Pfaffenhofen
"Eine Mannschaft, so bunt wie Pfaffenhofen"

SPD startet Wahlkampf: Messbare Politik, Ideen für drei Perioden und Thomas Herker als Zugpferd

31.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:17 Uhr
Große Pläne in starkem Ambiente präsentiert: Thomas Herker beim Wahlkampfauftakt der SPD in der rot ausgeleuchteten Stocker-Maschinenhalle. −Foto: Ermert

Pfaffenhofen - Eiserne Maschinen, verrostete Radlager und Walzen im Hintergrund, alte Feilen, Zangen und Sägen auf den Werkbänken - und das alles in ein zartes Rot gehüllt. An der Wand dreht sich das Logo "#Schaffenhofen". Die SPD als Arbeiterpartei hat auf der Suche nach ihren Wurzeln zum Wahlkampfauftakt in der Stocker-Maschinenhalle das passende Ambiente gefunden.

Es gibt Pils und Schorle, Songs von den Sportfreunden Stiller und als Krönung prägnante Reden mit Auszügen aus einem Programm für die nächsten sechs Jahre, das Spannung verspricht: Der Donnerstagabend mit der Pfaffenhofener SPD gab rein optisch einiges her - und auch inhaltlich werden sich die Kontrahenten strecken müssen, um der roten Truppe um Bürgermeister Thomas Herker und seinen Chefstrategen Markus Käser im sechswöchigen Wahlkampf Paroli bieten zu können.

Die sorgfältig ausgewählte Umgebung sei ein Symbol, meinte Käser einleitend, die Halle ein regelrechtes Industriedenkmal. Von hier aus sei der Fortschritt in Pfaffenhofen früher einmal vorangetrieben worden. Eine Wiege der Sozialdemokratie - und eine Brücke, um aus der Vergangenheit ins Heute und weiter in die Zukunft zu gelangen. "Es ist heute der passende Ort, um weiter nach dem Neuen und dem Richtigen zu suchen - und miteinander Pfaffenhofen zu bewegen."

 


Nur kurz ergriff mit Andreas Herschmann der SPD-Landratskandidat das Wort. Und ähnlich knapp fiel per Präsentation die Vorstellung der Stadtratskandidaten aus. "Eine Mannschaft, so bunt wie Pfaffenhofen - und an jeder Stelle eine Kompetenz", kommentierte Käser. Das SPD-Wahlkampfgeschenk, auf das sich die Pfaffenhofener freuen können, hielt der lokale Obersozi den rund 70 Gästen in der Halle entgegen: einen Meterstab, als "Symbol für unsere messbare Politik". Der Rest des Abends, den zumindest in Teilen auch bis zu 800 User daheim per Livestream am PC verfolgten, war eine Ein-Mann-Show von Thomas Herker, der übrigens auch als Bürgermeisterkandidat für die Grünen antritt. Und die meisterte er gewohnt gut.

 

Komplett fertig wird das Wahlprogramm erst am 6. Februar sein. Und so gab Herker lediglich "erste Appetithäppchen" preis. "Wir wollen konkret werden und Antworten geben - keine Ressentiments schüren", meinte er und räumte ein, dass in den vergangenen zwölf Jahren "nicht immer alles perfekt, aber vieles sehr gut gelaufen" sei. Und dann stürzte sich Herker mitten rein in eine regelrechte Flut an Ideen.

Beim Komplex "Wohnen und Eigentum" sei die Nachfrage groß und die Spekulation auch, so Herker. Er freue sich zwar über jeden, der nach Pfaffenhofen kommen wolle, aber in erster Linie gehe es ihm darum, den Bedarf der eigenen Bevölkerung zu decken. Baulandausweisungen kommen also nur infrage, wenn sich der Grund zu hundert Prozent in den Händen der Stadt befindet. "Damit das Einheimischenmodell voll zum Zug kommt", ergänzt Herker. Außerdem soll Pfaffenhofen niemand verlassen müssen, weil ihn der Markt verdrängt. Und so versprach er den Bau von 400 günstigen Mietwohnungen durch die Stadt in den kommenden sechs Jahren.

