränkungen getrennt voneinander dieselben Fragen zu Themen gestellt, die den künftigen Rohrbacher Bürgermeister in den kommenden Jahren begleiten werden.

Das Bohren neuer Brunnen war bislang ein Fiasko. Wie würden Sie die Kosten auf die Bürger umlegen? Und macht es wirklich Sinn, das Projekt durchzuziehen?

Christian Keck: Von den Ergebnissen der Probebohrungen hängt viel ab. Es ist jetzt schon viel Geld in das Projekt geflossen - und der Ausdruck "Fiasko" ist zum Teil tatsächlich korrekt. Wir müssen endlich mehr in die Öffentlichkeit gehen und die Menschen transparent informieren. Schließlich müssen die Bürger das alles bezahlen. In meinen Augen sollte es auf eine Mischkalkulation hinauslaufen: ein Teil über Einmalbeiträge, ein Teil über die Wassergebühren. Alles auf einmal bezahlen, wäre für viele Rohrbacher schlichtweg zu teuer. Ich würde diese Brunnen nur bauen, wenn sie wirklich eine langfristige Alternative bieten: also 20 Jahre aufwärts den Rohrbachern genug Trinkwasser bringen. Ansonsten müssen wir Gespräche mit der Ilmtalgruppe aufnehmen, so wie es schon Altbürgermeister Dieter Hubers Plan war. Oder neue Standorte suchen - aber das ist nicht einfach und macht alles noch teurer.

Hans Wolf: Durchziehen macht Sinn. Das hätte den Nutzen, dass wir selbstständig bleiben und alle Haushalte mit hochwertigem Trinkwasser versorgen können. Um die Umlegung der Kosten auf die Bürger kommt die Gemeinde nicht herum. Aber wir haben es mal grob überschlagen und erwarten, dass sich die Belastung mit einer Mischkalkulation im Rahmen halten könnte. Ich denke, dass wir beim Wasserpreis bei unter zwei Euro pro Kubikmeter und beim Verbesserungsbeitrag unter der 1000-Euro-Marke bleiben können. Bei den Bohrungen hat teilweise die Qualität nicht gepasst, darum bleiben die Brunnen zwischen Rohr und Waal in Betrieb. Ich bin gegen einen Zusammenschluss mit der Ilmtalgruppe, weil wir sonst keinen Einfluss mehr haben.

Wo ist der beste Standort für das neue Feuerwehrhaus für Rohr, Waal und Gambach?

Keck: Die Kameraden haben viel Energie investiert - das müssen wir respektieren. Bei dieser Standortsuche geht es um die Identität der drei Ortsteile, da ist die Feuerwehr auch irgendwie die ganze Dorfgemeinschaft. Wir sollten unseren Feuerwehrbedarfsplan nicht zurücknehmen, aber könnten bei der Suche nach dem Standort alles wieder auf Null setzen und einen neuen Weg einschlagen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir übergangsweise für ein Jahr einen Stadel anmieten und die Zusammenarbeit der Wehren testen. Dann sehen wir, ob diese Gemeinschaftswehr überhaupt Sinn macht. Und wenn es nicht klappt, müssen wir ganz offen alle miteinander reden.

Wolf: Ich habe mich fünf Jahre in Arbeitskreissitzungen mit dem Thema befasst, drei Standorte vorgeschlagen, auf keinen konnten wir uns einigen - und jetzt stehen wir wieder am Anfang. Es wird Zeit, dass wir uns im kleinen Kreis mit den immer gleichen Leuten bei den drei Wehren zusammensetzen und eine Lösung finden, denn das ganze Thema ist einfach zerredet worden.

Wie geht es mit den stockenden Planungen für die Rohrbacher Ortsmitte weiter? Und wie kommt Rohrbach wieder zu einem Sitzungssaal?

Keck: In unserem Zukunftsprogramm "Rohrbach 2038" wollen wir alle Ortsmitten beleben, dazu gehört auch die von Rohrbach. Die Ikek-Planung sollten wir aktualisieren und den Arbeitskreis wieder aktivieren. Für mich gehören in die Ortsmitte eine lebendige Wirtschaft, ein zusätzliches Café, Verkehrsberuhigung und bessere Parkmöglichkeiten, eventuell sogar eine Tiefgarage. Wir sollten das Rathausumfeld für Feste weiter aufwerten. Und der Kontakt zur Familie von Koch ist sehr wichtig, weil eine teilweise Öffnung des Schlossgartens oder gar ein Festsaal in einem Schlossgebäude eine tolle Sache wäre. Ein neues Rathaus ist nicht das erste, was wir brauchen. In den nächsten ein, zwei Jahren werden die Sitzungen wohl im Feuerwehrhaus bleiben - oder wir rotieren auch mal hinaus in die Ortsteile. Das kann man eine Zeitlang machen. Über kurz oder lang werden wir um den Abriss des alten Feuerwehrhauses nicht herumkommen. Und wenn die Verwaltung früher mehr Platz braucht, werden sich über die Digitalisierung oder Heimarbeit sicher Lösungen finden.

