Jetzendorf
"Neues Querdenken muss erlaubt sein"

Jetzendorfer Grüne haben Ideen zu Umweltschutz, Mobilität, Bauen und Bildung in der Heimatgemeinde

17.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:05 Uhr
Hand drauf: Die beiden Grünen-Kandidaten Birgit Brajdic und André Klimsch treten für den Jetzendorfer Gemeinderat an. Jüngst wurden die Wahlkampfthemen besprochen. −Foto: Ostermair/Archiv

Jetzendorf - Innerhalb von vier Stunden hat der neugegründete Grünen-Ortsverband Jetzendorf, der 16 Gemeinderatskandidaten bei der Kommunalwahl am 15. März stellt, jüngst im Jetzendorfer Tennisheim seine Wahlkampfthemen verabschiedet.

"Weil wir hier leben - Jetzendorf wird Grün", lautet das Motto für die Gemeinderatswahl.

Es gab fünf Grundsatzthemen, die an diesem Abend Entscheidungsgrundlage für die Diskussion der zahlreichen Mitglieder und Interessierten waren. Das Schwerpunktthema lautet "Ökologisches Jetzendorf", Ziel der Grünen ist ein "Netzwerk Natur Jetzendorf" unter dem Motto "Gemeinsam bewegen wir mehr".

Wie Grünen-Sprecher André Klimsch erklärte, gehe es darum, parteiübergreifend, mit den Vereinen, den heimischen Landwirten und jedem einzelnen Bürger Verbesserungen in den Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur zu erzielen. Bei den Gesprächen hielt man es mit der Aussage von Bauernpräsident Walter Heidl zum Auftakt des Runden Tisches für mehr Artenschutz: "Uns geht es darum, dass der Artenschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und nicht nur Sache der Landwirte. "

Allerdings bleiben Massentierhaltung und das umstrittene Pestizid Glyphosat auch für die Grünen aus Jetzendorf ein Thema: Man soll davon weg kommen, die Lebensgrundlagen Wasser, Luft und Boden immer mehr zu vergiften, so die Jetzendorfer Grünen. Die Gemeinde müsse hier Vorbild sein für eine ökologische Aufwertung und eine nachhaltige Bewirtschaftung der gemeindeeigenen Flächen. Der Gedanke "Fördern und Fordern" werde dabei eine große Rolle spielen, um siedlungs- und gemeindeeigene ebenso wie brachliegende Flächen naturbewusst zu gestalten.

"Jeder kann etwas für Artenvielfalt und Umwelt in unserer Heimat tun", so Klimsch. Es gehe hier auch um Energie und Nachhaltigkeit, wobei die Grünen die Gründung eines Regionalwerks zur Öko-Stromversorgung im Landkreis unterstützen, wie auch um das Ziel eines "plastikfreien Jetzendorf".

Beim Programmpunkt "umweltbewusste Mobilität" denken die Grünen an eine MitfahrApp, auch in Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden und dem Landkreis oder an Mitfahrbankerl, wie man sie schon in anderen Gemeinden kennt. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, der von jeher ein Grünen-Thema ist, soll auch im örtlichen Gemeinderat vorangetrieben werden.

"Neues Querdenken muss erlaubt sein", sagte Klimsch, denn nur in kontroversen Diskussionen würden neue Lösungswege entstehen. Dies könnten subventionierte Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes sein oder die Bereitstellung eines Busses für die Bürger in Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden.

Beim Thema "Bauen" erinnerte Klimsch an die Aussage von CSU-Bürgermeister Manfred Betzin, wonach es in Jetzendorf in naher Zukunft keine neuen Baugebiete geben werde. Umso wichtiger sind den Grünen Themen wie Nachverdichtung mit ökologischen und modernen Bebauungsplänen, um den Flächenfraß konsequent zu minimieren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, hieß es auf der Versammlung.

Die nachhaltige Modernisierung bestehender Gebäude mit klimaneutralen Heizformen wurde ebenso diskutiert wie die Schaffung von Richtlinien für naturnahe Ausgleichsflächen und die verbesserte Nutzung von Regenwasser. Hier sehen die Grünen noch erhebliche Optimierungsmöglichkeiten in der Gemeinde.

Die Themen Bildung und Kultur sollen mit Sozialem verbunden werden. Dazu gehöre ein ausgeglichenes Miteinander von Menschen und Natur. Die Grünen wollen sich dafür einsetzen, dass die Gemeinde für Jung und Alt oder auch für die Volkshochschule Räume zur langfristigen Nutzung zur Verfügung stellt. Dabei könne man auch neue Wege gehen, wie die Schaffung an attraktiven Freizeitplätzen und spannenden Spielplätzen. Auch neuen Formen des Zusammenlebens stehen die Grünen aufgeschlossen gegenüber. Als Beispiel nannten sie Mehrgenerationenhäuser oder Modelle, bei denen ältere Menschen Studenten oder Auszubildeneden freien Wohnraum gegen Mithilfe im Haushalt überlassen.

Besonders wichtig ist ihnen eine aktive Bürgerbeteiligung. Da können sich die Grünen eine regelmäßige Bürgersprechstunde vor den Gemeinderatssitzungen vorstellen. So würde sich die Teilhabe an der kommunalen Politik stärken lassen. Sinnvoll sei auch, die Bürger frühzeitig in Workshops einzubinden. Kritik an der bestehenden Gemeindepolitik klang hier bei einer Aussage an: "Anders als beim nicht naturnahen und optisch nicht sehr ansprechenden Dorfplatz könnten beispielsweise alle über die Nutzung des alten Rathauses mitentscheiden. "

PK

Josef Ostermair