Vohburg
Im Einsatz für die Natur

Rechtlergemeinschaft Menning kümmert sich seit Generationen um die Donauauen

22.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:18 Uhr
  −Foto: Fotos: Meßner/Rein

Vohburg (PK) Die Rechtlergemeinschaft Menning ist ein eigenartiger Zusammenschluss. Die Rechtler bewirtschaften bestimmte ökologisch wertvolle Flächen an der Donau und der Paar, obwohl ihnen kein einziger Quadratmeter davon gehört. Aber es funktioniert seit vielen Generationen.

Solch eine rechtliche Konstruktion ist in der Region kaum mehr zu finden: Der Grund und Boden gehört der Stadt Vohburg, die Nutzungsrechte aber sind mit bestimmten Grundstücken in Menning verknüpft. Die Rede ist von der Rechtlergemeinschaft Menning. Das Prinzip funktioniert erstaunlich gut. Seit mehreren Generationen kümmern sich die Rechtler um ökologisch wertvolle Flächen von rund 40 Hektar, vornehmlich Donauauen rund um Menning und Bereiche bei Irsching an der Paar.

"Wir sind ein gutes Team", sagt Erwin Rein. Er ist seit zwei Jahren der Vorsitzende der Rechtlergemeinschaft. Sein Vorgänger wollte das Amt in jüngere Hände legen; nun steht der 43-Jährige an der Spitze. Er beeilt sich aber zu betonen, dass gerade die älteren Rechtler eine große Hilfe seien.

Immer wenn sich das Jahr dem Ende neigt, setzen sich die Rechtler mit dem zuständigen Förster in Verbindung und sprechen ab, welche Fläche sie in diesem Jahr bearbeiten sollen. Meistens sind es ein bis zwei Hektar. Die werden untereinander aufgeteilt. Dann rücken sie aus und schlagen dort unter Berücksichtigung des Naturschutzes und nach den Vorgaben des Försters Holz für den Eigenbedarf. Das funktioniert so gut - auch aus ökologischer Sicht -, dass die Rechtlergemeinschaft sogar eine Förderung des Freistaats Bayern für ihre Arbeit bekommt. "Das Geld fließt zu 100 Prozent wieder zurück in die Natur", erläutert Rein.

Auch auf den Grundstücken der Kirche und der Schule ist ein solches Holzrecht hinterlegt. Damals wollte man wohl sicherstellen, dass der Pfarrer und der Schullehrer im Winter nicht frieren müssen. Während die Pfarrei das Recht immer noch zu nutzen weiß, gibt es in Menning längst keine eigene Schule mehr. Das Holzrecht existiert aber noch auf dem Grundstück. Heute steht dort ein Wohnhaus und der Eigentümer ist Teil der Rechtlergemeinschaft.

Erst vor wenigen Wochen haben die Rechtler wieder einen Arbeitseinsatz absolviert, in der Lettn neben der Paar. Von der staatlichen Förderung haben sie 700 Laubbäume gekauft: Weiden, Erlen, Pappeln und Birken. Und sie dort gepflanzt, wo sie die nächsten rund 20 Jahre ungestört wachsen können. So lange dauert etwa ein Umlauf, bis die Rechtlergemeinschaft diese Fläche wieder bewirtschaften wird. "Die nachhaltige Pflege der Flächen ist uns sehr wichtig", sagt Rein.

Derzeit gibt es nach seinen Angaben 41 dieser Rechte, die im Grundbuch der jeweiligen Grundstücke in Menning eingetragen sind. Mit dem Kauf einer solchen Fläche erwirbt der neue Eigentümer auch dieses spezielle Nutzungsrecht. Im Laufe der Jahrzehnte haben die Rechtler aber von ihrer Fläche eingebüßt. Die Errichtung der Staustufe und der Bau der Umgehungsstraße haben den Einflussbereich der Rechtler jeweils beschnitten.

"Es ist eine Tradition, an der wir sehr hängen", sagt Rein. Dementsprechend kommt auch der gemütliche Teil nach der Arbeit nicht zu kurz. Die Brotzeit gehört einfach dazu.

Sehr aufmerksam und mit Sorge haben die Rechtler die Diskussion in den vergangenen Monaten über einen möglichen Nationalpark Donauauen verfolgt. Erleichtert waren sie deshalb, als Ministerpräsident Markus Söder die Pläne kassiert hat. Der Bewirtschaftung der Donauauen für die nächsten Generationen der Rechtlergemeinschaft scheint also nichts mehr im Wege zu stehen.

Markus Meßner