Jetzendorf
"Ein Stückchen Paradies"

Grünen-Landratskandidatin Kerstin Schnapp erklärt ihre Ziele - Altbürgermeister Gewies als Gastreferent

02.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:19 Uhr
Die Grünen-Landratskandidatin Kerstin Schnapp (Mitte) erklärte in Jetzendorf ihren Parteifreunden André Klimsch und Birgit Brajdic sowie den zahlreichen Gästen, welche Ziele sie für den Landkreis Pfaffenhofen im Blick hat. −Foto: Ostermair

Jetzendorf - Mit großer Zuversicht blicken die Grünen sowohl im Landkreis als auch in der Gemeinde Jetzendorf auf die Kommunalwahl. Das zeigte sich bei der Wahlveranstaltung des Grünen-Kreisverbandes am Freitagabend im Ottilinger-Saal von Jetzendorf.

90 Gäste - darunter auch Jetzendorfer Gemeinderäte aus der CSU, der SPD und den Parteiunabhängigen - erlebten Aufbruchstimmung bei den Grünen.

"Jetzendorf wird grün, weil wir hier leben", stand in großen Lettern auf einem Transparent. Ein großes Bild, das Kirche und Schloss des Ilmtalortes zeigt, wurde zudem mit dem Zusatz "Gemeinsam Zukunft gestalten" versehen. Dass man sich auf einer Versammlung der Grünen befindet, zeigten auch die kleinen Wahlgeschenke auf den Tischen, in Form einer Samenmischung für Bienenwiesen. "Wir werden mehr, wir sind schon auf 116 Leute im Landkreis angewachsen und Jetzendorf ist mit 26 Mitgliedern der zweitstärkste Ortsverband", verkündete die grüne Landratskandidatin Kerstin Schnapp unter dem Beifall der vielen Veranstaltungsbesucher. Die Sprecher der Grünen aus Jetzendorf, Birgit Brajdic und André Klimsch, freuten sich über den guten Besuch - und auch über den Vortrag von Dieter Gewies (kleines Bild), der 18 Jahre für die Grünen Bürgermeister in Furth bei Landshut war.

 


Gewies hatte sich das Thema "Der Grüne Weg - verändern, um zu bewahren" ausgesucht. Er zeigte auf, wie er nach und nach die Gemeinde Furth als ursprünglicher Einzelkämpfer auf den ökologischen Weg brachte und daher 2014 den mit 35000 Euro dotierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhielt.

 

Von Gewies konnten die Jetzendorfer im Publikum erfahren, dass sie mit dem bereits beschlossenen Bau einer Hackschnitzelheizung für die Schule auf einem gutem Weg sind. Das allein reiche natürlich noch nicht für den Nachhaltigkeitspreis. Dazu gehört, wie von Gewies aufgezeigt, die Nahversorgung mit regionalen Produkten und vieles mehr, für das er als grüner Gemeindechef hart kämpfen musste. Es sei ihm aber gelungen, viele Bereiche im Gemeindeleben stärker unter den Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu stellen. Dazu habe auch der starke gesellschaftliche Wandel beigetragen. So gibt es in Furth keine Ortsstraße mehr ohne Tempo 30. Gewies habe es auch abgelehnt, die Gemeinde übermäßig zu verschulden, ohne dass es zu einem Investitionsstau gekommen ist. "Für unsere Bürger gab es nichts umsonst", unterstrich er, als bei einer Bürgerbefragung in seiner Gemeinde 70 Prozent sogar einer Steuererhöhung zugestimmt haben. Beschwerden habe er nur wegen einer Anhebung der Hundesteuer erlebt.

Stolz sei er auf das unter seiner Regie geschaffene Dorfzentrum mit 25 Wohnungen und einigen Läden. Selbst bei der Klosterauflösung habe sich die Gemeinde nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und hohe Summen in dieses Bauwerk investiert. Mit einem Innovationszentrum sei es nichts geworden, stattdessen sei ein Hotel mit Bildungszentrum entstanden. Derzeit sei seine Gemeinde gerade dabei, ein Wirtshaus mit Schaubrauerei zu bauen. Ähnliche Investitionen schließen auch die Grünen von Jetzendorf für ihren Heimatort nicht aus. Gewies ist ein großer Fan von erneuerbaren Energien und kam daher zu dem Schluss: "Es ist ein Blödsinn von billigem Atomstrom zu sprechen. "

Trotz des ausführlichem Referats stahl Gewies der grünen Landratskandidatin Kerstin Schnapp nicht die Schau. Die 43-jährige Kreisvorsitzende ist in Reichertshausen aufgewachsen und lebt nun seit 20 Jahren in Pfaffenhofen; mit ihrem Partner betreibt sie eine Filmproduktionsfirma. Sie habe schon 1996 ihr grünes Herz entdeckt und auf Kreisebene die erste grüne Jugend gegründet, erinnerte sich Schnapp. Sie schätze es, den direkten Draht zum Bürger zu haben.

Zu den Fragen in einem Interview mit André Klimsch erklärte sie, dass es einst ihr Ziel war, die ganz große Welt zu verbessern und sie sich damals nicht träumen ließ, mal für eine Radwegebau zu kämpfen. Die CSU sei für sie als politische Heimat nie in Frage gekommen, "und die Grünen waren die Einzigen, die nicht gleich nach dem Listenplatz fragten". Schnapp wehre sich auch dagegen, "jeden Schmarrn, der in Berlin beschlossen wird, umzusetzen". Sie bedauerte es ausdrücklich, dass es im Landkreis schlecht um den ÖPNV bestellt sei. "Der Kreistag hat zum dritten Mal einen neuen Nahverkehrsplan beschlossen, weil sechs Jahre versandelt wurden", monierte sie. Mit Blick auf den ÖPNV gehöre der Landkreis Pfaffenhofen zu den Schwächsten in Deutschland.

Was die Windkraft betrifft, gebe es ein Gutachten nach dem anderen, um Windräder zu verhindern. An der Spitze des Landkreises müsste schon mal ein anderer Wind wehen, sagte Schnapp.

In Zeiten der Digitalisierung dürfe die Politik das Handwerk nicht ignorieren. "Die Kreativwirtschaft darf nicht vergessen werden", warnte Schnapp, die sich auch Busse vorstellen könnte, die mit Biogas betrieben werden. Gemeinsam sollte auch die Kulturarbeit angepackt werden. Wenn es nach ihren Wünschen ginge, sollte der Landkreis "ein Stückchen Paradies" sein.

So weit gehen die Grünen aus Jetzendorf noch nicht. Bei der Vorstellung der 16 Gemeinderatskandidaten wurde aber auch klar, dass ein Mobilitätswandel notwendig sei, Bürgerdialog als wichtig erachtet wird und Technik absolut nicht im Widerspruch zu den Plänen der Grünen stehe. Leben mit natürlichen Kreisläufen und eine gelebte Demokratie sind allen Kandidaten genauso wichtig, wie der respektvolle Umgang mit Lebensmitteln.

PK


 

Josef Ostermair