Pfaffenhofen
Kein Gremium ist so weiblich wie das Wolnzacher

Marktgemeinderat hat nach der Wahl höchsten Frauenanteil im Landkreis - Nirgends ist er geringer als in Gerolsbach

16.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:32 Uhr
Das Wolnzacher Bauamt ist schon länger in Frauenhand: Doris Schneider - hier beim Bau eines Insektenhotels im Jahr 2017- leitet es. Bürgermeister Jens Machold (CSU) freut sich, dass nun auch mehr Frauen im Marktgemeinderat sitzen. −Foto: Archiv/PK

Pfaffenhofen - Die Frauenanteile in den Gemeinden des Landkreises gehen weit auseinander: Am geringsten ist er in Gerolsbach mit 12,5 Prozent. In Wolnzach hingegen sitzen nun doppelt so viele Frauen im Gremium: Nirgendwo sonst ist der Anteil des weiblichen Geschlechts mit 41,6 Prozent so hoch.

 

In der Marktgemeinde wurden zehn Frauen ins Gremium gewählt, 2014 waren es halb so viele. Von der CSU-Liste schaffen es drei Frauen und fünf Männer ins Gremium, ein Frauenanteil von 37,5 Prozent, höher noch als auf der Liste (33,33 Prozent). Für Bürgermeister Jens Machold (CSU) ein Grund zur Freude: "Es spiegelt das Selbstverständnis der Marktgemeinde wider." So gebe es in der Verwaltung viele Frauen in Führungspositionen, "querbeet in allen Bereichen". Auch das Bau- und Hauptamt wird von Frauen geführt - in anderen Gemeinden ist das immer noch Männersache.

Für die Grünen-Chefin Birgit Janecek, die genau wie Brigitte Hackl (Gemeinsam für Wolnzach) als Bürgermeisterkandidatin antrat, gibt es immer noch einiges aufzuholen: "Als ich von Berlin und München wieder zurück in den Landkreis kam, dachte ich: 19 Gemeinden und nur Männer als Bürgermeister, krass." Für sie war da klar gewesen, dass sie antreten muss. Damit auch junge Mütter oder Pflegende - "auch diese Arbeit wird ja meist von Frauen gemacht" - sich auf eine Liste setzen lassen, müsse die Gemeinderatsarbeit besser mit einer Familie vereinbar sein: Mit planbaren Terminen, oder auch der Möglichkeit, die Rechnung für den Babysitter einreichen zu können. Doch vieles sei auch schon besser, so Janecek: "Die Menschen sind jetzt bereit, Frauen zu wählen". Die Grünen erreichen in Wolnzach sogar eine Quote von 100 Prozent, allerdings schaffen es mit Birgit Janecek und Ina Steils auch nur zwei Grüne in den Marktgemeinderat. Für Janecek zeigt der Erfolg dennoch: Drei Frauen an die Spitze der Grünen-Liste zu setzen, habe sich bewährt. Jetzt will sie die Zugkraft nutzen. "Frauen brauchen Vorbilder, wenn man immer nur Männer in der Politik sieht, fühlt man sich als Frau nicht angesprochen, selbst mitzumischen."

Sehr wenige Frauen sieht man in der politischen Vertretung der südlichen Landkreisgemeinde Gerolsbach. Nirgends ist der Frauenanteil niedriger als hier: Gerolsbach kommt genau wie vor sechs Jahren auf 12,5 Prozent. Im Vorfeld ließ schon die Listenaufstellung dieses Ergebnis erahnen. Die CSU setzte nur zwei Frauen auf ihre Liste. Eine davon auf Platz drei, diese schaffte es allerdings nicht in den Gemeinderat. "Ich bin nicht begeistert", kommentiert Bürgermeister Martin Seitz (CSU). Man habe bei der CSU zehn Frauen gefragt, nur zwei seien bereit gewesen, sich zur Wahl zu stellen. Oft seien die Frauen bereits im Ehrenamt engagiert und hätten keine Zeit. "Manche haben auch gesagt: Es funktioniert doch alles", so Seitz.

Eine Frau hat es den Gerolsbacher Wählern dann aber doch angetan: Zweite Bürgermeisterin Gerti Schwertfirm von den Freien Wählern. Als einzige von vier antretenden Frauen ihrer Gruppierung schaffte sie es nicht nur ins Gremium. Sie übertrumpfte sogar Bürgermeister Seitz und ist mit 2346 Stimmen Stimmenkönigin der Gemeinde. Naheliegend wäre angesichts dieser Beliebtheit wohl eine Bürgermeisterkandidatur gewesen, doch Schwertfirm winkt ab: "Dem wäre ich persönlich nicht gewachsen." Immerhin gebe es jetzt mit Isabell Steurer (Grüne), noch eine Frau im Gremium. "Zusammen können wir vielleicht etwas bewegen, den Männern mal die Stirn bieten."

Das werden vielleicht auch die gewählten Frauen in Paunzhausen tun. Dort ist ein Drittel des künftigen Gemeinderats weiblich. Vorher lag der Frauenanteil bei einem Viertel. Bei den Wählern kam das weibliche Geschlecht richtig gut an: Ausnahmslos alle Frauen, die diesmal auf den Vorschlagslisten der Gruppierungen und Parteien standen, haben es auch in den Gemeinderat geschafft. "Das ist doch in Ordnung", sagt dazu der wiedergewählte Bürgermeister Johann Daniel (FW). "Ich habe gern Frauen im Gremium."

dbr