Baar-Ebenhausen
In der Krise zusammenhalten

In St. Martin in Baar-Ebenhausen ist wieder der Empfang der Kommunion möglich - hinter Plexiglas

25.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:07 Uhr
Ramona Schittenhelm
Die angehenden Kommunionkinder haben ihre Vorbereitung fortgeführt - nur eben virtuell. Ein Beispiel dieser Arbeit ist die Stellwand mit den Fußabdrücken der Kinder. −Foto: Schittenhelm

Baar-Ebenhausen - Die Erstkommunionkinder hinterlassen ihren Fußabdruck in der Pfarrkirche St. Martin.

Denn das ist kirchlicherseits der Moment, mit dem sie die erste heilige Kommunion empfangen dürfen. Normalerweise. 2020 ist aber alles ein bisschen anders. Da ist das Team der Erstkommunion- und Firmvorbereitung um Pastoralreferent Konrad Mirlach, Daniela Steiniger und Edith Schütz im Moment gefordert. Anders als das in normalen Jahren der Fall ist.

"Unser Team lässt sich hier für die Kinder und Jugendlichen aber schon einiges einfallen, wie man ihnen Kirche und Glauben auch in der jetzigen Zeit näher bringen kann", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Karin Seidl und ist froh und zugleich auch ein wenig stolz auf die engagierten Ehrenamtlichen, die sich in der Kirchengemeinde aktiv einbringen: als Lektor, als Ministrant oder als Ordner, um während der Gottesdienste den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

"Wir haben jetzt zwei Wochenenden mit Gottesdiensten in St. Martin hinter uns. 44 Kirchenbesucher sind entsprechend dem Schutzkonzept für unsere Kirche möglich. Und es klappt ziemlich gut. Auch weil die Bevölkerung super mitmacht und sich auf die notwendigen Änderungen auch wirklich einlässt", gibt Robert Steiniger, Mitglied der Kirchenverwaltung St. Martin, das Lob sofort wieder an die Mitglieder der Pfarrgemeinde zurück. Denn ohne die, da sind sich die beiden Kirchenverwaltungen sowie der Pfarrgemeinderat einig, ginge es nicht. Und ohne die Pfarrmitglieder ist das (kirchliche) Leben schon sehr trist. Darum sei man umso glücklicher, dass wieder Gottesdienste gefeiert werden durften und mit dem 21. Mai das erste Mal der Kommunionempfang wieder möglich war - Pater Abraham hinter einer Plexiglasscheibe, der Kommunion empfangende seine Hände durch die Öffnung streckend.

Die Krise macht die Gremien erfinderisch: Der liturgische Dienst hält Abstand und trägt genauso die Schutzmasken wie alle anderen Kirchenbesucher auch. Lektor und Priester nutzen zwei unterschiedliche Lesepulte. "Eines ist uns auch in Krisenzeiten unwahrscheinlich wichtig: Wir wollen für unsere Pfarrmitglieder da sein, wollen unsere in den vergangenen Jahren erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit auch in den Krisenzeiten konsequent weiterführen", so Seidl. Und das habe bislang wirklich super geklappt. Mit den Erstkommunion- und Firmkindern bestand durchgängig Kontakt per E-Mail: Mit den Jüngeren wurden (geistliche) Rätselspiele veranstaltet und die Stellwand mit den Fußabdrücken gestaltet, die man in der Pfarrkirche St. Martin bestaunen kann. Die Firmlinge üben - angeleitet von ihrem Betreuerteam - Meditationen und geistliche Impulse zur Vorbereitung auf ihren kirchlichen Festtag. Wann der sein wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen.

Wichtig sei den Gremien aber, allen zu zeigen, dass die Glaubensgemeinschaft auch und gerade in einer solchen Krise zusammensteht und man daraus Mut und Kraft schöpfen könne. In regelmäßigen Schülermessen mittwochs um 16 Uhr, die seit dieser Woche wieder stattfinden, wird mit Pater Abraham und dem Betreuerteam Mirlach, Steiniger und Schütz das in den vergangenen Wochen virtuell besprochene noch einmal thematisiert.

Das Füreinander-da-sein funktioniert in der Pfarrgemeinde ziemlich gut - auch während der Krise. Bereits 250 Behelfsmasken, die sieben Frauen des Pfarrgemeinderates in den vergangenen Wochen genäht haben, wurden gegen eine Spende in den beiden Kirchen durch Mitglieder der Pfarrgemeinde abgeholt. Und auch sonst ist man bei Fragen und Anliegen telefonisch oder per Mail da und versucht, Lösungen zu finden.

"Wir stehen vor immer wieder neuen Herausforderungen: das Schutzkonzept für die Pfarrkirche St. Martin, das unsere Kirchenverwaltung erarbeitet hat. Der reibungslose Gottesdienstablauf. Die Weiterführung der Kinder- und Jugendarbeit. Ein geistliches Miteinander für alle Altersschichten. Daher wollen wir uns auch versuchen, am Ferienprogramm der Gemeinde in den Sommerferien wieder zu beteiligen", wagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Was genau man anbiete und wie das ablaufen werde, müsse man unter Beachtung der geltenden gesetzlichen Vorgaben abstimmen - alles virtuell als Online-Besprechungen. Denn weder in Kirchenverwaltung noch Pfarrgemeinderat dürfen aktuell Sitzungen stattfinden. "Wir wachsen hier kontinuierlich, lernen jeden Tag neu dazu und optimieren unsere Abläufe. Es ist gut, dass wir hier ein funktionierendes und flexibles Team haben mit den beiden Kirchenpflegern Michael Rafalski (Mariä Himmelfahrt) und Karl Eder (St. Martin), unserem Pfarrbüro und den Mesnerinnen. Und am Ende wird das Erarbeitete mit unserem verantwortlichen Pfarrer Tobias Hiller abgestimmt", lobt Seidl ausdrücklich das gute Miteinander auf allen Ebenen.

Der Lockdown war daher keine Pause vom Leben im Glauben: Vielmehr wurde im Hintergrund gearbeitet. Und auch jetzt könne man sich nicht auf dem Bestehenden ausruhen, denn es gibt immer wieder Neuerungen, weitere Vorgaben und Änderungen, die eingearbeitet werden müssen. Und nicht zuletzt möchte man auch in der zweiten Kirche im Ortsbereich wieder gemeinsam Gottesdienst feiern: Deshalb wird aktuell fleißig vorbereitet, um ab 7. Juni auch in der Baarer Mariä Himmelfahrt-Kirche wieder Gottesdienstfeiern anbieten zu können. Derzeit arbeitet das Team um Kirchenpfleger Rafalski daran, das für St. Martin bestehende Konzept so umzuarbeiten, dass es für die Marienkirche anwendbar ist, um die Regularien einzuhalten. Die grundsätzlichen Vorgaben wie die Abstandsregelung, das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckung, der Desinfektion der Hände sowie das Mitbringen des eigenen Gotteslobes zur Messfeier wird in jedem Fall identisch sein. Die jeweiligen Neuerungen sind auf der Webseite der Pfarreiengemeinschaft Manching-Baar-Ebenhausen zu finden.

"Für manche Besucher ist der Kirchgang mit Maske und Abstand sicherlich ungewohnt. Die Akzeptanz ist jedoch unwahrscheinlich groß. Und das macht es uns als Gremien und Ordner alles ein wenig leichter. Denn nur, wenn wir rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst miteinander umgehen, werden wir als Pfarrgemeinde am Ende gestärkt aus der Krise hervor gehen", sagt Seidl mit Blick auf die zukünftigen Wochen und Monate.

PK

Ramona Schittenhelm