Pfaffenhofen
Je früher desto besser

Am 5. Mai ist Hebammentag - Bis zur achten Schwangerschaftswoche Kontakt zur Geburtshelferin aufnehmen

04.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:23 Uhr
Hebamme Carolin Eder bei einem Hausbesuch. −Foto: Eder

Pfaffenhofen - Die Nachricht über eine Schwangerschaft ist meist ein freudiges Ereignis.

Wenn der Test ein positives Ergebnis anzeigt, folgt in der Regel der Anruf beim Gynäkologen und der erste Termin dort in der siebten oder achten Schwangerschaftswoche. Etwa drei bis vier Wochen später gibt es den nächsten Kontrolltermin und oft erst dann der Hinweis vom Frauenarzt über die Möglichkeit der Betreuung der Schwangeren durch eine Hebamme. "Das ist meist aber schon zu spät", meint Carolin Eder vom Landratsamt Pfaffenhofen. Sie ist selbst ausgebildete Hebamme und und hat sich bis Ende Februar für zwei Jahre um die Koordination der Hebammen sowie deren Vermittlung im Landkreis Pfaffenhofen gekümmert.

Insbesondere wenn der Geburtstermin in die Ferienzeit fällt, könne es zu Engpässen kommen, berichtet Eder. "Viele Hebammen haben selbst Kinder und bieten in den Schulferien keine Betreuung an. " Eder rät den Eltern, sich sofort nach Bekanntwerden des freudigen Ereignisses, um eine Geburtshelferin zu kümmern. "Ich hatte schon den Fall, dass mich eine Schwangere kontaktierte, bevor sie ihren Mann von der frohen Botschaft berichtete", erzählt 32-Jährige amüsiert. Aktuell seien Suchanfragen bis spätestens zur achten Schwangerschaftswoche möglich. Kurzfristige Ausnahmen gäbe es immer, aber es gilt, je früher desto besser. Sie selbst habe, nachdem sie nach Pfaffenhofen gezogen war, während ihrer eigenen Schwangerschaft neun Kolleginnen anrufen müssen, bis sie eine Geburtshelferin gefunden hat.

Werdende Mütter haben zu jedem Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft Anspruch auf die Beratung einer Hebamme. Die meisten Leistungen werden von der Krankenkasse getragen. Besonders wichtig für viele Frauen wird die Versorgung durch eine Geburtshelferin nach der Geburt. Sie unterstützt während der ersten Wochen beim Stillen und hilft bei Schwierigkeiten. Außerdem beobachtet die Hebamme Rückbildungs- und Abheilungsvorgänge. Zudem berät sie die Familie rund um den Umgang mit dem Baby und gibt Hilfestellungen. Insbesondere beim ersten Kind sind viele Familien sehr dankbar für diese Unterstützung und oft auch darauf angewiesen. Durch personelle Engpässe und eine hohe Geburtenrate, auch durch Zuzug, kommt es daher häufig vor, dass nicht mehr alle Frauen die Begleitung durch eine Hebamme in Anspruch nehmen konnten. "Aktuell sind im Landkreis Pfaffenhofen 37 Hebammen gemeldet, wobei diese Zahl schwankt durch Auszeiten beispielsweise durch Elternzeit, Mutterschutz, Erkrankung oder andere Vorkommnisse. 29 Kolleginnen arbeiten aktuell im Bereich der Wochenbettbetreuung", berichtet Eder. Demgegenüber stehen 894 Geburten im Jahr 2020 an der Ilmtalklinik, Tendenz steigend.

Für einen Wochenbettbesuch erhalten Hebammen einen Pauschalbetrag von 38,46 Euro brutto für Mutter und Kind. Die Krankenkassen geben dabei eine Zeit von 20 Minuten für beide zusammen vor. Im Vergleich dazu erhält die Hebamme für Hilfeleistungen bei Beschwerden während der Schwangerschaft 20,70 Euro für 30 Minuten. "Das ist ungerecht und die Wochenbettbetreuung kaum noch rentabel, zumal der Betreuungsbedarf und die Hilfeleistung gerade in den ersten Lebenstagen des Kindes oft enorm hoch ist", findet Eder.

Zudem erschweren strukturelle Bedingungen den Arbeitsalltag von freiberuflichen Hebammen. Mit eigenen Kindern sei man einfach nicht mehr so flexibel. Schließlich sei man mit der Betreuung von Mutter und Baby einige Wochen gebunden und in Dauerrufbereitschaft. "Früher konnte man sich gegenseitig vertreten. Das geht leider nicht mehr", sagt die gelernte Hebamme. Daher entschieden sich viele Kolleginnen für die Rückkehr in die klinische Geburtshilfe und einen festen Dienstplan, der auch die eigenen Ruhezeiten besser regelt und finanziell attraktiver gestaltet ist.

"Einige bedauern das sehr. Schließlich machen den Job die Meisten aus Überzeugung", weiß Eder, die seit März die Geschäftsstellenleitung der neuen Gesundheitsregion Plus am Landratsamt übernommen hat. Besonders eng sei die Lage in Manching und Vohburg. Und auch in Wolnzach ist es eng. Dort gebe es nur eine Kollegin.

Damit die Geburtshilfe und Hebammenhilfe für werdende Eltern im Freistaat auch künftig zur Verfügung steht, wurden Maßnahmen der Regierung beschlossen. Aktuell bezahlt eine freiberufliche Hebamme mit Geburtshilfe 9098 Euro pro Jahr Haftpflichtversicherung.

Unterstützt wird sie dabei vom Sicherstellungszuschlag der Regierung beziehungsweise der bayerischen Hebammeniederlassungsprämie in Höhe von einmalig 5000 Euro zum Berufsstart. "Somit kann sie anfangs schon mal einen Teil der Versicherungskosten abdecken", sagt Eder. Auf diese Art werde versucht, den Einstieg oder Wiedereinstieg von freiberuflichen Hebammen zu erleichtern. Seit März 2019 existiert am Gesundheitsamt Pfaffenhofen die Koordinationsstelle zur Hebammenversorgung für den Landkreis. Hier können sich Frauen hinwenden, die bisher kein Glück bei der Hebammensuche hatten und sich in einen Suchverteiler aufnehmen oder sich durch die Kolleginnen der staatlichen Schwangerenberatungsstelle beraten lassen.

Anfragen können an Diplom-Pädagogin Anna Achtner unter Hebammenkoordinationsstelle@landratsamt-paf. de gesendet werden.

PK


Simone Diaw