Rohrbach
Keine Schulden für nächste Generation

Freie Wähler Rohrbach stellen die Pflichtaufgaben in den Mittelpunkt

16.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:39 Uhr
Orange ist Trumpf: Ralf Hochmuth (rechts) und Peter Otto (links) umrahmen den Rohrbacher Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler, Michael Kornke, bei der Wahlversammlung beim Alten Wirt. −Foto: A. Ermert

Rohrbach - "Wir Freien Wähler sind sehr aktiv gewesen zwischen den Wahlen - wir Freien Wähler tun was: Wir sind die treibende Kraft in Rohrbach. Mit konkreten Plänen, die mit den finanziellen Mitteln in Einklang stehen", eröffnete mit Ralf Hochmuth der FW-Ortsvorsitzende die letzte Wahlversammlung seiner Gruppierung. "Wir werden nicht auf Visionen eingehen, die nicht zu stemmen sind - und wir planen die Zukunft nicht auf noch mehr Schulden, die wir den nächsten Generationen hinterlassen."

 

Bürgermeisterkandidat Michael Kornke selbst sieht sich aufgrund seiner beruflichen Vita mit viel Erfahrung, Dynamik und Kompetenz im Verwaltungsdienst und nicht zuletzt wegen seines elfjährigen Wirkens im Gemeinderat für den Posten gerüstet. "Als gebürtiger Rohrbacher aus Ottersried will ich meine Qualifikationen und mein Know-how zum Wohle von Rohrbach und den Ortsteilen nutzen", sagte er. Sein Amt als Gemeinderat konnte er wegen einer Weiterbildung nicht mehr für sich selbst befriedigend ausüben. "Deshalb meine Entscheidung zum Rücktritt", beantwortete er eine Frage aus dem Publikum. Und Kornke stellte sieben Sachthemen in den Fokus: das Seniorenzentrum nachhaltig angehen (günstige Mieten und Preise), den Senioren ihre Mobilität erhalten (Marktbus, Seniorentaxi), die Infrastruktur verbessern, die Trinkwasserversorgung langfristig sichern, das Kanalnetz auf Vordermann bringen, Mobilität innovativ entwickeln (Mitfahr-App, E-Mobilität), die alte Schulturnhalle zu einer Mehrzweckhalle umfunktionieren.

Die jungen Familien sollen auf die FW setzen, weil sie die Betreuungszeiten in Krippe, Kiga und Hort verbessern, günstiges Bauland für Einheimische schaffen, den Jugendtreff durch professionelle Betreuung aktivieren und einen Familienbeauftragten einstellen wollen. "Rohrbach muss für alle attraktiv sein - und darf kein Schlafdorf sein", meinte Kornke.

Bei Umwelt und Klima setzt Kornke auf die gesplittete Abwassergebühr. Regenwasser soll nicht mehr zum Großteil in den Kanal eingeleitet werden. Er will den Flächenfraß stoppen und Baugebiete verdichten, wofür ein Leerstandkataster angelegt werden soll. Für die Digitalisierung muss der Breitbandausbau konsequent forciert werden. Und die Gemeinde müsse nachhaltiger arbeiten, forderte er die Planungs-, Gutachter- und Anwaltskosten zu senken und mehr selbst zu entscheiden. Einen Investitionsplan für zehn bis 15 Jahre errechnen und Förderprogramme konsequent ausnutzen - "dafür will ich mich einsetzen."

Zum Schluss ging er noch auf die Projektgruppen ein. "Das ist eine sehr gute Form der Bürgerbeteiligung - und darum werden wir von anderen Gemeinden auch beneidet", meinte Kornke, der aber eine engere Verzahnung mit dem Gemeinderat für erforderlich hält.

Die Gemeinderatskandidaten der Freien Wähler präsentierten sich danach kurzweilig, prägnant und stellten die Ideen und Motivationen für ihre Kandidatur kurz vor. Peter Otto kennt seit 34 Jahren jedes Kind in Rohrbach, als Lehrer und Rektor - und sitzt zudem seit 36 Jahren ununterbrochen im Gemeinderat. "Ich bin zufrieden, was sich schulisch in dieser Zeit getan hat und ich hoffe, dass ich in dieser Legislaturperiode die alte Turnhalle noch mitgestalten darf", meinte er. Entsetzt sei er vom Wahlkampf der CSU. "Das Nachtarocken über den scheidenden Bürgermeister, so was macht man nicht, das hat Peter Keck nicht verdient. Der Zweite und Dritte Bürgermeister haben schließlich alles mitgetragen - ich finde das nicht fair."

Für Anton Kiermeier stehen die FW für freie Entscheidungen - "und ich glaube, dass man Rohrbach so am besten voranbringt". Seit zwölf Jahren vertritt Helmut Schalk die Bürgerinteressen. "Ich würde gerne weitermachen", meinte er. Denn als langjähriger Kommandant liege ihm am Herzen, "dass wieder Seelenfrieden im Feuerwehrwesen einkehrt". Ganz oben auf der Liste steht der Vorsitzende Ralf Hochmuth. "Ich mache es gerne, es ist spannend und eine Ehre, wenn man die Geschicke der Gemeinde lenken darf", sagte er. Er bezeichnete die Entscheidung für das Gewerbegebiet Ost als richtigen Schritt. "Denn ortsansässige Betriebe muss man halten." Aber bevor weitere Gewerbeflächen ausgewiesen werden, hält Hochmuth eine Nachverdichtung für vorrangig. "Freie Flächen für Photovoltaik-Anlagen brauchen wir nicht. Die gehören auf Hausdächer, aber nicht ins Ilmtal", sagte er.

Hochmuth äußerte sich mit Stolz auf seine Kandidaten. Und er sei überzeugt, das Rohrbach mit dem vorliegenden Konzept attraktiver und liebenswerter werden könne. Man wolle Lösungen aufzeigen, keine Visionen, schloss er seine Ausführungen.
Der Landtagsabgeordnete Nikolaus Kraus, ein Landwirt aus Ismaning, war der Einladung der Freien Wähler nach Rohrbach zudem gefolgt - und er gab den zahlreichen Besuchern vor Beginn der Wahlveranstaltung beim Alten Wirt einen kurzen Einblick in die Landespolitik. Dabei bekräftigte er: "Die Freien Wähler sind aus sachlichen und finanziellen Gründen gegen eine dritte Startbahn am Flughafen - es ist einfach kein Bedarf vorhanden."

Anna Ermert