"Der Verkehr polarisiert", weiß auch Herker - und kündigte ein Bündel an Maßnahmen an, damit der Hauptplatz als öffentlicher Raum erhalten werden könne und nicht zum größten Parkplatz Oberbayerns zurückgebaut werden müsse. So will die SPD die Parkkapazitäten am Altstadtring verdoppeln und den Stadtbus künftig im Halb-Stunden-Takt bis in die Ortsteile hinausfahren lassen. Dazu möchte Herker die Innenstadt verlängern, ein Parkhaus am Brauereigelände schaffen und den Sparkassenplatz grundlegend überplanen. An Stelle von Post und Sparkasse könnte er sich eine große Tiefgarage, Gebäude für Wohnen, Handel und Gewerbe sowie eine Ilmterrasse vorstellen. Eine Art "zweiter Stadtplatz" soll an der evangelischen Kirche entstehen. Und hier kam auch die Stocker-Maschinenhalle wieder ins Spiel. "Wir wollen es schaffen, dass diese Halle eine adäquate Nutzung für die Öffentlichkeit erhält: ein neuer Platz für Kunst und Kultur."

Auch die grünen Themen Umwelt und Klima liegen der Pfaffenhofener SPD am Herzen. Mit der Bodenallianz hat Herker den Landwirten die Hand gereicht - und die ersten Ergebnisse muten positiv an. "Bei uns gibt es kein Bauern-Bashing. Wir gehen den Weg in die Zukunft gemeinsam." Grüne Baugebiete, die Erzeugung von Bio-Methan am Klärwerk, Umweltbildung an den Kitas und ein regionaler Bauernmarkt im Stadtzentrum sind weitere Vorhaben, die in diese Richtung zielen. Denn: "Wenn Pfaffenhofen auch in 30 Jahren lebenswert sein soll, müssen wir heute die Weichen stellen", sagt Herker.

Und so dominieren die sozialen Themen das weitere Programm: Die bereits angestoßene lokale Frischeküche für die Kita-Essen, ein Sozialkaufhaus samt für alle erschwinglichem Mittagstisch, die Etablierung eines weiteren ambulanten Dienstes, eine Verdoppelung der Tagespflegeplätze und "sozialer Wohnungsbau für Senioren statt Luxus-Penthäuser auf dem St.-Franziskus-Gelände" untermauern das. Denn in Pfaffenhofen sei bunt sein eine Realität. "Wir haben Große, Kleine, Runde. Dünne, Schwarze und Weiße - und für alle soll Pfaffenhofen eine gute Heimat sein." Dazu sucht Herker den Schulterschluss mit den Vereinen und nimmt die Ortsteile ganz bewusst mit ins Boot. "Wir haben 63 Siedlungsflecken. 26500 Menschen leben auf 92,6 Quadratkilometern - und wir alle sind Pfaffenhofen."

Transparenz und Bürgerbeteiligung sehen die Sozialdemokraten in der Stadt sowieso als deren Kernkompetenz, den Breitbandausbau treiben "die Bunten" kräftig voran (und das soll auch so bleiben), immer noch mehr Freizeitwert wäre Herker wichtig - und interessant sind auch die weiteren Infrastrukturpläne. So soll sich, wenn es nach dem Rathauschef geht, am Bahnhof oder auf dem Rennbahngelände in absehbarer Zeit Wegweisendes entwickeln: ein neuer Platz für eine Existenzförderung, die Auslagerung der Berufsschule, Wohnraum für Azubis und ein neuer Standort für die Altenpflegeschule zum Beispiel. "Ideen für drei Perioden", wie es Herker zusammenfasst. Und ganz offensichtlich hat er Lust drauf, sich dieser Herausforderung auch zu stellen.

PK


 

Patrick Ermert