Wolf: Wir sollten den Bereich um die Kirche rauslassen, aber ansonsten die Planungen wieder aufnehmen. Mit dem Schlossherrn haben wir schon geredet. Der Schuppen kommt weg, da wäre ein toller Platz für Open Airs. Auch den Torbogen der Schloss-Einfahrt könnte die Familie von Koch umbauen und darin einen Veranstaltungs- und Sitzungssaal schaffen. Die Fördertöpfe sind gut gefüllt, also könnten wir auch das alte Feuerwehrhaus sanieren oder wegreißen. Die Sitzungen im Feuerwehrhaus sind eine reine Notlösung. Wir haben derzeit nichts Repräsentatives - und sind halt doch eine stolze Gemeinde mit über 6000 Einwohnern. In den nächsten fünf oder sechs Jahren sollten wir etwas umsetzen, um die Zustände zu ändern. Und auf jeden Fall sollten in der Dorfmitte künftig auch noch viel mehr Feste als bisher stattfinden.

Ist das Areal gegenüber der Schule der richtige Fleck für ein Seniorenheim?

Keck: Jung und Alt zusammen, das hat was. Ich lehne den Standort zumindest nicht kategorisch ab. Aber wir sollten das Konzept sehen, nicht den Standort allein. Die Nähe zu einem Supermarkt ist nicht alles. Und in einem Seniorenheim leben ja nicht lauter Pflegefälle, also ist ein Standort am äußersten Ortsrand auch nicht optimal. Die Senioren sollen am Dorfleben teilhaben und das ist gegenüber der Schule sicher möglich.

Wolf: Nein, man braucht sich nur mal vorstellen, wie hoch die Gebäude dort oben über Rohrbach thronen würden. Dazu der Blick auf den Friedhof und ein hügeliges Gelände. Für Senioren mit Rollatoren oder Gehstöcken ist das nichts. Ich bevorzuge das Gelände gegenüber dem Kindergarten Sternschnuppe - auch wenn der Bau dort wegen dem schlechten Untergrund mehr kostet.

Was unternehmen Sie, damit Familien auf ein Zweitauto verzichten können?

Keck: Wir haben einen Bahnhof, das Pendeln nach München oder Ingolstadt klappt perfekt. Es wäre toll, wenn wir uns an den Pfaffenhofener Stadtbus ranhängen könnten. Aber eigene Busse durch unsere Gemeinde fahren zu lassen, das lohnt sich nicht. Das E-Car-Sharing hat sich nicht bewährt, das 50:50-Taxi für Senioren hingegen schon. Das würde ich gerne auch für Jugendliche ausbauen, damit die auch mal ohne Eltern zu einer Party kommen. Wir sind bei der Mobilität in einer Übergangsphase, weil viele auf das Zweitauto gar nicht verzichten wollen. Daher setze ich eher auf ein Rufbussystem, zum Beispiel nach Wolnzach - das würde den Bahnhofsparkplatz entlasten.

Wolf: Die Frage stellt sich nicht, denn ich kenne keine Familie, die auf ein Zweitauto verzichten möchte. Alle haben zu viele Fahrten, die Kinder haben Hobbies - wir müssen sicherstellen, dass jeder weiter sein Zweitauto haben kann. Den Seniorenbus zum Arzt oder zum Einkaufen finde ich aber gut, das 50:50-Taxi sollten wir weiterlaufen lassen. Das E-Auto fürs Car-Sharing hingegen brauchen wir nicht - das steht am alten Feuerwehrhaus in meinen Augen nur rum.

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen um, die durch die Corona-Krise auf Rohrbach zukommen?

Keck: Alle Folgen sind noch gar nicht absehbar. Aber die Steuereinnahmen werden wohl stärker sinken als sie es ohnehin wären. Es wird sich nicht jedes Projekt sofort umsetzen lassen, sondern wir müssen uns auf Pflichtaufgaben konzentrieren. Wir sollten nicht denken, dass bald wieder alles wie vorher ist. Es könnte sich viel ändern. Umso wichtiger ist es, das bürgerschaftliche Engagement noch mehr zu stärken und zu fördern.

