Geisenfeld
Umbruch im "schwarzen" Lager

Nach 35 Jahren erstmals Verzicht auf eine Land-Liste und ein neues Gesicht an der Spitze des Ortsverbandes

14.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:27 Uhr
Ein Schnapserl auf gute Zusammenarbeit: CSU/UL-Fraktionschef Hans Schranner (rechts) mit seinem Nachfolger im Amt des CSU-Ortsvorsitzenden, Michael Pilawa (links), und CSU-Bürgermeisterkandidat Andreas Aichele. −Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Es ist einiges im Umbruch, im Lager der Geisenfelder "Schwarzen"- und damit ist nicht nur die Nominierung eines Seiteneinsteigers als Bürgermeisterkandidat gemeint. Mit Michael Pilawa steht an der Spitze des Ortsverbandes nun ein in der Stadt noch kaum bekannter Neubürger, und zudem wurde mit der rund 35 Jahre alten Tradition gebrochen, auch mit einer "Land-Liste" zu den Kommunalwahlen anzutreten.

Alle drei Veränderungen fanden im Verlauf der Aufstellungsversammlung der Partei am Dienstagabend ihren Niederschlag (siehe hierzu auch unseren gestrigen Bericht ) - wobei sich CSU/UL-Fraktionschef Hans Schranner alle Mühe gab, das Nicht-zustande-Kommen einer Union-Land-Liste als etwas Positives zu verkaufen. Über 40 Jahre nach Abschluss der Gemeindegebietsreform sei es "an der Zeit, dass Stadt und Land auch listenmäßig zusammenwachsen", meinte er.

Dieses "Zusammenwachsen" hatte freilich zur Folge, dass mit Josef Rank einer der beiden amtierenden UL-Stadträte im neuen Gremium nicht mehr vertreten sein wird, weil er sich gegen eine Kandidatur auf der CSU-Liste entschloss. Auf einer UL-Liste, so erklärte Rank gegenüber unserer Zeitung, wäre er hingegen nochmals angetreten.

Diese Land-Liste kam aber - in erster Linie mangels Kandidaten - nicht zustande. "Wir hatten zwar etliche vorläufige Zusagen, aber als es dann ernst geworden ist, sind viele von diesen vorwiegend jungen Leuten wieder abgesprungen", erläutert der Ilmendorfer Manfred König, der die UL seit Januar 2018 führt. "Mindestens zwölf Kandidaten hatten wir uns als Ziel gesetzt, und diese hätten wir nicht zusammengebracht", räumt König freimütig ein. Deshalb habe man sich vor knapp zwei Wochen entschieden, dieses Mal auf eine eigene Listenaufstellung zu verzichten. Am Fortbestehen der Union Land werde durch diesen Beschluss aber nicht gerüttelt, macht deren Vorsitzender deutlich, der auf der CSU-Liste selbst auf Rang 23 zu finden ist.

Mit Rang vier einen deutliche besseren Listenplatz hat ein sehr gebildet und kultiviert auftretender Herr namens Michael Pilawa - und das hat seinen Grund: Der 30-jährige promovierte Entwicklungsingenieur, der bei MAN in Augsburg arbeitet, ist seit Dienstag der neue Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes. Der verheiratete Vater zweiter Kinder lebt seit dreieinhalb Jahren in Geisenfeld. In Hallbergmoos aufgewachsen war Pilawa dort zwei Jahre lang JU-Ortsvorsitzender und für vier Jahre Kreisschatzmeister. "CSU-Mitglied wurde ich bereits mit 16 Jahren", ließ er bei seiner Vorstellungsrede am Dienstag wissen. Bald nach dem Umzug nach Geisenfeld suchte der 30-Jährige Kontakt zur hiesigen CSU, bei der er heuer im März das Schriftführeramt übernahm.

Und jetzt die Beförderung zum Chef. Notwendig wurde die Nachwahl des Vorsitzenden durch den Rücktritt von Hans Schranner, der sich erst heuer im März als CSU-Chef hatte bestätigen lassen. Er lege das Amt "aus freien Stücken und ohne böses Blut" nieder, betonte Schranner und stellte klar, "dass ich der Geisenfelder CSU erhalten bleibe". Wenn sich der Ortsverband aber schon einen Neuanfang und Generationswechsel auf die Fahnen geschrieben habe, dann solle sie diesen mit aller Konsequenz durchziehen. Sein Rückzug von dem Posten sei ihm auch deshalb nicht schwer gefallen, "weil ich das Amt bei Michael Pilawa in besten Händen weiß", lobte Schranner seinen Nachfolger.

Dieser nannte in der Versammlung die Energiepolitik als einen seiner politischen Schwerpunkte und gab für seine Partei ein klares Wahlziel aus: "Die CSU in Geisenfeld muss wieder die stärkste politische Kraft im Stadtrat werden."

Gerhard Kohlhuber