Geisenfeld
Interesse an regenerativen Heizungen wächst

Noch setzt die Mehrheit der Geisenfelder auf Öl als Brennstoff - Sechster Teil der Nachhaltigkeitsserie

03.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:00 Uhr
Eine Wärmepumpe steht, neben Solarkollektoren auf dem Dach eines Einfamilienhauses. Solche energieeffiziente Anlagen bieten sich in erster Linie für Neubauten an. −Foto: Daniel Maurer/dpa

Geisenfeld - Wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann darf das Thema Heizen nicht außen vor bleiben. Denn laut Umweltbundesamt entfallen im Schnitt 1,77 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Person und Jahr auf die Wärmeversorgung in den eigenen vier Wänden. Noch ist in der Großgemeinde wie anderswo viel Luft nach oben, was klimafreundliche Anlagen betrifft. Wie im Gespräch mit den zuständigen Bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegern Peter Sixt und Ralf Maul, zu erfahren, ist das Interesse daran aber stark gewachsen.

Eine Heizung ist eine Investition, die sich erst über einen längeren Zeitraum amortisiert. Daher seien Hausbesitzer in der Regel "recht konservativ", wenn es darum geht, bestehende Systeme komplett zu erneuern, so die Erfahrung von Peter Sixt. Der Kaminkehrermeister geht seinem Beruf in dritter Generation nach und ist seit 30 Jahren in Geisenfeld tätig. "In meinem Zuständigkeitsbereich, der über einen Teil des Stadtgebiets und die südlichen und westlichen Ortsteile bis nach Fahlenbach reicht, nutzen etwa die Hälfte aller Haushalte noch Öl als Brennstoff, rund ein Viertel heizt mit Gas, der Rest überwiegend mit Holz", erklärt der Bezirksschornsteinfeger.

Besonders vorbildlich in Sachen Energieeffizienz sind die wenigen Passivhäuser, die er betreut. Nur einzelne Häuslebauer in seinem Bezirk setzen auf eine Solarheizung oder auf Brennstoffzellen für Wasserstoff als Pufferspeicher. Systeme wie Hackschnitzel- oder Pelletheizungen sowie Wärmepumpen finden sich in erster Linie in Neubauten.

Patentlösungen für bestehende Bauten gibt es keine. "Eine gute Heizung ist eine, die zum Objekt passt", betont Sixt. Es mache keinerlei Sinn, in einem Bauernhof aus dem Jahr 1650 eine Wärmepumpe einzubauen ("Die kriegt das Haus nicht warm") oder in einem Mehrfamilienhaus mit wenig Keller eine Hackschnitzelheizung ("Da fehlt es an Lagerfläche"). Zudem bleibe immer die Frage nach der Bezahlbarkeit für den Besitzer.

Doch auch wenn nicht gleich die komplette Heizungsanlage ausgetauscht wird, kann mehr Energieeffizienz erreicht werden. "Das Interesse an solchen Lösungen ist inzwischen groß", beobachtet der Fachmann einen Trend, der durch steigende Energiekosten und die Bestimmungen des neuen Gebäude-Energiegesetzes verstärkt wird. Ab 2025 sollen keine reinen Ölheizungen im Neubaubereich, sondern nur noch Hybrid-Lösungen (etwa mit zusätzlicher Solarthermie oder Wärmepumpen) zulässig sein.

Für Kaminkehrermeister Ralf Maul stellt sich die Situation ähnlich dar. Vereinzelt betreut der Bezirksschornsteinfeger Gebäude mit alten Bade-, Holz- oder Kohleöfen und ansonsten "viele Ölheizungen, weil ja Gas gar nicht überall auf dem Land verfügbar ist". Wie sein Kollege sieht der Energieberater vermehrt Nachfragen nach Fördermöglichkeiten. In seinem Zuständigkeitsgebiet (im nördlichen Teil der Großgemeinde bis hinauf nach Münchsmünster) haben sich sechs Haushalte in jüngster Zeit für die Anschaffung einer Pelletsheizung entschieden. Der Grund: "Die ist CO2-neutral und das spart mit Blick auf die seit 2021 erhobene, sukzessive steigende CO2-Steuer bares Geld", so Maul. Schon im ersten Jahr seien das (im Vergleich zu einem 3000 Liter Heizöl verbrauchenden System) rund 300 Euro. Zwar sei mit Kosten von durchschnittlich 35000 bis 50000 Euro zu rechnen, von denen aber etwa die Hälfte durch Fördermittel gedeckt seien. "Allerdings macht eine solche Anlage wegen der anfallenden Asche einiges an Arbeit, und derzeit haben Heizungsbauer kaum freie Kapazitäten", räumt der Kaminkehrermeister ein. Für Unsicherheit sorgen zudem Gerüchte über ein drohendes Verbot oder den Förderstopp von Festbrennstoffen wie Holz. "Leider können wir da derzeit unseren Kunden noch keine belastbaren Auskünfte geben", bedauert Maul. Konkrete Beschlüsse gibt es noch keine, wohl auch weil die Bedeutung von Holz im Klimaschutz derzeit sehr kontrovers geführt wird.

NACHHALTIGER HEIZEN: TIPPS DER EXPERTEN

Nachhaltiger heizen, ohne gleich die ganze Heizungsanlage auszuwechseln - wie das gehen kann, dazu haben die beiden Bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger Ralf Maul und Peter Sixt einige Tipps parat: Die Kombination einer bestehenden Öl- oder Gasheizung mit einer klimafreundlicheren Ergänzung (Wärmepumpen, Solarthermie, Pufferspeicher mit Heizstab und andere technische Systeme), für die es jeweils staatliche Fördermittel gibt, ist ebenso eine Möglichkeit wie eine bessere Dämmung der Gebäudehülle. Doch allein schon eine Umwälzpumpe auf dem energetisch neuesten Stand bringt einem Durchschnitts-Haushalt 100 Euro Ersparnis im Jahr. "Dem stehen 250 Euro Investitionskosten entgegen, das rechnet sich also schnell", befindet Ralf Maul, der zudem elektronische Thermostatventile und den regelmäßigen hydraulischen Abgleich empfiehlt.
Was sich ohne zusätzliche Investitionen immer rechnet ist, wie Peter Sixt betont, das Überdenken des eigenen Heizverhaltens: "Muss mein Brauchwasser Tag und Nacht auf 80 Grad aufgeheizt werden? Müssen alle Räume kuschelig warm sein, wenn ich mich nur in einem aufhalte? Muss die Heizung auf Hochtouren laufen, wenn ich im Urlaub bin oder eine Immobilie leer steht?" Gerade in letztgenannten Fällen reiche der Notbetrieb völlig aus, um Gebäudeschäden durch Kälte vorzubeugen, so der Experte. Bleibt noch das abendliche Herunterlassen der Rollos zu nennen, das Maul als energetisch sinnvoll anführt.

zur

Maggie Zurek