Pfaffenhofen
Die Klinik und der "Zug, der in die falsche Richtung fährt"

FDP-Kreistagsfraktion beantragt: Krankenhausneubau als Alternative zum Sanierungskonzept prüfen

19.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:09 Uhr

Pfaffenhofen (PK) "Der Zug hat den Bahnhof schon verlassen" - CSU-Fraktionssprecher Reinhard Heinrich winkte bei der jüngsten Kreistagssitzung nur ab, als die FDP-Fraktion erneut einen Neubau der Ilmtalklinik aufs Tapet brachte (PK berichtete).

Doch die Liberalen um Fraktionssprecher Thomas Stockmaier werfen die Flinte nicht ins Korn. Sie reichten jetzt einen förmlichen Antrag bei Landrat Martin Wolf (CSU) ein. Darin fordern sie, dass der Kreis einen Neubau des Krankenhaus als Alternative zur Sanierung im Hinblick auf Machbarkeit, Kosten und Zukunftsfähigkeit der beiden Varianten prüft - und dass die Sanierung bis zur Vorlage der Untersuchungsergebnisse ausgesetzt wird. "Wenn ein Zug in die falsche Richtung fährt, ist es wichtig zu bremsen", sagt Thomas Stockmaier zu diesem Vorstoß.

Die FDP-Fraktion gibt in der Begründung ihres Antrags zu bedenken, dass zum Zeitpunkt der Kreistagsentscheidung für die Generalsanierung belastbare Zahlen zu den Kosten, der Machbarkeit und der Zukunftsfähigkeit des Pfaffenhofener Krankenhauses nicht berücksichtigt worden seien beziehungsweise gar nicht vorlagen. Es hätten also schlicht die nötigen Fakten als Basis für eine fundierte Abwägung zwischen Neubau und Altbausanierung gefehlt. Die von der FDP vorgeschlagene Variante eines Neubaus auf dem Standort der bestehenden Parkplätze und des Schwesternheims sei nie ernsthaft in Erwägung gezogen worden, beklagt Stockmaier: "Diese Variante wäre eine gute und machbare Alternative und wir fordern deren Prüfung. Auch alternative Standorte sollten, soweit vorhanden, geprüft werden. "

In der Kostenfrage habe es bei den Vorgesprächen "zum Teil konfuse Aussagen" gegeben, blickt die FDP zurück. Wo Ilmtalklinik-Geschäftsführer Ingo Goldammer am Anfang noch von einer Parität zwischen den Neubau- und den Sanierungskosten gesprochen habe, "waren die späteren Aussagen des Landrats zum Teil innerhalb einer Sitzung um mehr als 50 Prozent schwankend. " Stockmaier wundert sich: "Wie kann es sein, dass sich der Kreistag gegen einen Neubau entscheidet, wenn die Aussagen von Seiten des Landrates zu den Kosten zwischen 70 und 130 Millionen Euro liegen? "

Aber auch aus grundsätzlichen gesundheitspolitischen Erwägungen heraus favorisieren die Liberalen einen Neubau: Mit der Sanierung behalte die Ilmtalklinik ein Haus mit etwa 220 Betten. Nach Aussage von führenden Krankenkassen und der Bundesregierung müsse man aber davon ausgehen, dass Häuser dieser Größenordnung "in Zukunft nicht mehr tragfähig sein werden", so Stockmaier in einer Presseerklärung zu diesem Thema. Daran würde auch das von Landrat Wolf ins Gespräch gebrachte zusätzliche Modulgebäude, mit dem die Bettenzahl auf 300 steigen könnte, nichts ändern, so die Einschätzung der FDP-Kreisräte. Ihre Forderung: Die Kreisräte müssen von kompetenter Seite eine Einschätzung und seriöse Zahlen erhalten, damit ihre Entscheidung nicht nur auf "vage Vermutungen" gestützt sei. Darüber hinaus müsse auch der Bedarf und die Möglichkeit einer Nutzungsänderung des bestehenden Klinik-Gebäudes geprüft werden. Stockmaier: "Ein Ärztezentrum, ein Pflegeheim und ein Hospiz wären ideale Ergänzungen zu einer neuen Klinik - und der Bedarf im Landkreis ist immens. "

Zu bedenken gibt die FDP auch, dass der Landkreis mit der Sanierung über mehrere Jahrzehnte an die Größe der Klinik gebunden sein würde. Für etwa 120000 Einwohner würden also 220 Krankenhausbetten vorgehalten und die Sanierung werde über viele Jahre eine große Belastung für Patienten und Mitarbeiter der Klinik mit sich bringen. Bei einem Neubau hätte der Landkreis dagegen nicht nur Flexibilität hinsichtlich der Bettenzahl, wirbt die FDP für diese Variante, "auch die Voraussetzungen für die technischen Neuerungen wären hier besser und mit einem Neubau würde das Krankenhaus auch einen Imagewechsel erfahren".

Die FDP-Fraktion bekräftigt, dass sie "zu 100 Prozent hinter unserer Klinik in kommunaler Hand steht". Die Zukunft dieses Hauses dürfe aber nicht auf der Basis des parteipolitischen Klein-Klein entschieden werden. Stockmaier: "Die Gesundheit der Bevölkerung ist ein Anliegen aller Kreistagsfraktionen. Wir bitten zu bedenken, dass auch die Argumente einer kleinen Fraktion einmal richtig sein können, wenn es im Kreistag keine Mehrheit dafür gibt. Im Fall unseres wichtigen Krankenhauses sollten wir uns aber hier keine Denkverbote erteilen und uns nicht scheuen, die Fakten zu den Rahmenbedingungen genau zu ermitteln. "