Wolf: Keiner kann abschätzen, wie lange das dauert - zwei Wochen oder mehrere Monate. Die Firmen werden Einbußen haben. Aber eine große Autofirma wird es sicher heftiger erwischen als einen Lebensmittelhersteller. Einen Hilfsfonds für ansässige Firmen wird die Gemeinde nicht stemmen können, dafür haben wir leider nicht genug Geld. Die Auswirkungen schlagen sich gewiss auf den Gemeindehaushalt durch. Da müssen wir zusammenstreichen, was möglich ist. Da kommen schwere Jahre auf uns zu. Wichtig ist die Unterstützung lokaler Gewerbetreibender - etwa durch Privatinitiativen wie "Rohrbach für Rohrbach".

Wie wollen Sie die Bürger künftig an Entscheidungen teilhaben lassen?

Keck: Bei der Beteiligung setze ich fest auf die Projektgruppen, denen ich mehr Durchschlagskraft verpassen möchte. Für besseren Informationsfluss soll die Verwaltung stärker in den sozialen Netzen aktiv sein. Ich plane Videobotschaften, einen Bürgermeister-Blog, eventuell sogar Live-Übertragungen der Gemeinderatssitzungen. Wir haben ein Ratsinfosystem aufgebaut, das viel ermöglicht. Jetzt sollten wir es nur noch besser nutzen und mit Informationen für alle füllen.

Wolf: Auf der Gemeindehomepage steht momentan nur drauf, was unbedingt nötig ist. Ich hätte gerne eine aktuelle Homepage, über die der Bürger erfährt, was alles am Laufen ist. Die Projektgruppen haben sich gut etabliert, aber wir müssen an den Strukturen arbeiten, die Aufgaben definieren - und vor allem bei der Information nachschärfen, damit die Rohrbacher besser erfahren, woran die Gemeinde gerade arbeitet.

Welche Pläne haben Sie für das Löwenzahn-Gebäude, wenn der kirchliche Kindergarten fertig ist?

Keck: Der neue Kindergarten löst kein Platzproblem. Wir brauchen das Gebäude, um auf steigenden Bedarf mit Krippen- oder Kindergartengruppen flexibel reagieren zu können. Auch beim Hort müssen wir tätig werden - und eine Kantine für die Ganztagsschule bietet sich an. Viele Vereine oder Gruppierungen brauchen mal einen Besprechungsraum. Den könnte die Gemeinde dort anbieten und vermieten.

Wolf: Wenn der Schelmengrund in vier, fünf Jahren weitgehend bebaut ist, erhöht sich die Kinderzahl in Rohrbach sicher noch einmal deutlich. Da werden wir einen dritten Kindergarten brauchen, denn das Wachstum ist einfach da.

Kommt es unter Ihnen als Bürgermeister zum Lückenschluss zwischen den Gewerbegebieten Rohrbach-Ost und Bruckbach?

Keck: Das kommt drauf an, ob ich Bürgermeister werde und wie lange ich es bleibe. In den nächsten sechs bis zwölf Jahren wird es nicht dazu kommen. Aber ich kann keine 20 Jahre in die Zukunft schauen. Für eine lokale Firma und wohnortnahe Arbeitsplätze war das Gewerbegebiet-Ost nötig. Aber Rohrbach hat finanziell ohnehin wenig von Bruckbach, da sollten wir die verbleibende Flächen nicht für den Kreisbauhof oder das THW hergeben. Statt weiterer Ausweisungen habe ich eher innerörtliche Flächen im Blick. Ein kreativer Platz für Kleingewerbe würde mir gefallen. Und dafür haben wir freien Platz, etwa im Bahnhof oder im bestehenden Gewerbegebiet.

Wolf: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Rohrbach-Ost war sicher das letzte Projekt in dieser Größe. Es konnte ohnehin nur vorangetrieben werden, weil es um eine ansässige Firma und viele Arbeitsplätze ging. Aber ich komme aus der Landwirtschaft, mag die Natur - und es tut mir im Herzen weh, wenn ich mir anschaue, was bei uns alles an Fläche verbaut wird. Unter mir als Bürgermeister würde es in nächster Zeit wohl keine großen Ausweisungen von Gewerbeflächen geben. Ein wichtiger Ansatz in nächster Zeit wird daher die Innenraumverdichtung sein.

PK

 

Patrick Ermert