Keltenmuseum ein Treffpunkt der Forschung

14.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr

Digitale "Abgüsse" so genannter Brotlaibidole stellten italienische Forscher im Museum her. Museumsleiter Wolfgang David ist – als einziger deutscher Wissenschaftler – in dieses Projekt eingebunden.

Manching (hl/smd) Das Manchinger Kelten- und Römermuseum ist nicht nur ein touristischer Magnet, sondern längst auch Treffpunkt der Forschung und der Fachwelt. Diese Woche wurden gleich drei Mal Experten auf den Plan gerufen. Die Besucher kamen aus ganz Bayern, aus Thüringen und aus Italien.

Seit das Archäologiemuseum vor knapp zwei Jahren seine Pforten öffnete, geben sich dort Fachleute die Klinke in die Hand. Expertenrunden aus ganz Europa haben hier schon getagt; zu Vorträgen reisen immer wieder international renommierte Wissenschaftler nach Manching – zuletzt auch wieder anlässlich der Ende des Monats endenden Sonderausstellung über die keltischen Frauen.

Diesen Mittwoch hatte die Arbeitsgemeinschaft der Ehrenamtlichen innerhalb der Gesellschaft für Archäologie in Bayern eine Fortbildungsveranstaltung im Museum gebucht. Mit rund 50 Teilnehmern war die Tagung sehr gut besucht. Barbara Limmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum, zeigte den engagierten Laien, was aus Tonscherben alles herauszulesen ist: "Keramik zum Sprechen bringen" war ihr Vortrag überschrieben, in dem es vor allem um Funde aus der jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlung von Pestenacker (Kreis Landsberg) ging. Solche etwa 5500 Jahre alten Scherben lagern auch im Depot des Manchinger Museums, auch wenn sie mit der früheren Keltenstadt auf Manchinger Grund natürlich nichts zu tun haben.

Um Keramikfunde aus der Keltenzeit ging es aber zwei Wissenschaftlern aus Ostdeutschland, die am Donnerstag und Freitag dienstlich im Museum zu tun hatten: Thomas Grasselt, Leiter der Archäologischen Denkmalpflege des Landes Thüringen, und Matthias Seidel, Direktor des Steinsburg-Museums in Römhild (Landkreis Hildburghausen), hatten Scherben von heimatlichen Fundstellen im Gepäck, die sie mit Fundstücken aus Manching abgleichen wollten.

Und siehe da: Für die Experten steht nach den Vergleich zweifelsfrei fest, dass einige "ihrer" Stücke aus einstiger keltischer Fertigung in Manching stammen. Die Feststellung verwundert nicht unbedingt, denn es ist schon länger bekannt, dass die Keltenstadt am Donauufer in vorchristlicher Zeit über weit reichende Handelsverbindungen verfügte. Materialien aus "Manchinger" Fertigung finden sich selbst im östlichen Mittelmeerraum.

Vom Mittelmeer kam indes auch die dritte Forschergruppe, die sich diese Woche im Keltenmuseum umtat: Ein vierköpfiges Team um Direktor Adalberto Piccoli vom Museum Cavriana bei Mantua war mit hochmodernem technischen Gerät zu Gast, um in den gut gesicherten Depots einige archäologische Kostbarkeiten zu untersuchen, die allerdings nicht aus Manching stammen. Die einzigen je in Bayern entdeckten so genannten Brotlaibidole – rätselhafte Tontafeln aus Fundorten in Freising und Weltenburg – waren eigens von dort ins Museum gebracht worden. Die italienischen Forscher haben die Fundstücke mit einem 3-D-Digitizer gescannt, so dass der Wissenschaft nun digitale "Abgüsse" dieser Tafeln zur Verfügung stehen.

Bislang wird angenommen, dass die (ihrer Form wegen) als Brotlaibe angesprochenen Tafeln Grundlagen einer ersten einfachen Kommunikation zwischen Handelspartnern im prähistorischen Europa waren – vor etwa 3500 bis 4000 Jahren und damit ca. 1500 Jahre vor Einführung der Schrift in Mitteleuropa. Die Italiener bereiten derzeit eine Ausstellung zu diesem Thema vor. Sie wird womöglich beizeiten auch in Manching zu sehen sein.